Auf der Regionalveranstaltung "Knappe MITTEL – schwerer STAND! Geht dem Mittelstand das Geld aus?", Teil einer landesweiten Informationskampagne für mittelständische Unternehmen, sprach sich Günter Eymael, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, in Daun dafür aus, die Eigenkapitalbasis der mittelständischen Unternehmen zu stärken. "Die Eigenkapitalausstattung des deutschen Mittelstandes ist - nicht zuletzt durch die Steuergesetzgebung der vergangenen Jahre – häufig zu schwach, um neue Produkte bzw. Dienstleistungen zu entwickeln, neue Produktionsanlagen zu planen bzw. umzusetzen oder um sich neue Märkte zu erschließen", argumentierte der Staatssekretär. Partner der Veranstaltung sind die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) GmbH, die rheinland-pfälzischen Sparkassen, die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Land, das Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V. (IDW), die Steuerberaterkammer Rheinland-Pfalz, die Industrie- und Handelskammern und die Handwerkskammern. Unterstützt wird die Aktion von der Radiowelle SWR1 Rheinland-Pfalz.
Um den mittelständischen Unternehmen weiterhin den Zugang zu Finanzmitteln zu erhalten, wolle das Wirtschaftsministerium gemeinsam mit der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) GmbH das Instrumentarium von Beteiligungsmöglichkeiten weiter ausbauen. "Aufgabe der ISB ist es, gemeinsam mit der Kreditwirtschaft die Unternehmen auf diesem Weg zu begleiten", erklärte Hans-Joachim Metternich, Sprecher der ISB-Geschäftsführung. Dem Mittelstand stünden, so Metternich, neben der Kreditfinanzierung so genannte Mezzanine und Beteiligungsfinanzierungen sowie Factoring, Verbriefung künftiger Zahlungsströme in Form von "asset backet securities" oder Nachrangdarlehen zur Verfügung. Darüber hinaus sollten verstärkt öffentliche Bürgschaften in Finanzierungskonzepte eingebunden werden, betonte Jakob Schmid, Geschäftsführer der ISB. Schmid referierte bei der Veranstaltung zum Thema "Wachstum des Mittelstandes über mehr Eigenkapital".
Die schwache Eigenkapitalausstattung der Unternehmen führt nach Ansicht von Staatssekretär Eymael zu einer größeren Abhängigkeit von Fremdkapital, gleichzeitig steigen die Kosten für die Aufnahme von Fremdkapital. "Dies und die neuen Anforderungen zur Risikobewertung nach Basel II sorgen heute dafür, dass mittelständische Unternehmen auf Grund fehlender finanzieller Mittel an Flexibilität verlieren", resümierte Eymael. Dies habe zur Folge, dass innovative mittelständische Unternehmen, die zweistellige Umsatzzuwächse haben und Gewinne erwirtschaften, ihr Umsatzwachstum nicht finanzieren können, weil die Mittel nicht mehr ausreichen. Der Wert der zerschlagenen Unternehmen bemesse sich aber nicht nur nach den Mitarbeitern, Grundstücken, Gebäuden und Maschinen. Auch immaterielle Werte wie die oftmals jahrelange Erfahrung eines Mittelständlers gingen verloren.
Eymael betonte, dass sich glücklicherweise in Rheinland-Pfalz bereits erste positive Tendenzen bei der Finanzierung durch die Banken aufzeigen. Bei den 27 rheinland-pfälzischen Sparkassen werde die traditionelle Mittelstandsfinanzierung als wichtige Form der Unternehmensfinanzierung "groß geschrieben". "Die rheinland-pfälzischen Sparkassen und ihre Landesbank stehen dem Mittelstand in besonderer Weise als Hausbanken zur Seite, vergrößern dessen unternehmerischen Handlungsspielraum und tragen so zur Bewahrung und Stärkung wettbewerbsfähiger regionaler Wirtschaftsstrukturen bei", so Dieter Grau, Vorsitzender des Vorstandes der Kreissparkasse Daun. Dieses große Engagement sei Ausdruck der hohen Interessenidentität zwischen Sparkassen und Landesbank und der gewerblichen Wirtschaft in Rheinland-Pfalz. "Die Beratung und Finanzierung der mittelständischen Wirtschaft gehört zum Kern ihrer Geschäftspolitik. Sparkassen und Landesbank werden auch in Zukunft jedes wirtschaftlich sinnvolle Projekt finanziell begleiten, denn sie stehen für eine unternehmerische Kultur, die Gewinnorientierung mit gesellschaftlicher Verantwortung verbindet", sagte Grau. Positiv äußerte sich auch Friedhelm Flamm, Geschäftsführer der Firma TechniSat Digital GmbH: "Für eine erfolgreiche Finanzierung der Pläne ist unsere Hausbank, die Sparkasse, besonders wichtig."
"Unsere Firmenkunden haben Anspruch auf 'Finanzierung nach Maß', und unser Job ist, diese Maßarbeit passgenau auf die Herausforderungen der Unternehmen zuzuschneiden", fasst Elmar Schmitz, Mitglied des Vorstandes der Volksbank RheinAhrEifel eG, die Anforderungen an die aktuelle Finanzierungspraxis zusammen. "Der klassische Kredit bleibt dabei unser Basisangebot, dass wir mit innovativen Leistungen wie z. B. Leasing oder Factoring zum Kundennutzen erweitern", so der Volksbank-Vorstand, dessen Institut mehre 1 000 Unternehmen in den Regionen Eifel, Rhein und Ahr betreut. "Ohne die Kompetenz unserer Volksbank, die uns in Fragen der Finanzierungen berät, hätte so manches Projekt nicht verwirklicht werden können", betonte Kurt Römer, geschäftsführender Gesellschafter der Ticket International GmbH Co. KG.
"Die Veranstaltungsreihe "Knappe MITTEL – schwerer STAND! Geht dem Mittelstand das Geld aus?" sehen wir als eine Initiative zur Förderung des Mittelstands, bei der Wirtschaftsprüfer eine gewichtige Rolle spielen können" betonte Prof. Dr. Klaus-Peter Naumann, Vorstandssprecher des IDW. Wirtschaftsprüfer kennen Naumann zufolge die finanziellen Sorgen ihrer mittelständischen Mandanten und wissen häufig genau Bescheid, wo im Einzelfall die Probleme liegen können. Aus diesem Grund begleiten sie als verlässlicher Partner ihre Mandanten häufig bei den Gesprächen mit den finanzierenden Banken, unterstützen sie bei der Erstellung von Finanzierungskonzepten, der Vorbereitung von Investitionsvorhaben und auch bei Entscheidungen zur Unternehmensgestaltung für den Mittelstand.
Ohne dass ihnen Jahresabschlüsse, Planungsrechnungen für die zukünftige Liquiditäts- und Ertragslage sowie umfassende und zeitnahe betriebliche Informationen zu Themen wie Unternehmensziele, Marktstellung oder Produktentwicklung des betroffenen Unternehmens vorliegen, werden die Kreditinstitute kaum noch Kreditentscheidungen treffen. Als die typischen Berater der mittelständischen Unternehmen unterstützen die Steuerberater ihre Mandanten auch hierbei. Walter Mock, Mitglied des Vorstandes der Steuerberaterkammer Rheinland-Pfalz betonte jedoch, dass anstehende Investitionsentscheidungen von Unternehmen zuvor sorgfältig geplant werden sollten. Der Steuerberater hilft daher bereits im Vorfeld, die steuerlich und betriebswirtschaftlich günstigste Variante zu ermitteln. Wird dann die Investition über einen Bankkredit finanziert, steht der Steuerberater seinem Mandanten auch bei der Zusammenstellung und Aufbereitung der notwendigen Zahlen und Unterlagen für die Banken zur Seite.
Kompetente Beratung erhalten die Unternehmen auch durch die Kammern des Landes. Existenzgründer als künftige Mittelständler haben in besonderem Maße mit unzureichendem Eigenkapital als spezifischem Problem zu kämpfen und bedürfen umfassender Beratung. "Die IHKs und HwKs haben in Rheinland-Pfalz mit ihren 26 Starterzentren ein flächendeckendes Beratungsnetz für Existenzgründer geknüpft, an dem auch Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und die ISB als Partner beteiligt sind", so der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Trier, Arne Rössel. Dort helfen die Berater bei der Prüfung von Geschäftsideen, der Entwicklung von Unternehmenskonzepten, der Auswahl staatlicher Förderprogramme und der Wahl der geeigneten Rechtsform. Denn nur ein tragfähiger Businessplan kann auch Kreditgeber überzeugen. Um die Finanzierung generell von Investitionsvorhaben zu erleichtern, beteiligen sich die IHKs in Rheinland-Pfalz an den Sonderhaftungsfonds, Kreditbürgschaften und Beteiligungsgarantien. Damit stärken sie die Eigenkapitalbasis der mittelständischen Wirtschaft und ersetzen so fehlende Sicherheiten bei Finanzierungsvorhaben. Zusätzlich stehen die IHKs beratend zur Seite, wenn es um die Nachfolge für eingeführte Unternehmen geht, damit solide Firmen am Markt bleiben.
Laut Rudi Müller, Präsident der Handwerkskammer Trier, gibt es drei handfeste Gründe, warum Handwerksbetriebe zurzeit Finanzierungsprobleme haben. "Erstens herrscht in der Wirtschaft eine schwache Konjunktur mit rückläufigen Erträgen. Zweitens zahlen viele Kunden ihre Rechnungen verspätet oder gar nicht. Drittens sind ausgerechnet in dieser Situation die Banken mit ihrer Kreditvergabe spürbar zurückhaltender", sagte Müller. Müller wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass vor diesem Hintergrund die Bürgschaften der Kreditgarantiegemeinschaft für das rheinland-pfälzische Handwerk für die Besicherung von Krediten an Bedeutung gewinnen werden. Er appellierte an die Handwerksbetriebe, sich bei Finanzierungsfragen oder Finanzierungsproblemen frühzeitig an die Betriebsberater der Handwerkskammer Trier zu wenden.
Die nächste Veranstaltung "Knappe MITTEL – schwerer STAND! Geht dem Mittelstand das Geld aus?" findet am Mittwoch, 7. Dezember 2005, in Idar-Oberstein statt.