Die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) hat im vergangenen Jahr im Rahmen der Wirtschafts- und Wohnraumförderung ihr Neugeschäftsvolumen um 66 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro gesteigert und die Anzahl der Zusagen um 33 Prozent erhöht. Am stärksten nachgefragt wurden das Wohneigentumsprogramm, Kredite für Investitionen des Mittelstandes und kommunale Infrastrukturmaßnahmen; in allen Segmenten konnte die ISB deutliche Zuwächse verbuchen.
„Das konjunkturelle Umfeld mit der lang andauernden Niedrigzinsphase stellt die Förderbanken vor große Herausforderungen“, sagte der Verwaltungsratsvorsitzende der ISB, Finanzstaatssekretär Dr. Stephan Weinberg anlässlich der Pressekonferenz der ISB zum Jahresauftakt. „Deshalb ist es umso erfreulicher, dass die ISB ihr Förderergebnis in einem solchen Ausmaß gesteigert hat.“
Dies bekräftigte ISB-Vorstandssprecher Ulrich Dexheimer: „Günstige Förderdarlehen sind das eine. Das andere ist, dass wir den Bedarf im Land kennen und mit unseren Produkten die passenden Lösungen bieten. Der Förderauftrag steht im Fokus, wir sind nicht dazu da, Gewinne zu maximieren.“ Der voraussichtliche Jahresüberschuss der ISB liege bei rund 600.000 Euro. Die Bilanzsumme habe die landeseigene Förderbank nach den vorläufigen Zahlen geplant um ca. 0,9 Milliarden Euro auf 8,3 Milliarden Euro zurückgefahren.
Soziale Wohnraumförderung
„Bei der sozialen Wohnraumförderung haben wir im Jahr 2018 den höchsten Stand seit 2012 erreicht. Das belegt, dass das Land auf die richtigen Förderbausteine setzt“, hob Weinberg hervor. Im Jahr 2018 wurden mit den Programmen des Landes zur sozialen Wohnraumförderung insgesamt 3.008 Wohneinheiten (2017: 2.190 Wohneinheiten) mit einem Volumen von knapp 236 Millionen Euro (2017: rund 161 Millionen Euro) gefördert. Zusätzlich lagen zum Jahresende 2018 noch offene Anträge für über 800 Wohneinheiten bei der ISB vor, die kurzfristig bearbeitet werden. Die Nachfrage belief sich im Jahr 2018 somit insgesamt auf 3.811 Wohneinheiten, was einem Fördervolumen von über 300 Millionen Euro entspricht. „Ein bezahlbares und bedarfsgerechtes Zuhause für alle Menschen ist zu einer der wichtigsten sozialen Fragen unserer Zeit geworden. Die soziale Wohnraumförderung leistet dazu einen wichtigen Beitrag“, sagte Weinberg.
Besonders gut wurde das Wohneigentumsprogramm nachgefragt: Mit Darlehen in Höhe von 165,6 Millionen Euro (+ 84 Prozent) hat die ISB 1.959 Wohneinheiten gefördert. Hinzu kommen Tilgungszuschüsse in Höhe von 8,4 Millionen Euro.
Das Volumen zur Förderung von Mietwohnungen ist im vergangenen Jahr insgesamt zwar leicht (von 66,5 Millionen Euro auf 60,5 Millionen Euro einschließlich Tilgungszuschüsse sowie Zuschüsse für den Erwerb von allgemeinen Belegungsrechten) gesunken. Es wurden damit jedoch 999 Wohneinheiten (2017: 845 Wohneinheiten) gefördert. „Wir bewegen uns im Mietwohnungsprogramm auf hohem Niveau“, erläuterte Weinberg. „Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in Städten und Ballungsgebieten kann oft wegen fehlender Grundstücke und ausgelasteter Kapazitäten der Handwerker nicht komplett befriedigt werden.“ Dennoch lohne sich der geförderte Wohnungsbau für Investoren dank hoher Vermietungsquote und dauerhaft stabiler Gesamtrendite.
Wirtschaftsförderung
Im Bereich der Wirtschaftsförderung verzeichnet die ISB im Jahr 2018 einen Anstieg der Fördervolumina um 30 Prozent auf 333,2 Millionen Euro bei 1.529 Förderzusagen (Vorjahr 1.410). Besonders stark haben sich die Darlehen für Investitionen und Betriebsmittel entwickelt: Mit 263 Millionen Euro (+ 35 Prozent) hat die ISB 805 Zusagen (Vorjahr 697) ausgesprochen.
Die im Rahmen der Förderperiode des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) von der ISB umgesetzten Programme wurden wie im Vorjahr sehr gut angenommen. In der Investitionsförderung gewährte die ISB Zuschüsse in Höhe von 28,7 Millionen Euro (+ 9 Prozent); die Technologie- und Innovationsförderung sowie die übrigen Zuschussprogramme befinden sich mit 4,3 Millionen Euro auf Vorjahresniveau.
Mit einem Volumen in Höhe von 14,6 Millionen Euro ist die ISB im Rahmen des Venture-Capital-Geschäftes im vergangenen Jahr 100 neue Beteiligungen an jungen Unternehmen eingegangen (Vorjahr 94). „In Rheinland-Pfalz sind wir mit einem Bestand von ca. 74 Millionen Euro in rund 600 Beteiligungen führender Eigenkapitalgeber für Start-ups in Früh- und Wachstumsphasen. Die ISB ist in der Gründerszene präsent und sehr gut vernetzt“, sagte Dexheimer.
Die erneute Steigerung im Bürgschaftsgeschäft von 16,1 auf 22,7 Millionen Euro (+ 41 Prozent) verdeutlicht den hohen Bedarf sowie das Gewicht der ISB in diesem Segment. Die Absicherung durch Bürgschaften ermöglicht den Hausbanken, vor allem Sprunginvestitionen und Unternehmensübernahmen darzustellen.
Kommunale Infrastrukturmaßnahmen
Im Rahmen der Finanzierung von Kommunen ist das Neugeschäft im Geschäftsjahr 2018 auf rund 1,1 Milliarden Euro (Vorjahr 582,2 Millionen Euro, + 86 Prozent) deutlich gestiegen. Die ISB beschränkt sich weiterhin auf die Finanzierung von Projekten rheinland-pfälzischer Gebietskörperschaften.
Ausblick
Aufgrund der stabilen Konjunkturaussichten und der bedarfsgerechten Produkte geht die ISB sowohl in der Wohnraum- als auch in der Wirtschaftsförderung von einem konstant hohen Neugeschäft aus.
Vor dem Hintergrund der sinkenden Betriebsergebnisse durch Niedrigzinsen, Pensionslasten und steigenden Regulierungskosten haben sich Finanz- und Wirtschaftsministerium gemeinsam mit dem ISB-Vorstand bereits 2017 entschlossen, mithilfe externer Berater ein Zukunftskonzept für die ISB zu entwickeln. Ziel ist, die Förderbank perspektivisch ertragreicher und zukunftssicher aufzustellen. Nach einer Grobanalyse wurden bis Ende 2018 in diversen Handlungsfeldern neue Geschäftsfelder, Produkte und Produktmodifikationen identifiziert, die innerhalb der nächsten drei Jahre durch ISB und Ministerien in Eigenregie umgesetzt werden. „Mit der Umsetzung der Maßnahmen haben ISB und Trägerministerien bereits punktuell begonnen. Die signifikante Steigerung des Neugeschäftes zeigt: Die ISB hat großes Potenzial und ist unverzichtbar bei der Umsetzung der Förderprogramme“, betonte Weinberg.