Wohnungsmarkt Rheinland-Pfalz: Verbesserung der Wohnraumversorgung

Steigende Energiepreise, Klimawandel, Verknappung von Rohstoffen und Fachkräftemangel: Zahlreiche Herausforderungen bestimmen die derzeitige Wohn- und Bausituation. Im vergangenen Jahr hat sich die Wohnraumversorgung im Land weiter verbessert. Die seit dem Jahr 2000 höchste Zahl an Baugenehmigungen zeigt aber auch, dass Wohnraum, der den Anforderungen entspricht, dringend benötigt wird. Über die Wohnungsmarktsituation in Rheinland-Pfalz berichteten in einer gemeinsamen Pressekonferenz in Mainz die rheinland-pfälzische Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen, Marcel Hürter, Präsident des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz und Dr. Ulrich Link, Mitglied des Vorstandes der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB), und stellten in dem Zusammenhang die neu aufgelegte Publikation „Wohnungsmarktbeobachtung Rheinland-Pfalz“ vor. 
 
„Die kontinuierliche und qualifizierte Wohnungsmarktbeobachtung ist ein unverzichtbarer Grundstein, um Initiativen, Instrumente und Lösungen auch weiterhin zielgenau für die vielfältigen wohnungspolitischen Herausforderungen in unserem Land entwickeln zu können“, sagte Ministerin Ahnen. 
  
Baugenehmigungen auf höchstem Stand seit der Jahrtausendwende 
  
Die Zahl der Baugenehmigungen ist im Jahr 2021 kräftig gestiegen, der Trend des Vorjahres setzte sich somit fort. Es wurde der Bau von knapp 19.000 Wohnungen genehmigt und damit 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Gesamtzahl genehmigter Wohnungen erreichte den höchsten Stand seit dem Jahr 2000. „Das Plus bei den genehmigten Neubauwohnungen erstreckt sich auf alle Wohngebäudearten. Besonders hoch ist die Zunahme im Bereich der Zweifamilienhäuser, hier wurden 32 Prozent mehr genehmigt als 2020“, führte Marcel Hürter, Präsident des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz, aus. „Hinzu kommen zum Jahresende 2021 noch gut 40.300 Wohnungen, die sich im Bauüberhang befinden.“ Seit 2010 übersteige die Zahl genehmigter Wohnungen durchgängig die Fertigstellungen, führte Hürter aus. Hierdurch habe sich ein sehr hoher Überhang an genehmigten, aber noch nicht fertiggestellten Wohnungen aufgebaut. Dafür dürfte nicht zuletzt der zunehmende Fachkräftemangel verantwortlich sein, der sich auch in der Baubranche immer stärker bemerkbar macht. „Die Mehrzahl der Baugenehmigungen lag zum Jahresende 2021 weniger als zwei Jahre zurück und in zwei von drei Fällen wurde mit dem Bauvorhaben bereits begonnen“, so Hürter weiter. 
   
Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl sind 2021 im Eifelkreis Bitburg-Prüm mit 8,7 Wohnungen die meisten Baugenehmigungen erteilt worden. Den geringsten Wert weist – wie in den beiden Vorjahren – mit 0,9 Wohnungen Frankenthal aus. Im Landesmittel wurden je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner 4,6 Wohnungen genehmigt (Vorjahr 4,1). 
  
Die Zahl fertiggestellter Wohnungen ist leicht angestiegen: Mit 13.800 Wohnungen waren es 0,3 Prozent mehr Fertigstellungen als im Vorjahr. Erstmals seit 1996 stellten Wohnungen in Mehrfamilienhäusern mit 50 Prozent die absolute Mehrheit der fertiggestellten Neubauwohnungen. Je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner wurden 2021 landesweit insgesamt 3,4 Wohnungen im Neubau und im Bestand fertiggestellt. Während sich die Baufertigstellungen von Wohnungen gemessen an der Einwohnerzahl in den Landkreisen leicht auf 3,5 erhöhten, ging der Wert in den kreisfreien Städten auf 2,9 zurück. Die höchste Baufertigstellungsintensität verzeichnete 2021 der Landkreis Cochem-Zell mit 6,1 Wohnungen je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Bei den kreisfreien Städten erreichten Landau in der Pfalz, Neustadt an der Weinstraße und die Landeshauptstadt Mainz die meisten Baufertigstellungen. Der stärkste Rückgang an fertiggestellten Wohnungen im Vergleich zum Vorjahr errechnet sich mit einem Minus von 76 Prozent für den Landkreis Neuwied, der 2020 die höchste Bauintensität ausgewiesen hatte. 
    
Neuvertragsmieten steigen weiter 

  
Die Wohnungsmieten in Rheinland-Pfalz sind weiterhin gestiegen. Die monatliche Nettokaltmiete, die im Mittel für neu zu vermietende Geschosswohnungen verlangt wurde, lag im ersten Halbjahr 2022 bei 8,54 Euro je Quadratmeter Wohnfläche – 6,2 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2021. Am teuersten sind Neuvertragsmieten in der Landeshauptstadt Mainz mit 12,54 Euro pro Quadratmeter, gefolgt von den Verbandsgemeinden Budenheim und Bodenheim mit 10,78 Euro beziehungsweise 10,71 Euro sowie von der verbandsfreien Stadt Ingelheim mit 10,34 Euro pro Quadratmeter. Exakt 10 Euro je Quadratmeter wurden unter anderem in den kreisfreien Städten Trier und Speyer verlangt. Die mit Abstand höchste Steigerungsrate verzeichnet der Eifelkreis Bitburg-Prüm (+ 15 Prozent). 
   
Auch im Bereich des Wohneigentums halten die Preissteigerungen an: Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 sind die Preise für den Kauf einer Eigentumswohnung um 8,4 Prozent gestiegen.  
    
Die kräftigen Preissteigerungen bei den Ein- und Zweifamilienhäusern setzten sich fort. Der mittlere Angebotspreis für Ein- und Zweifamilienhäuser nahm binnen Jahresfrist um 13 Prozent zu. Im Mittel wurden in der ersten Jahreshälfte 2022 Ein- und Zweifamilienhäuser für 2.170 Euro je Quadratmeter Wohnfläche angeboten. Außer im Landkreis Ahrweiler, der von der Flutkatastrophe betroffen war, stiegen die Preise in allen kreisfreien Städten und Landkreisen. Die stärkste Zunahme verzeichnete, allerdings von einem recht geringen Niveau ausgehend, Pirmasens mit einem Plus von 30 Prozent auf 1.760 Euro je Quadratmeter. 
  
Soziale Wohnraumförderung gefragt 
  
„Die Wohnungsmarktbeobachtung ist ein wirkungsvolles Instrument, um unsere Wohnungspolitik gezielt an die bestehenden Bedarfe anzupassen. Mit unserer sozialen Wohnraumförderung haben wir Instrumente geschaffen, die eine attraktive und ausgewogene Förderkulisse für die vielfältigen Bedarfe bieten. Hinzu kommen die in diesem Jahr neu eingeführten Klimabausteine, mit denen wir Anreize für den energetisch hochwertigen Neubau einerseits und die energetische Modernisierung geben“, erläuterte Ahnen. „Insgesamt haben wir im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz über alle Wohnraumprogramme hinweg 1.886 Wohneinheiten mit einem Volumen in Höhe von 192,2 Millionen Euro gefördert. Die meisten Wohneinheiten im Bereich der kreisfreien Städte konnten in Ludwigshafen und Mainz gefördert werden. Die Wohnraumförderung greift also in besonderem Maße dort, wo sie dringend gebraucht wird. Seit 2018 sind insgesamt rund eine Milliarde Euro in den sozialen Wohnungsbau in Rheinland-Pfalz geflossen“, so Ahnen.  
    
Auf Landkreisebene war der Landkreis Mainz-Bingen mit 125 geförderten Wohneinheiten in Höhe von 19,3 Millionen Euro mit großem Abstand Spitzenreiter. „In den Ballungsgebieten und in deren Einzugsgebieten ist Wohnraum besonders stark nachgefragt“, bekräftigte ISB-Vorstandsmitglied Dr. Ulrich Link und ergänzte: „Neben der Umsetzung der Programme der sozialen Wohnraumförderung bieten wir seit Mitte 2021 mit dem Darlehen Wohneigentum Universell ein eigenes Programm an, das nicht an die Vorgaben und günstigen Konditionen der Wohnraumförderung gekoppelt ist und sich an alle Haushalte in Rheinland-Pfalz richtet.“ In den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres habe die ISB 140 Anträge (Vorjahr 75 Anträge) in Höhe von 12,4 Millionen Euro (Vorjahr 6,9 Millionen Euro) bewilligt.  
   
Weiterführende Informationen liefert die Publikation „Wohnungsmarktbeobachtung Rheinland-Pfalz 2022“, abrufbar im Internet unter www.isb.rlp.de. Zudem stellt das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz unter der Adresse https://www.statistik.rlp.de/de/wirtschaftsbereiche/bautaetigkeit-wohnungen/wohnungsmarkt/ ergänzende Daten, Tabellen, Diagramme und Karten zum Download zur Verfügung. 

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Claudia Wichmann
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