Die Wohnraumversorgung in Rheinland-Pfalz verbesserte sich 2020 das fünfte Jahr in Folge. Nach einem Rückgang im Vorjahr wurden wieder mehr Baugenehmigungen erteilt. Angestiegen sind die Kaufpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser im Land – neben der Entwicklung der Baugenehmigungszahlen ein Indiz dafür, dass sich diese Wohnformen in Corona-Zeiten wachsender Beliebtheit erfreuen. Diese und weitere Erkenntnisse liefert die aktuelle „Wohnungsmarktbeobachtung Rheinland-Pfalz“, die vom Ministerium der Finanzen gemeinsam mit dem Statistischen Landesamt Rheinland-Pfalz und der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) in Mainz vorgestellt wurde.
„Erfreulich ist, dass sich die Wohnraumversorgung in Rheinland-Pfalz insgesamt – trotz einer um rund 4.500 Einwohner gestiegenen Bevölkerungszahl – bereits das fünfte Jahr in Folge verbessert hat. Die Zahl der Wohnungen nahm um 13.700 beziehungsweise um 0,6 Prozent auf 2,13 Millionen zu“, sagte Finanz- und Baustaatssekretär Dr. Stephan Weinberg.
Baugenehmigungen legen zu
Nach einem Rückgang im Vorjahr ist die Zahl der genehmigten Wohnungen 2020 wieder gestiegen: Es wurden 16.700 genehmigt, davon 14.400 Neubauwohnungen. In den vergangenen zwanzig Jahren wurden nur 2003 und 2016 mehr Wohnungen genehmigt. „Das Plus bei den genehmigten Neubauwohnungen erstreckt sich auf alle Wohngebäudearten. Die Baugenehmigungen lagen in den Landkreisen etwas höher als in den kreisfreien Städten“, führte Marcel Hürter, Präsident des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz, aus. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl seien in Landau mit 7,9 Wohnungen das vierte Jahr in Folge die mit Abstand meisten Baugenehmigungen erteilt worden. Den geringsten Wert weise Frankenthal mit 1,1 Wohnungen aus, im Landesmittel wurden je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner 4,1 Wohnungen genehmigt.
Die Zahl fertiggestellter Wohnungen blieb auf einem hohen Niveau – mit 12.100 Wohnungen waren es 0,5 Prozent weniger Fertigstellungen als im Vorjahr. Die meisten fertiggestellten Wohnungen – sowohl absolut als auch relativ zur Einwohnerzahl – wurden mit 9,1 fertiggestellten Wohnungen je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner im Landkreis Neuwied registriert. Den zweiten Platz belegte die kreisfreie Stadt Trier mit 6,4 Wohnungen. Im Landkreis Mainz-Bingen, der 2018 und 2019 die landesweit höchste Wohnbauintensität ausgewiesen hatte, brachen die Baufertigstellungen 2020 um beinahe vier Fünftel ein.
Neuvertragsmieten steigen schneller
Die Wohnungsmieten in Rheinland-Pfalz sind weiter gestiegen. Dabei hat sich der Anstieg beschleunigt. Die monatliche Nettokaltmiete, die im Mittel für neu zu vermietende Geschosswohnungen verlangt wurde, lag im ersten Halbjahr 2021 bei 8,04 Euro je Quadratmeter Wohnfläche – 6,1 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2020. Mit Abstand am teuersten sind die Mieten in der Landeshauptstadt Mainz mit 12 Euro pro Quadratmeter, gefolgt von den Verbandsgemeinden Budenheim und Bodenheim mit 10,36 Euro beziehungsweise 10 Euro pro Quadratmeter.
Auch im Bereich des Wohneigentums halten die Preissteigerungen an: Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 sind die Preise für den Kauf einer Eigentumswohnung um 10 Prozent gestiegen. Die teuersten Wohnungen gab es in den kreisfreien Städten Mainz (4.160 Euro pro Quadratmeter), Trier und Speyer (3.762 beziehungsweise 3.692 Euro pro Quadratmeter).
Die Ein- und Zweifamilienhäuser im Land erlebten einen Preissprung. Der mittlere Angebotspreis für Ein- und Zweifamilienhäuser nahm binnen Jahresfrist um 16 Prozent zu. Wurden im ersten Halbjahr 2020 noch 1.669 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche verlangt, waren es in der ersten Jahreshälfte 2021 1.928 Euro pro Quadratmeter. Die Preise stiegen auf breiter Front in allen kreisfreien Städten und Landkreisen. Die mäßigste Preisentwicklung gab es in Frankenthal (+ 8,5 Prozent). Im Landkreis Cochem-Zell betrug das Wachstum 35 Prozent.
Soziale Wohnraumförderung gefragt
„Die Wohnungsmarktbeobachtung ist ein wirkungsvolles Instrument, um unsere Wohnungspolitik gezielt an die bestehenden Bedarfe anzupassen. Wir sehen, dass der Bedarf an bezahlbaren Wohnungen insbesondere in den Schwarmstädten und deren Einzugsgebieten weiterhin groß bleibt. Das macht sich bei den Förderzahlen bemerkbar: Insgesamt haben wir im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz über alle Wohnraumprogramme hinweg 2.848 Wohneinheiten mit einem Volumen in Höhe von 337,7 Millionen Euro gefördert“, so Weinberg.
In Mainz wurde im Rahmen der Schaffung bezahlbarer Mietwohnungen mit 92,4 Millionen Euro für 784 Wohneinheiten das mit Abstand höchste Fördervolumen und die meisten Wohneinheiten bewilligt. Auf Landkreisebene waren die Landkreise Mainz-Bingen und Mayen-Koblenz Spitzenreiter mit 104 geförderten Wohneinheiten in Höhe von 9,6 Millionen Euro bzw. 95 Wohneinheiten in Höhe von 10,7 Millionen Euro. „In den Ballungsgebieten und in deren Einzugsgebieten ist bezahlbarer Wohnraum besonders stark nachgefragt“, bekräftigte ISB-Vorstandsmitglied Dr. Ulrich Link. Die ISB habe 2020 insgesamt 1.643 Mietwohneinheiten mit einem Volumen in Höhe von 197,2 Millionen Euro gefördert.
Weiterführende Informationen liefert die Publikation „Wohnungsmarktbeobachtung Rheinland-Pfalz 2021“.
Zudem stellt das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz unter der Adresse www.statistik.rlp.de/fileadmin/dokumente/nach_themen/wob/sonstige_Dateien/Wohnungsmarkt.pdf ergänzende Daten, Tabellen, Diagramme und Karten zum Download zur Verfügung.