Preisverleihung "Erfinderforum 2006" zeigt Innovationsgeist und Praxisverstand im Land

Beim Erfinderforum 2006 hat der stellvertretende Ministerpräsident, Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage, zehn Preise im Gesamtwert von 32.500 EUR an rheinland-pfälzische Erfinder vergeben. Im Erfinderforum werden alle zwei Jahre Innovationen ausgezeichnet, die technologischen Fortschritt und wirtschaftliche Umsetzbarkeit miteinander verbinden. Bauckhage wertete die ausgezeichneten Ideen der Preisträger als nachvollziehbare Beweise für die auch außerhalb der Landesgrenzen anerkannte Forschungsinfrastruktur und das funktionierende Netzwerk von Institutionen, die den Technologietransfer aus Hochschulen und Forschung in die Unternehmen unterstützen. "Die zehn als preiswürdig ausgewählten Erfindungen zeigen: Wir haben hier in Rheinland-Pfalz mit unserer Technologiepolitik die Weichen richtig gestellt, um auch in Zeiten knapper Kassen eine gesunde Infrastruktur und attraktive Rahmenbedingungen für innovative Unternehmen zu schaffen", so Bauckhage. Die breite Palette der eingereichten Innovationen zeige, dass der Wirtschaftsstandort zukunftsfähig sei.

Insgesamt 43 Unternehmen, Institute und Einzelpersonen haben ihre Erfindungen zur Begutachtung durch eine Jury bestehend aus Vertretern von Wissenschaft und Wirtschaft eingereicht. "Wir freuen uns über die steigende Zahl an Bewerbungen für den Preis, denn dies ist für uns als zentrales Förderinstitut des Landes ein gutes Zeichen für das günstige Innovationsklima", bewertet Hans-Joachim Metternich, Sprecher der Geschäftsführung der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) GmbH, das Interesse an dem 1998 erstmals ausgeschriebenen Erfinderpreis. Wichtig ist für ihn der Transfer der Innovationen in die Wirtschaft: "Im Vordergrund steht die Anwendbarkeit der Ideen für eine wirtschaftliche Nutzung, denn Fortschritt muss auch machbar und bezahlbar sein" so Metternich. Im Rahmen des Erfinderforums überreichten Minister Bauckhage und Hans-Joachim Metternich an drei Preisträger Prämien im Werte von je 5.000 EUR; sieben Preisträger wurden für ihre Erfindungen mit Prämien im Werte von je 2.500 EUR ausgezeichnet.

Die Erfinderpreisträger und ihre Erfindungen:

Mit einer Gewinn-Prämie von jeweils 5.000 EUR werden ausgezeichnet:

  • Firma HPT Hirsch Prüftechnik GmbH, Herr Dr.-Ing. Peter Hirsch; 66482 Zweibrücken

    Erfindung: Prüfvorrichtung

    Bei der Herstellung von Werkstücken, wie z.B. große Zahnräder, Wellen, Schmiedeteile oder Turbinenrädern bzw. Guss- und Stahlbauteile, ist es erforderlich diese auf Materialfehlerfreiheit zu überprüfen. Ein häufiger Fehler ist das Auftreten von Rissen in der Oberfläche. Bei der Oberflächenrissprüfung wird durch das zu untersuchende Material ein Gleichstromimpuls gesendet, um Materialfehler anhand der Streufelder sichtbar zu machen. Bei bestimmten Anwendungen ist überdies auch eine Werkstückmagnetisierung erforderlich. Allerdings ist eine Entmagnetisierung von Werkstücken bei kritischen Anwendungen, wie z.B. im Flugzeug und/oder U-Boot-Bau aber auch für verschiedene andere industrielle Anwendungen erforderlich.

    Bei dem neu entwickelten Verfahren von Herrn Dr.-Ing. Hirsch Firma von der HPT Hirsch Prüftechnik GmbH können Stahlbauteile mit Gleichstromimpulse zum einen auf Oberflächenrisse geprüft und zum anderen auch entmagnetisiert werden. Im Gegensatz zu den bekannten großen und schweren Prüf- und Entmagnetisierungsgeräten auf Dauerstrombasis können mit Gleichstromimpulsmaschinen hohe Stromstärken mit mobilen, kleinen Geräten und Kabelquerschnitten realisiert werden, die zudem einem sehr geringen Stromverbrauch haben. Diese mobilen Geräte werden bereits erfolgreich von führenden Unternehmen zur Oberflächenrissprüfung von Werkstücken eingesetzt.

  • Fachhochschule Koblenz, Herr Prof. Dr.-Ing. J. Kriegesmann, Herr Peter Strate, Herr Bülent Ersen, Herr Rüdiger Büchler, 56203 Höhr-Grenzhausen (Westerwaldkreis)

    Erfindung: Flachmembranstapel und Verfahren zur Herstellung einer solchen

    Feinststaubpartikel aus Dieselmotoren sind extrem gefährlich und verursachen Krebs. Um diese wirksam auszufiltern haben Prof. Dr.-Ing. J. Kriegesmann, Herr Peter Strate, Herr Bülent Ersen und Herr Rüdiger Büchler von der Fachhochschule Koblenz einen Flachmembranstapel aus Keramikfolie als Filter entwickelt. Das Foliengießen ermöglicht dünne Wandstärken und damit einen geringen Druckverlust beim Durchgang durch den Filter. Die Folie lässt sich wie Papier falten, wodurch eine besonders hohe Oberfläche entsteht. Da das Folienmaterial im Gegensatz zu anderen Keramiken beim Brand nicht schrumpft, können Gefüge mit unterschiedlichen Porengrößen verbunden werden. Durch die so entstandene asymetrische Membran wird eine gleichmäßigere Abscheidung der Partikel ermöglich. Durch eine Beschichtung mit Edelmetallen wird der Filter gleichzeitig zum Katalysator, was eine Platzersparnis darstellt und sowohl technische als auch wirtschaftliche Vorteile hat. Muster und Prototypen wurden in einer Industriekooperation entwickelt und in Zusammenarbeit mit einem großen Autokonzern ein europäisches Forschungsvorhaben angemeldet.

  • Institut für Mikrotechnik Mainz GmbH; Herr Prof. Dr. V. Hessel, Herr C. Hofmann, Herr Dr. R. Schenk, Herr Dr. F. Schönfeld, Herr B. Werner, 55129 Mainz

    Erfindung: Verfahren und Vorrichtung zur Durchführung chemischer Prozesse

    Mikrostrukturierte Reaktoren sind solche, die eine Vielzahl mikrostrukturierter Kanäle und Reaktionsräume aufweisen und kontinuierliche Durchsätze von bis zu mehreren hundert Litern pro Stunde meistern. Sie sind für den industriellen Einsatz von großem Interesse, da sie exakt einstellbare Reaktionsbedingungen bieten. Beim Mischen von zwei Stoffen kann es jedoch zu Problemen kommen, wenn dabei Partikel gebildet werden, die die mikrostrukturierten Kanäle verstopfen.

    Dieses Problem wurde von Herrn Prof. Dr. V. Hessel, Herrn C. Hofmann, Herrn Dr. R. Schenk, Herrn Dr. F. Schönfeld und Herrn B. Werner vom Institut für Mikrotechnik Mainz GmbH gelöst, indem sie zwischen die beiden Stoffe eine Trennflüssigkeit einbringen. Die sofortige Reaktion wird verzögert und in einen Reaktorbereich mit größeren Abmessungen verlagert, dadurch wird eine Verstopfung (Fouling) verhindert. Diese Trennschicht-Mikromischer wurden bereits am IMM genutzt und an Industriekunden geliefert.

    Mit einer Gewinn-Prämie von jeweils 2.500 EUR werden ausgezeichnet:

  • Firma Rolf Reith Verschleißschutz, Herr Rolf Reith; 53567 Asbach-Krumscheid (Landkreis Birkenfeld)

    Erfindung: Fördereinrichtung mit Förderschnecke und Verfahren zu deren Herstellung

    Um in Kläranlagen Abwasser auf ein höheres Niveau fördern zu können, werden Fördereinrichtung verwendet, die im Wesentlichen aus einem Schneckenbett und einer Förderschnecke bestehen. Mitgeführte Feststoffe wie z.B. Sand im Wasser und Abwasser verursachen an der Schneckenbettoberfläche erheblichen Verschleiß, der die Förderleistung der Anlage erheblich beeinträchtigt. Aus diesem Grund werden seit über 20 Jahren solche Schneckenbetten mit passend gegossenen Schmelzbasaltformstücken ausgekleidet. Allerdings erfordert die Herstellung solcher Schmelzbasaltauskleidungen eine strikte Einhaltung eines Abstandes von ca. 5 mm zur Förderschnecke mit einer Toleranz von 2 mm, um ein Aufsetzen der Förderschnecke und eine ungenügende Förderleistung zu verhindern.

    Das von Herrn Rolf Reith von der Firma Rolf Reith Verschleißschutz entwickelte und bereits erfolgreich angewandte neue Einbauverfahren ermöglicht eine Auskleidung der Schneckenbetten mit Schmelzbasalt mit erheblich geringerem Aufwand gegenüber bisherigen Verfahren. Beim Gießen der Basaltformstücke kann eine dem Schneckendurchmesser angepasste sehr genaue Oberfläche hergestellt werden. Die einzelnen Formstücke werden zudem auf der Rückseite mit feinjustierbaren Distanzelementen versehen, wodurch die Abstandsgenauigkeit zwischen Schnecke und Schneckenbett sicher gestellt ist.

  • Fachhochschule Bingen, Herr Prof.-Dr.-Ing. W. Sehn, Herr Dipl.-Ing. (FH) H. Gerber; 55411 Bingen

    Erfindung: Erhitzer eines Stirlingmotors

    Werden Stirling-Motoren in Blockheizkraftwerken eingesetzt, so ist die Biomasse Holz und die daraus resultierenden Produkte wie z.B. Sägespäne, Holz-Pellets, Holzhackschnitzel der gewünschte Energieträger. Allerdings werden die Lamellen des Erhitzerkopfes bei der Feuerung mit Biomasse durch Staub und Rauchpartikel stark verunreinigt, so dass der Wärmetransport zum Arbeitsgas erheblich beeinträchtigt wird.

    Herr Prof. Dr.-Ing. Sehn sowie Herr Gerber von der Fachhochschule Bingen entwickelten aus diesem Grund einen neuen Erhitzerkopf, der durch seine höhere Verschmutzungsresistenz und der daraus resultierenden längeren Lebensdauer den Einsatz von Biomasse, z.B. Holz zur Energieumsetzung der Wärmekraftmaschine ermöglicht. Der Erhitzerkopf ragt in die Feuerung hinein und kann dort auch durch direkte Strahlung Wärmeenergie aufnehmen. Eine Zerstörung durch Überhitzung ist durch die robuste Form sehr unwahrscheinlich. Um die Erfindung einer wirtschaftlichen Verwertung zuführen zu können, wird aktuell an einer Darstellung der Dauerbetriebsfähigkeit eines mit diesem Erhitzerkopf ausgerüsteten Stirling-BHKW gearbeitet.

  • Technische Universität Kaiserslautern; Herr Dr. Hans-Jochen Foth, 67663 Kaiserslautern

    Erfindung: Vorrichtung zur konfokalen Abbildung

    Zur Untersuchung von Oberflächen unter Einbeziehung von Tiefeninformationen ist die konfokale Mikroskopie eine etablierte Methode. Bisher ist jedoch eine zeilenweise Abtastung über die Oberfläche nötig, bei der erneuten Rasterung über verschiedene Tiefen ist dies jedoch ein zeitaufwändiges Verfahren. Bei einer anderen Methode werden über mechanisch aufwändige Apparaturen mehrere Punkte gleichzeitig aufgenommen, wobei bewegliche Komponenten hingegen sehr störanfällig und voluminös sind. Daher entwickelte Herr Dr. Hans-Jochen Foth von der Technischen Universität Kaiserslautern die Vorrichtung zur konfokalen Abbildung. Mit ihrer Hilfe verkürzt sich die Datenaufnahmezeit erheblich, wobei der Aufbau sehr kompakt und robust ausgeführt werden kann. Zwei vollkommen identische, d.h. kongruente Faserbündel nehmen hierbei beispielsweise 10.000 oder mehr Punkte gleichzeitig auf, die Rasterung in der Ebene entfällt. Lochblenden werden nun nicht mehr benötigt, da jede Faser im Bündel als Blende wirkt und Streulicht so wirksam ausgeblendet wird, was die Bildqualität erheblich verbessert. Ein Aufbau im Labormaßstab wurde bereits entwickelt.

  • Herr Steven Alan Schuld; 53489 Sinzig (Landkreis Ahrweiler)

    Erfindung: Übungs-Pad für Schlagzeuger, Trommler und Percussionisten

    Schlagzeuger sind oft mit dem Problem konfrontiert, dass Aufwärmen und Technikübungen an ihrem Instrument mit nicht unerheblicher Schallentwicklung begleitet sind. Herkömmliche Übungs-Pads verfälschen jedoch das Spielgefühl, da der Aufprall nicht dem einer realen Trommel entspricht.

    Daher suchte Herr Steven Alan Schuld eine Möglichkeit, ein Übungs-Pad zu entwickeln, das keinen Krach macht, jedoch das naturgetreue Spielgefühl eines Schlagzeugs wiedergibt. Er erreichte sein Ziel durch die Kombination von Spielkissen aus Gummi verschiedener Härte, Zellkautschuk, Polyethylen, Schaumstoff und Fell. Durch unterschiedliche Kombinationen entsteht das natürliche Spielgefühl unterschiedlicher Trommeln. Die Montage ist auf dem Knie, Tisch oder Ständer möglich, wodurch professionellen Ansprüchen genüge getan wird. Das Produkt wurde bereits auf dem Markt eingeführt. Es wird von namhaften Schlagzeugern getestet.

  • Firma SOG-Entlüftungssysteme-Dahmann, Herr Werner Dahmann; 56332 Löf (Landkreis Mayen-Koblenz)

    Erfindung: SOG- 12V Entlüftungssystem für Caravantoiletten

    Über 90 % aller Reisemobile und Caravans sind mit Mobiltoiletten ausgerüstet, die laut Hersteller den Einsatz von Chemie zur Geruchsminderung und zur Zersetzung zwingend empfehlen. Der nicht unerhebliche Umweltaspekt - Belastung der Kläranlagen aufgrund von Bakterienstoppung im Belebungsbecken - führte in einigen Ländern und auch Städten in Deutschland zum Verbot der Entsorgung der Campingtanks mit Chemiezusätzen.

    Mit dem von Herrn Werner Dahmann von der Firma SOG-Entlüftungssysteme-Dahmann entwickelten neuen Toilettenvorrichtung für Campingfahrzeuge, werden die im Fäkalienbehälter entstandenen Gase automatisch mit dem Öffnen des Fäkalienbehälters zu dessen Gebrauch mittels eines elektrisch angetriebenen Absaugventilators aus dem Behälter nach außen abgesaugt. Gleichzeitig wird sauerstoffreiche Frischluft über die Einlassöffnung des Fäkalienbehälters zur Verbesserung der Zersetzung des Inhalts eingesaugt, wodurch die Geruchsproblematik gelöst wird. Die bereits auf dem Markt existierende neue Toilettenvorrichtung ist umweltschonend und führt zu einer erheblichen Komfortsteigerung durch die Geruchsverminderung bei Benutzung der Toilette.

  • Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Herr Prof. Dr. Frank Rösch, Herr Marc Jennewein, Herr Dr. Jörg Brockmann, 55128 Mainz;

    Erfindung: Herstellung und Anwendung von Arsen-Radioisotopen [Verfahren zur Herstellung von trägerfreiem 72As und Vorrichtung zur automatischen Herstellung von trägerfreiem und trägerfreiem 72As (III)-Halogenid sowie deren Verwendung]

    In der nuklearmedizinischen Diagnostik werden zur Markierung und Nachverfolgung von biologischen Vorgängen langlebige Radioisotope mit längeren Halbwertszeiten von 20 bis 30 Stunden benötigt. Dies ist beispielweise der Fall bei Anlagerung von Antikörpern an Tumoren. Prof. Dr. Frank Rösch, Marc Jennewein und Dr. Jörg Brockmann von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz fanden, dass zwei Isotope des Arsen diese Voraussetzungen sehr gut erfüllen: 72As und 74As. Im Vergleich zu bekannten Verfahren zur Markierung von Biomolekülen stellt das hier beschriebene Verfahren erstmals eine einfache Markierungsmethode unterschiedlicher Biomoleküle mit den besonders interessanten Arsenisotopen dar. Mit Radioarsen-markierten Antikörpern konnten erstmals Biodistributions-Studien durchgeführt werden. Das Verfahren zur radioaktiven Markierung organischer Verbindungen ist im Labormaßstab etabliert.

  • Firma Schmitt Aufzüge GmbH, Herr Günther Schmitt; 55218 Ingelheim (Landkreis Mainz-Bingen)

    Erfindung: Aufzug mit einer selbstgetriebenen Kabine

    Zur Vermeidung eines aufwendigen Schachtes bei einem im Freien angeordneten Aufzuges, wie z.B. einem Panorama-Aufzug, wird die Kabine des Aufzuges mit einem Hubkolben direkt oder in Verbindung mit Seilen in vertikaler Richtung bewegt. Allerdings ist bei solchen Aufzügen die Förderhöhe stark begrenzt und die Geschwindigkeit der Kabine darf 1 Meter pro Sekunde nicht überschreiten.

    Der von Herrn Schmitt von der Firma Schmitt Aufzüge GmbH erfundene freistehende Panorama-Aufzug, dessen Kabine zwischen zwei freistehenden Säulen läuft, kann mittels eines Balkons oder direkt an das Gebäude angebunden werden. Vorteil dieses Konzeptes ist die geringe statische Belastung des Gebäudes, wodurch es insbesondere für Altbauten geeignet ist. Zusätzlich wird die Optik der Umgebung durch die futuristische Bauweise im Vergleich zu einem herkömmlichen Betonschacht aufgewertet. Durch die außergewöhnlichen Kräfteverhältnisse innerhalb der Antriebskonstruktion wird zu Gunsten der Umwelt Energie eingespart. Die Firma Schmitt-Aufzüge plant bis Ende 2005 die Fertigstellung einer Versuchsanlage.