"Das Land Rheinland-Pfalz verfügt im bundesweiten Vergleich bereits über ein hervorragendes Netz von Venture-Capital-Gesellschaften, die von der landeseigene Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) GmbH in jüngster Vergangenheit aufgelegt wurden und mit denen innovative Mittelständler gefördert wurden", sagte der Stellvertretende Ministerpräsident, Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage, in Mainz. Mit der Durchführung des Eigenkapitalforums in Mainz leiste die ISB einen weiteren wichtigen Beitrag zur Vermittlung von Venture Capital, um dem rheinland-pfälzischen Mittelstand "Impulse für Erfolg" zu geben.
"Weit über 250 Beteiligungen mit einem Volumen von insgesamt über 55 Millionen EUR wurden durch unsere Wagniskapitalgesellschaften bereits realisiert", bilanzierte Bauckhage. Die von der ISB geschäftsbesorgten Beteiligungsgesellschaften haben Ende 2002 über ein Eigenkapital von fast 34 Millionen EUR verfügt. Mit Hilfe der Wagniskapitalgesellschaften können zudem Bundesmittel und Risikoabsicherungen des Bundes nach Rheinland-Pfalz geholt und so dem Mittelstand zusätzlich geholfen werden. Dieser Weg werde konsequent weiterverfolgt. "Anfang des Jahres haben wir hier mit der VRP Venture-Capital Rheinland-Pfalz einen mit 15 Millionen EUR dotierten Fonds auf den Weg gebracht, der es ermöglicht, auch Projekte mit größerem Kapitalbedarf mit Eigenkapital zu finanzieren", dokumentierte der Minister.
Das Venture-Capital-Forum, an dem neben Bauckhage auch der Vorsitzende des Vorstandes der LRP Landesbank Rheinland-Pfalz, Dr. Klaus G. Adam, vertreten war, bietet eine ideale Plattform, um junge, innovative Unternehmen aus Rheinland-Pfalz vorzustellen und ihnen die Aufnahme von Risiko-/Chancenkapital zu erleichtern, ergänzte Hans-Joachim Metternich, Sprecher der ISB-Geschäftsführung. Potenziellen Kapitalgebern solle Gelegenheit gegeben werden, Beteiligungsnehmer mit guten Gewinnaussichten und hohen Entwicklungspotenzialen kennen zu lernen. Weitere Teilnehmer des Forums waren auch Dr. Ute Günther, Vorstand des Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. (BAND) und Günther Knödler, Vorsitzender Business Angels Rheinhessen.
Die ISB habe in den letzten Jahren die Instrumente zur Verbesserung der Eigenkapitalversorgung der mittelständischen Wirtschaft konsequent ausgebaut, sagte Bauckhage. Mit der Anfang 2003 gegründeten VRP Venture-Capital Rheinland-Pfalz GmbH & Co. KG können insbesondere auch Engagements unterstützt werden, die von der ISB bereits in früheren Finanzierungsrunden begleitet worden sind. An dem Fonds sind neben dem Land Rheinland-Pfalz und verschiedenen größeren Versicherungsgesellschaften auch private Unternehmen beteiligt. Das Management des Fonds erfolgt durch die ISB gemeinsam mit der Equinet Venture Partner AG, Frankfurt am Main.
ISB-Geschäftsführer Metternich wies darauf hin, dass aus der ISB-Gruppe drei landesweit agierende VC-Gesellschaften zu Gunsten der mittelständischen Wirtschaft Finanzierungsbeiträge in Form von Eigenkapital aufbringen können. Sie verfügen über ein Eigenkapital von mehr als zwölf Millionen EUR. Darüber hinaus sei von der ISB ein Netzwerk regionaler VC-Gesellschaften in Rheinland-Pfalz unter Beteiligung von Investoren aus der Privat- und Kreditwirtschaft sowie den Kammern aufgebaut worden, das mit der Gründung der 6. regionalen Gesellschaft vorerst zu einem Abschluss gebracht worden sei. Das Eigenkapital der regionalen VC-Gesellschaften liege zwischen 1,39 und 6,12 Millionen EUR.
Bauckhage zufolge haben die zunehmende Zurückhaltung der großen Geschäftsbanken bei der Kreditvergabe und die Entwicklungen in Zusammenhang mit Basel II die Kreditfinanzierung für Mittelständler und Existenzgründer nicht leichter gemacht. "Aus meiner Sicht ist deshalb die Verbesserung der Eigenkapitalversorgung unserer Wirtschaft eine der größten Herausforderungen überhaupt", sagte der Minister. Hier böte sich noch viel Potential, da der private Markt für Wagniskapital in der Bundesrepublik bei weitem noch nicht so entwickelt sei, wie etwa in den USA, Skandinavien oder den Niederlanden und auch die Kultur einer privaten Gründerunterstützung sei bei weitem noch nicht so etabliert wie anderswo. "Umso wichtiger ist es für die Politik, hier unterstützend einzugreifen und die Prozesse konstruktiv zu begleiten", resümierte Bauckhage.
Wege und Finanzierungsperspektiven für deutsche Unternehmen zeigte auch der Vorsitzende des Vorstandes der LRP Landesbank Rheinland-Pfalz, Dr. Klaus G. Adam, in seiner Rede auf. Der strukturelle Wandel auf den Finanzmärkten stelle die traditionellen Finanzierungsmuster auf den Prüfstand, sagte Adam. Dabei ging Adam auch auf die finanzielle Situation der Unternehmer ein. Adam: "Die Eigenkapitalquote vieler deutscher Unternehmen insbesondere aus dem Mittelstand reicht nicht mehr aus, um die Risiken eines verschärften Wettbewerbs zu tragen." Auffällig sei, dass der Eigenkapitalanteil deutscher Unternehmen deutlich unter den Werten aus anderen entwickelten Volkswirtschaften liege.
Auf der Bankenseite führe dies aufgrund verstärkter Ausfälle in bestehenden Kreditportfolios zu einer größeren Zurückhaltung in der Kreditvergabe und damit zu einer Erhöhung der Fremdkapitalkosten. Von daher müssen alternative Finanzierungswege weiterentwickelt werden. Insbesondere die Beteiligungsfinanzierung werde weiter an Bedeutung gewinnen, so Adam. Eigenkapitalähnliche Finanzierungen wie beispielsweise die Aufnahme von stillen Gesellschaftern oder die Gründung spezieller Beteiligungsgesellschaften zeigen vielversprechende Wege auf, die entstandenen Lücken zu schließen.