„Nur ein Wirtschaftsstandort, der Innovationen hervorbringt, ist ein zukunftsfähiger Wirtschaftsstandort“, sagte der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage anlässlich der Preisverleihung beim Erfinderforum 2003 der ISB in Mainz. Gerade ein rohstoffarmes Land wie Deutschland, das zudem noch ein Hoch-Lohnland ist, brauche innovative Menschen, die mit ihren Erfindungen die Wirtschaft und das Land weiter voranbringe, betonte der Minister. Deshalb sei es wichtig, die Rahmenbedingungen für innovative Unter-nehmen und für den Innovationsstandort Deutschland zu verbessern. Dazu gehöre auch eine aktive Technologiepolitik mit einer gesunden Forschungs-infrastruktur, die auch in Zeiten knapper öffentlicher Kassen die richtigen Akzente setze, so der Minister. „Hierfür sind in Rheinland-Pfalz die Weichen richtig gestellt. Deshalb steht das Land beispielsweise bei der Zahl der Patent-anmeldungen im Konzert der Bundesländer hervorragend da“, sagte der Minister.
Rheinland-Pfalz besitze eine weit über unsere Landesgrenzen hinaus anerkannte Forschungsinfrastruktur und habe ein funktionierendes Netzwerk von Institutionen, die den Technologietransfer aus Universität und Forschung in die Unternehmen unterstützen. Ein wichtiger Beitrag für das günstige Innovationsklima im Lande sei der seit 1998 jährlich von der ISB ausge-schriebene Erfinderpreis. „Der Transfer von neuen Ideen in die Wirtschaft steht dabei im Vordergrund“, so Hans-Joachim Metternich, Sprecher der Geschäfts-führung der ISB. Insgesamt hatten 24 Unternehmen und freie Berater ihre Erfindungen zur Begutachtung durch eine Jury bestehend aus Vertretern von Wissenschaft und Wirtschaft eingereicht.
Im Rahmen der Preisverleihung überreichten Minister Bauckhage und Hans-Joachim Metternich an sechs Preisträger Preise im Wert von je 4 000 Euro.
Die Erfinderpreisträger und ihre Erfindungen
- Firma MK Technology GmbH gemeinsam mit dem beteiligten Erfinder, Dipl.-Ing. Michael Kügelgen, 53501 Grafschaft Verfahren und Vorrichtung zum Herstellen von Kunststoffteilen mittels Vakuumgießens
Das „rapid prototyping“, das heißt die schnelle Erstellung eines Prototypen, hat heute eine große Bedeutung in Forschung und Entwicklung. Eingesetzt wird dabei die klassische Vakuumgießtechnik mit Kunstharzen, wobei verstärkt fasergefüllte und hochviskose Materialien verwendet werden. Diese Harze sind sehr zäh und haben sehr kurze Tropfzeiten, daher können Formen ausschließ-lich mit Hilfe der Gravitation oft nicht zufrieden stellend gefüllt werden. Daher entwickelte Dipl.-Ing. Michael Kügelgen von der Firma MK Technology das so genannte Differenzdruckverfahren. Hierbei wird im Differenzdruckmodus die obere Kammer der Vakuumgießanlage auf den vorwählbaren Differenzdruck bis maximal 100 Millibar geflutet, nachdem das Polyurethangemisch unter vollem Vakuum in den Trichter gegossen wurde. Dadurch wird das Gemisch auch in feine Strukturen gepresst, wesentlich filigranere, komplexere und auch sehr lange, dünne Formen können nun gefüllt werden. Die Innovation wird bereits zusätzlich zu der großen Palette der Vakuumgießanlagen der Firma MK Technology angeboten.
- Firma FEWA Glastechnik gemeinsam mit dem beteiligten Erfinder, Dipl.-Ing. Rolf Kurz und Dipl.-Ing. Axel Kurz, 56566 Neuwied Rechteckiges Hohlkammerprofil sowie daraus bildbares Tragwerk
Im Fensterbau ist es ist üblich, Rahmen für Montagefenster aus rechteckigen Hohlprofilen vorzufertigen. Der Nachteil dieser Produkte ist bisher eine umständliche Handhabung bei Transport!und Montage und der hohe Aufwand an manueller Anpassung. Mit dem von Rolf Kurz von der Firma FEWA Glastechnik entwickelten rechteckigen Hohlkammerprofil lassen sich auf besonders einfache Art und Weise Tragwerke bilden und zu Fenstern vervoll-ständigen. Es ist ein Rahmensystem aus Leichtmetall, das diesen Einbau insbesondere auf dem Gebiet der Brandschutzverglasung erleichtert. Mit dem Bausatz „Safelite“ aus Brandschutzglas und dem neu entwickelten Hohl-kammerprofil ist es ist nun möglich, dass Bauhandwerker wie Trockenbauer, Tischler, Fensterbauer usw., die bisher keinen Zugang zu Brandschutz-verglasungen hatten, diese einbauen können. Die Brandschutzverglasung kann von Feuerwiderstandsklasse F30 bis F90 genutzt werden und widersteht bei letzterer mehr als 90 Minuten lang maximal 1 000 Grad Celsius. Eine bauamtliche Zulassung des DIBT Berlin liegt vor, die Markteinführung beginnt gerade.
- Firma Marx Kultur- und Erdbau GmbH gemeinsam mit dem beteiligten Erfinder, Franz Marx, 54329 Konz-Kommlingen Vorrichtung zur mechanischen Vorreinigung von Abwasser
Die bekannten mechanischen Vorrichtungen zur Vorreinigung von Abwasser, welche anorganische und organische Feststoffe auswerfen, sind bisher kosten-aufwändig und wartungsintensiv und verbrauchen zur ständigen Reinigung große Mengen Frischwasser. Ziel der Erfindung „Vorrichtung zur mechanischen Vorreinigung von Abwasser“ von Franz Marx ist es, lediglich die nicht zerkleiner- und verrottbaren anorganischen Bestandteile aus dem Abwasser mechanisch abzutrennen. Mit Hilfe einer Förderschnecke werden die auszu-siebenden Abwasserbestandteile zu einer Auswurföffnung transportiert. Das so gereinigte Abwasser ist geeignet für die Einleitung in eine Pflanzenkläranlage. Die Vorrichtung zeichnet sich durch ihren geringen Stromverbrauch, den geringen Wartungsaufwand und das nur in geringen Mengen anfallende Rechengut aus. Die Innovation wird bereits zur Vorreinigung des Abwassers für Pflanzenkläranlagen der Firma Marx genutzt.
- Firma SG Sensortechnik e.K. gemeinsam mit dem beteiligten Erfinder, Siegfried Gerlitzki, 55276 Oppenheim Verfahren zur Bestimmung des auf einen um eine Drehachse drehbar antreibbaren Rotationskörper ausgeübten Drehmoments
Das Messen der körperlichen Leistung beim Radfahren erfolgt bisher meist direkt über die Pulsfrequenz. Nur bei stationären Ergometern kann die Leistung direkt vorgegeben oder gemessen werden. Um nun die Vorteile dieser direkten Leistungsmessung beim Radsport!nutzen zu können, hat Siegfried Gerlitzki von der SG Sensortechnik das vorliegende Verfahren und das Produkt „Ergomo“ entwickelt. Hierbei wird die Leistung während des Tretens der Pedale direkt durch die Verwindung der Tretachse gemessen, wodurch alle Faktoren wie Steigung, Reibung, Luftwiderstand usw. mit einbezogen werden. Dies ist von besonderem Vorteil für herzkranke Trainingspatienten, da der Puls erst verzögert reagiert und eine Überbelastung beim Radsport!im Freien bei Pulsfrequenzmessungen nicht auszuschließen ist. Auch Leistungssportler können mit einem gezielten Trainingsaufbau mit der höchstmöglichen Effizienz fahren. Die Markteinführung ist bereits erfolgreich angelaufen.
- Hans-Peter Bünger (Arbeitnehmererfinder), 53489 Sinzig Abwasserfreie Reinigung von Ultrafiltrationsanlagen im Elektrotauchlackbereich
Das Haupteinsatzgebiet der Elektrotauchlackierung liegt im Bereich der Automobillackierung. Bei diesem Verfahren fallen große Mengen Spüllösung an, die durch das Abspülen der lackierten Teile entstehen. Die im entstehenden Spülwasser enthaltenen festen Bestandteile (disperse Phase) werden mit Hilfe der Ultrafiltration aus der Flüssigkeit herausgefiltert und das Wasser wieder dem Spülvorgang zugeführt. Die dafür verwendeten Ultrafiltrationsmembranen müssen regelmäßig in aufwändigen Prozeduren mit lackschädlichen Chemikalien gereinigt werden. Das entstehende Abwasser ist stark belastet und schwierig zu entsorgen. Die von Hans-Peter Bünger gemeinsam mit Horst Lehmann bei der Firma DuPont entwickelte abwasserfreie Reinigung von Ultrafiltrationsanlagen im Elektrotauchlackbereich geschieht durch den Einsatz von Bindemitteln und Neutralisationsmitteln aus dem Lacksystem. Der Reiniger ist somit lackverträglich und kann nach dem Reinigungsprozess mitsamt den rückgelösten Lackbestandteilen in den Elektrotauchlack zurückgeführt werden. Die Anwendung erhöht deutlich die Reinigungswirkung, die Ultrafilterstandzeit sowie die Membranhaltbarkeit, im Weiteren entstehen keine Lackverluste und kein Abwasser mehr.
- Institut für Mikrotechnik Mainz GmbH gemeinsam mit den beteiligten Erfindern, Holger Löwe, Dr. Michael Küpper, Athanassios Ziogas, 55129 Mainz Reaktor sowie Verfahren zur Durchführung elektrochemischer Umsetzungen
In der chemischen Industrie wird verstärkt nach Wegen für eine ökologische und energiesparende Produktionsweise gesucht, bei der vornehmlich die Synthese organischer Substanzen durch elektrochemische Umsetzung in kleinstem Rahmen ermöglicht wird. Der von den Holger Löwe, Dr. Michael Küpper und Athanassios Ziogas, Mitarbeitern des Instituts für Mikrotechnik Mainz GmbH, neu entwickelte elektrochemische Mikroreaktor verbindet den Vorteil der Dünnschichtzellen-Technik, das heißt, dass der Elektro-lysegrad nahe 100 Prozent liegt mit der Leitsalzfreiheit, welche durch einen niedrigen Elektrodenabstand erreicht wird. Diese Leitsalzfreiheit ist ein großer Vorteil, da Leitsalz sehr teuer ist und nach erfolgter Reaktion nur energie-intensiv wieder abgetrennt werden kann. Die gewählte Elektrodenanordnung bewirkt weiterhin eine homogene Stromdichteverteilung auf dem gesamten Reaktorbereich und des Weiteren einen optimalen Wärmeübergang durch die integrierte Kühlung. Dieses ist vor allem bei temperaturempfindlichen Reaktionssystemen ein großer Vorteil. Somit ist der hier vorgestellte elektro-chemische Mikroreaktor umweltschonend, kompakt und klein aufgebaut sowie kostengünstig herzustellen.