Zukunft im Fokus

Dr. Christoph Ullmann und Volker Krause hatten eine Vision – und sind heute Weltmarktführer.

Die Laserline GmbH aus Mülheim-Kärlich ist führend in Entwicklung und Produktion von Diodenlasern. Und hat damit nicht nur Skeptiker der Anfangstage überrascht. 

Heckklappen und Dachnähte, Türen und C-Säulen: Wenn Teile der Außenhaut eines Automobils zusammengefügt werden, müssen die Nähte nicht nur halten, sondern auch optisch ansprechend sein. Und genau das geschieht heute per Laser – das Fügen von Außenhautteilen im sichtbaren Bereich der Fahrzeuge zählt mittlerweile zu den zentralen Anwendungsgebieten für Laserline Diodenlaser. Und nicht nur in der Automobilindustrie gehört der Einsatz von hoch effizienten Diodenlasern heute zum Standard, auch in anderen Branchen arbeitet man längst mit dieser Technologie: In der Öl- und Gasindustrie werden damit Spezialbeschichtungen auf Bohrwerkzeuge aufgebracht, im Werkzeugbau Metalle gehärtet, beim Flugzeugbau Kunststoffe verschweißt. 

Noch vor gut zwanzig Jahren sah das allerdings ganz anders aus. Damals hatten zwei junge Männer die Vision, eben solche Diodenlaser industriereif zu machen – und wurden dafür zunächst belächelt. Zwar waren Laserdioden bereits seit 1960 bekannt, erschienen aber viel zu leistungsschwach. Ausreichend zum Einsatz in CD-Laufwerken und in der Bühnentechnik, ja. Aber zur Metallbearbeitung? Das galt vielen dann doch als Träumerei – nicht so allerdings Dr. Christoph Ullmann und Volker Krause. Beide hatten sich an den Fraunhofer-Instituten in Aachen kennengelernt: „Wir hatten keine Zweifel, dass ein Industrie-Einsatz unserer Diodenlaser möglich war“, erklärt Volker Krause. Am Technologie-Zentrum Koblenz gründeten die beiden 1997 die Laserline GmbH, um ihre Vision umzusetzen. 

Ihre ersten Produkte stellten sie der Öffentlichkeit noch im selben Jahr auf der Laser World of Photonics in München vor – und wurden eher spöttisch begutachtet: „Man hat uns damals beispielsweise gefragt, was wir denn mit dieser besseren Taschenlampe wollten“, erinnert sich Dr. Christoph Ullmann noch genau. Tatsächlich lag die Leistung der ersten Modelle mit 500, 900 und 2.000 Watt noch im niedrigen Bereich, und mit dem Design von Kameras aus den 1950er-Jahren sahen die Diodenlaser nicht gerade nach Hightech aus. Doch von aller Skepsis ließen sich die Gründer nicht beirren: „Wir waren einfach überzeugt von unserer Idee und wussten: Wir brauchen einen langen Atem.“ Unterstützung bekamen die Pioniere von der ISB in Mainz, die dem jungen Unternehmen mit einer Beteiligungsfinanzierung den Start erleichterte. „Das hat uns damals sehr geholfen“, so Ullmann. „Damit hatten wir finanzielle Mittel, um zu investieren und unsere Ideen weiter voranzutreiben. Gleichzeitig hat uns die Beteiligung die Türen geöffnet zu weiteren Finanzierungsquellen.“

Wir waren einfach überzeugt von unserer Idee und wussten: Wir brauchen einen langen Atem.

Volker Krause
Geschäftsführer Laserline

Tatsächlich stellen sich bald erste Erfolge ein. Ullmann und Krause landen ganz vorne bei einem bundesweiten Existenzgründerwettbewerb, bekommen den ersten Auftrag für eine Industrieanwendung. Zwei Jahre später dann der Durchbruch: Laserline setzt sich gegen viele Wettbewerber durch und liefert ein 100-Multidiodenlasersystem für eine Schweißanwendung – das weltweit erste seiner Art. „Sie läuft übrigens heute noch“, sagt Christoph Ullmann. Bis 2001 ist das Unternehmen bereits so stark gewachsen, dass die Kapazitäten vergrößert werden müssen: Am Standort Mülheim-Kärlich entsteht ein neues Firmengebäude, in einer zweiten Finanzierungsrunde ist die ISB wieder als Investorin dabei. Im selben Jahr kommt der erste Auftrag aus der Automobilindustrie: Audi setzt beim Hartlöten von Heckklappen Diodenlaser aus Mülheim-Kärlich ein. „2007 haben wir unsere bestehende Zusammenarbeit mit Audi dann auf eine neue Grundlage gestellt und erstmalig Rahmenver­träge abgeschlossen. Das war für uns ein ganz zen­traler Meilenstein.“ 

Mit Beharrlichkeit und intensiver Forschung haben es die Laserpioniere innerhalb von zwanzig Jahren geschafft, aus ihrer zunächst belächelten Idee ein international führendes Unternehmen zu schaffen – im Durchschnitt ist die Laserline GmbH zwischen 15 und 20 Prozent pro Jahr gewachsen. Und das soll so bleiben: „Wir wollen auch in zwanzig Jahren sagen können, dass wir immer schneller gewachsen sind als der Markt.“ Deshalb investiert Laserline nach wie vor nicht nur in die Produktion, sondern intensiv auch in Forschung und Entwicklung, hat dafür mehrfach Zuschüsse aus dem Technologieförderprogramm der ISB erhalten. 

Heute gehört das Unternehmen zu den wichtigsten Arbeitgebern im Landkreis Mayen-Koblenz, am Stammsitz arbeiten rund 280 Beschäftigte, in den Niederlassungen in den USA, Japan, China, Südkorea und Brasilien sind rund 60 Mitarbeiter für den Vertrieb und Service vor Ort zuständig. Die internatio­nale Ausrichtung sehen die Unternehmensgründer allerdings eher pragmatisch: „Es geht uns weniger um Expansion als vielmehr darum, dort zu sein, wo unsere Kunden sind.“ Und das im Übrigen längst ohne fremde Unterstützung: 2014 haben die Gründer die Anteile von der ISB zurückgekauft, Krause und Ullmann sind seitdem alleinige Inhaber von Laserline. Vergessen haben sie die ISB aber nicht: „Die ISB hat uns am Anfang sehr geholfen, unsere Ideen und Pläne umzusetzen. Man braucht in Zeiten, in denen ein Unternehmen noch nicht so etabliert ist, Unterstützung und Vertrauen – beides haben wir bekommen.“