Wirtschaft in Rheinland-Pfalz in guter Verfassung

Die rheinland-pfälzische Wirtschaft war im Jahr 2017 auf Wachstumskurs. Das Bruttoinlandsprodukt stieg um 2,5 Prozent. Die Exportquote stieg mit 55,9 Prozent auf einen neuen Höchstwert. Die Industrie erzielte einen neuen Umsatzrekord und auch in den übrigen Branchen verliefen die Geschäfte erfreulich, was sich auch positiv auf die Beschäftigtenzahlen auswirkte.

„2017 war für die rheinland-pfälzische Wirtschaft ein gutes Jahr“, ist das gemeinsame Resümee von Wirtschaftsminister Dr. Volker Wissing und Marcel Hürter, Präsident des Statistischen Landesamtes, anlässlich der Pressekonferenz zur Vorstellung des Jahreswirtschaftsberichts. Wichtige gesamtwirtschaftliche Kennzahlen belegen diese Einschätzung: Das Bruttoinlandsprodukt nahm nach vorläufigen Berechnungen der amtlichen Statistik preisbereinigt um 2,5 Prozent zu (Deutschland: plus 2,2 Prozent). Im Vergleich mit den anderen Bundesländern liegt Rheinland-Pfalz (gemeinsam mit Niedersachsen) auf dem vierten Platz, erläuterte Hürter die aktuellen Ergebnisse. In jeweiligen Preisen belief sich das Bruttoinlandsprodukt auf gut 144 Milliarden Euro (plus 4,2 Prozent). Folglich wurden in Rheinland-Pfalz 4,4 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet.

Industrie: Hoher Wachstumsbeitrag und Umsatzrekord

Den mit Abstand größten Wachstumsbeitrag erwirtschaftete die Industrie. Die Wertschöpfung in der Industrie wuchs 2017 um 5,9 Prozent; sie trug damit 1,6 Prozentpunkte, also mehr als 60 Prozent, zum Wachstum der Gesamtwirtschaft bei. „Rheinland-Pfalz ist ein Industrieland“, stellte Minister Wissing fest. „Die Industrie erbringt mehr als ein Viertel der gesamten Wertschöpfung in unserem Land“, erläuterte der Wirtschaftsminister. Das waren 2017 in jeweiligen Preisen gut 35 Milliarden Euro. Da die Industrie aber auch in anderen Wirtschaftsbereichen (z. B. im Baugewerbe oder in den unternehmensnahen Dienstleistungsbereichen) Produktionsleistungen nachfragt, ist der Gesamteinfluss auf die Wertschöpfung noch viel größer.

Die Industrie erzielte 2017 mit knapp 94 Milliarden Euro einen neuen Umsatzrekord. Der Erlöszuwachs war mit einem Plus von 8,3 Prozent außergewöhnlich hoch (Deutschland: plus 6 Prozent). Die Inlandsumsätze legten um 7,2 Prozent zu (Deutschland: +4,9 Prozent). Noch besser lief das Auslandsgeschäft mit einem Plus von 9,1 Prozent (Deutschland: +7,2 Prozent). Damit nahm die Exportquote weiter zu. Mit 55,9 Prozent (2016: 55,4 Prozent) liegt die rheinland-pfälzische Industrie hinter Baden-Württemberg (57,0 Prozent) auf dem zweiten Platz unter den Flächenländern. „Die Daten verdeutlichen es: Rheinland-Pfalz ist auch ein starkes Exportland. Unsere Industrieunternehmen produzieren Güter, die in der ganzen Welt gefragt sind. Das zeigt, wie wichtig ein weltweit freier Handel für uns ist“, sagte Wirtschaftsminister Dr. Volker Wissing.

Die größten Wachstumsimpulse kamen aus der Vorleistungsgüterindustrie, die in Rheinland-Pfalz mehr als die Hälfte des Industrieumsatzes erwirtschaftet (Deutschland: 37 Prozent). Die Erlöse der Vorleistungsgüterproduzenten stiegen 2017 um knapp zwölf Prozent. Einen wesentlichen Beitrag zu dieser Entwicklung leistete die Chemische Industrie (+14 Prozent).

Die Zahl der Industriearbeitsplätze nahm 2017 um 0,9 Prozent auf 255.500 zu und erreichte damit ebenfalls einen neuen Höchstwert (Deutschland: +1,6 Prozent). Diese Arbeitsplätze sind hochproduktiv: Jeder Beschäftigte erwirtschaftete durchschnittlich einen Umsatz von 367.300 Euro. Das sind 42.600 Euro mehr als im Bundesdurchschnitt (324.800 Euro).

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Baugewerbe: Deutliches Umsatz- und Beschäftigungsplus

Auch das Baugewerbe erlebte 2017 ein Rekordjahr. Gegenüber dem Vorjahr nahm die Wachstumsdynamik deutlich zu.

Im Bauhauptgewerbe stieg der Umsatz um zwölf Prozent auf einen neuen Höchstwert von 3,4 Milliarden Euro (Deutschland: plus 8,5 Prozent). Hochbau und Tiefbau trugen gleichermaßen zu diesem Zuwachs bei. „Wie bereits im Jahr zuvor war der Wohnungsbau der stärkste Wachstumstreiber“, stellte Hürter fest. Nach einem Plus von 15 Prozent 2016 stiegen die Erlöse 2017 um weitere 18 Prozent. Die Beschäftigung im Bauhauptgewerbe legte um 4,5 Prozent zu (Deutschland: plus 5,9 Prozent).

Im Ausbaugewerbe erhöhte sich der Umsatz um 6,1 Prozent auf gut 1,9 Milliarden Euro (Deutschland: plus 5,6 Prozent) und markierte damit ebenfalls einen neuen Rekord. Die Beschäftigung im Ausbaugewerbe stieg das elfte Jahr in Folge. Das Beschäftigungsplus war 2017 mit 4,8 Prozent deutlich stärker als im Vorjahr (Deutschland: plus 4,4 Prozent).

Die Umsätze des rheinland-pfälzischen Einzelhandels sind 2017 erneut gestiegen (real plus 1,3 Prozent; Deutschland: plus 2,3 Prozent). „Rekordbeschäftigung, steigende Löhne und niedrige Zinsen sorgten auch 2017 für gute Kauflaune bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern“, erläutert Minister Volker Wissing. Auch im Kraftfahrzeughandel lagen die preisbereinigten Erlöse über dem Vorjahresniveau (plus 2,8 Prozent; Deutschland: plus 4,2 Prozent). Der Umsatz im Großhandel war dagegen rückläufig (minus 1,3 Prozent; Deutschland: plus drei Prozent).

Außenhandel: Exporte erreichen neuen Spitzenwert

Die Ausfuhren erreichten 2017 erneut einen Spitzenwert. Sie lagen das achte Mal in Folge über dem Niveau des jeweiligen Vorjahres. Die Unternehmen exportierten Waren im Wert von 55 Milliarden Euro ins Ausland (plus fünf Prozent; Deutschland: plus 6,2 Prozent). Das Exportwachstum hat sich 2017 beschleunigt; begünstigt wurde die Entwicklung durch das weltwirtschaftliche Umfeld. Aus Rheinland-Pfalz wurden in fast alle Weltregionen mehr Waren geliefert als 2016. Die Ausfuhren in die EU erhöhten sich um 4,7 Prozent (Deutschland: plus 6,3 Prozent). Etwas stärker fiel der Zuwachs bei den Exporten in asiatische Länder aus (plus 5,8 Prozent; Deutschland: plus sechs Prozent). Die Lieferungen in Länder auf dem amerikanischen Kontinent legten um 3,7 Prozent zu (Deutschland: plus 4,6 Prozent).

Preissteigerung unter EZB-Zielwert

Die Verbraucherpreise lagen 2017 im Jahresdurchschnitt um 1,6 Prozent über dem Vorjahresniveau (Deutschland: plus 1,8 Prozent). Die jährliche Preisentwicklung blieb damit seit 2013 durchgängig unter dem Zielwert der Europäischen Zentralbank für den Euroraum (unter, aber nahe zwei Prozent). Den Höchststand erreichte die Teuerungsrate mit plus 2,2 Prozent im Februar. Die niedrigsten Preissteigerungen wurden im März und im Oktober registriert (jeweils plus 1,3 Prozent).

Die Preisentwicklung bei den Energieprodukten (plus 2,9 Prozent) hatte auch 2017 einen merklichen Einfluss auf die Teuerungsrate. Sie trug 0,31 Prozentpunkte zur Gesamtteuerung bei. Außerdem gab es in der Hauptgruppe „Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke“ den höchsten Preisanstieg im Jahresdurchschnitt (plus drei Prozent). Diese Hauptgruppe trug ebenfalls 0,31 Prozentpunkte zur Gesamtteuerung bei.

Die als Kerninflationsrate bezeichnete Veränderung des „Gesamtindex ohne Nahrungsmittel und Energie“ lag im Jahresdurchschnitt 2017 bei plus 1,3 Prozent (Deutschland: plus 1,4 Prozent).

Arbeitsmarkt: Aufwärtstrend setzt sich fort

Die gute Wirtschaftsentwicklung sorgte dafür, dass sich der Aufwärtstrend am Arbeitsmarkt fortsetzte. Die Erwerbstätigkeit stieg weiter, und die Arbeitslosigkeit nahm weiter ab. Die Zahl der Erwerbstätigen erhöhte sich im Berichtsjahr um 20.100 auf gut zwei Millionen (plus ein Prozent; Deutschland: plus 1,5 Prozent). Der Anstieg ist vor allem auf einen Zuwachs bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zurückzuführen (plus 1,8 Prozent; Deutschland: plus 2,3 Prozent). Die geringfügige Beschäftigung stieg ebenfalls (plus 0,6 Prozent; Deutschland: plus 0,6 Prozent), vor allem durch einen Zuwachs bei der geringfügigen Beschäftigung im Nebenjob.

Die Zahl der Arbeitslosen verringerte sich 2017 um 5.100 auf jahresdurchschnittlich 106.300 Personen (minus 4,6 Prozent; Deutschland: minus 5,9 Prozent). Im Oktober wurde das erste Mal seit 25 Jahren die Zahl von 100.000 arbeitslosen Menschen unterschritten. Die Arbeitslosenquote sank um 0,3 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent. Sie war damit deutlich niedriger als der Bundesdurchschnitt (5,7 Prozent). Im Ländervergleich hat Rheinland-Pfalz seit 2003 die drittniedrigste Arbeitslosenquote hinter Bayern und Baden-Württemberg.

Diese und weitere Ergebnisse finden Sie in der Veröffentlichung „Die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz 2017“. Sie kann kostenfrei heruntergeladen werden.

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Susanne Keeding
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