Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist längst nicht mehr nur eine private Angelegenheit. Der Fachkräftemangel in der Wirtschaft zeigt, dass der Staat auf die Kompetenz und Erfahrung gut ausgebildeter Frauen nicht verzichten kann. Hier sind intelligente Konzepte zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefragt. Auch bei Gründerinnen und Unternehmerinnen spielen diese Überlegungen eine wichtige Rolle.
Wie Kind und Karriere unter einen Hut gebracht und wie die Bedingungen für Beschäftigte und Unternehmen gleichermaßen optimiert werden können, das verdeutlichte jetzt der Unternehmerinnentag in Mainz unter dem Motto "Beruf und Familie - Wir machen's einfach!", eine Veranstaltung der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) GmbH und des Wirtschaftsministeriums in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer und der Agentur für Arbeit.
"Im Wettbewerb um die knapper werdenden qualifizierten Fachkräfte haben eindeutig die Unternehmen die Nase vorne, die sich auf die Bedürfnisse ihrer Beschäftigten einstellen und eine intelligente Verzahnung von Arbeits- und Familienleben ermöglichen", betonte der rheinland-pfälzische Wirtschaftsstaatssekretär Carsten Kühl auf dem Unternehmerinnentag. Nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft schätzen drei Viertel aller befragten Unternehmen Familienfreundlichkeit als wichtig bis sehr wichtig für ihr Unternehmen ein. Das Ministerium sehe es als seine Aufgabe in der Wirtschaftspolitik an, die Unternehmen sowohl über die Herausforderungen als auch über die Chancen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu informieren und zu sensibilisieren: "Dazu wollen wir dem rheinland-pfälzischen Mittelstand konkrete Hilfestellung geben."
Zurzeit werde ein Leitfaden zur lebensphasenorientierten Unternehmens- und Personalpolitik entwickelt, der in einigen Wochen vorliegen soll und praxisnahe Wege zur Einführung einer derartigen Personalpolitik aufzeigt. Die Vorhaben der Landesregierung, darüber hinaus in Rheinland-Pfalz Kinderbetreuungsangebote noch auszuweiten, weitere Ganztagsschulen einzurichten und die Beitragsfreiheit für Kindergärten auszubauen, stellten die Weichen für die richtigen gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen, so Staatssekretär Kühl.
"Auf gut ausgebildete Frauen können Betriebe weder heute noch in Zukunft verzichten", betonte auch Hans-Joachim Metternich, Sprecher der ISB-Geschäftsführung. Daher gehöre es zur modernen Unternehmensführung, dafür Sorge zu tragen, Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern. Eine Reihe von Unternehmen habe das schon erkannt und setzen auf familienfreundliche Maßnahmen wie flexible Arbeitszeiten, Teilzeit, Telearbeit und Kinderbetreuung.
Über die gesellschaftlichen Konsequenzen, die sich durch die Aufhebung des traditionellen Rollenverständnisses ergeben, referierte Jutta Rump, Leiterin des Instituts für Beschäftigung und Employability an der Fachhochschule Ludwigshafen. Die Angleichung des Bildungsniveaus und des Qualifikationsstandes, der Wunsch und die Notwendigkeit von ökonomischer Unabhängigkeit nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Instabilitäten von Lebensentwürfen und Lebensverläufen sowie der steigende Fachkräftebedarf habe dazu geführt, dass Frauen immer stärker wirtschaftlich und gesellschaftlich in Erscheinung treten. "Dies hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, die Arbeitsbedingungen und die Arbeitsorganisation", betonte sie. Darüber hinaus zeige sich der Trend "Frauen" auch in den Freizeitangeboten, so Jutta Rump: "Reiseanbieter reagieren ebenso darauf wie Sportvereine oder die Entertainment-Branche."
Weitere Informationen:
>> Unternehmerfrauen im Handwerk in Rheinhessen e.V.