Die Unternehmensnachfolge ist eines der Dauerthemen in Familienunternehmen. Während des Nachfolgeprozesses stellen Steuerberater/Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte zentrale Ansprechpartner für den Mittelstand dar. Daneben hat sich im letzten Jahrzehnt ein umfangreicher und differenzierter Markt für weitere freiberuflich erbrachte Beratungs- dienstleistungen für Senior-Unternehmer und Nachfolger entwickelt. Der fundierte Kenntnisstand der freiberuflichen Nachfolgeberater wurde durch das IfM Bonn erstmals für ein empirisches Forschungsprojekt genutzt. Insgesamt wurden 625 Unternehmensberater angeschrieben, von denen sich 250 an der Online-Befragung beteiligten.
Hier einige Ergebnisse aus der Studie: Die Nachfrager nach Beratungsleistungen zur Unternehmensnachfolge stammen im Wesentlichen aus dem Kreis der kleineren Unternehmen. 47,1 % der Mandanten der Nachfolgeberater haben weniger als 20 Beschäftigte. Weil immer mehr kleine und mittlere Unternehmen die Notwendigkeit einer Nachfolgeberatung erkennen, können 48,2 % der Nachfolgeberater auf eine steigende Nachfrage verweisen. Fast zwei Drittel der Berater machen hierfür die umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit zahlreicher Institutionen verantwortlich. Nach vorsichtiger Schätzung des IfM Bonn ist davon auszugehen, dass jährlich zwischen 4.000 und 5.000 Unternehmen mit der Unterstützung von professionellen Beratern ihre Nachfolge vorbereiten bzw. durchführen.
Nachfolgeberatung wird primär im Falle einer familienexternen Nachfolge in Anspruch genommen. Die Hauptursache für diesen Weg der Nachfolgelösung besteht aus Sicht der Berater nicht darin, dass keine Kinder vorhanden wären, sondern dass die Kinder nicht wollen (fast 61 % der Berater) oder die Senioren den Kindern eine Nachfolge nicht zutrauen (17,4 % der Berater). Die bedeutendsten Leistungselemente einer Nachfolge- beratung sind nach den Erfahrungen der Nachfolgeberater: Die Erstellung eines Finanzierungskonzeptes, die Erarbeitung eines Übergabekonzeptes, die Ermittlung des Kaufpreises und das Aufzeigen von Entwicklungspotenzial des zur Nachfolge anstehenden Unternehmens.
Fazit: Die finanz- und betriebswirtschaftlichen Leistungselemente nehmen eine bedeutende Stellung in der Nachfolgeberatung ein. Ebenso wichtig, zum Teil sogar noch wichtiger, sind psychologische Leistungselemente. Wenn denn ein Nachfolger gefunden wird, begleiten fast 93 % der Berater ihre Mandanten über alle Phasen des Nachfolgeprozesses, für 92,4 % ist der Aufbau von Vertrauen eine der wichtigsten Aufgaben bei der Nachfolgeberatung und mehr als 90 % der Berater messen ihrer Funktion als Moderator, der den Interessenausgleich zwischen Übergeber und Nachfolger herstellen muss, eine besonders hohe Bedeutung bei.
Die Forschungsergebnisse von Sanita Schröer und Gunter Kayser sind im Jahrbuch zur Mittelstandsforschung 1/2006 veröffentlicht, das in der Reihe "Schriften zur Mittelstandsforschung Nr. 112 NF" erscheint, unter dem Titel "Beratungsbedarf und Beratungspraxis bei Unternehmensnachfolgen" beim deutschen Universitätsverlag (DUV), Wiesbaden (ISBN 3-8350-0557-X, 39,90 €).
Die Studie kann über die Verlagsauslieferung bestellt werden.
Weitere Informationen:
>> http://www.ifm-bonn.org/ergebnis/index-unternehmensnachfolge.htm