Das erste Branchenforum des Modellprojekts „Strategie für die Zukunft – Lebensphasenorientierte Personalpolitik“ (LOP) stieß auf große Resonanz. Über 70 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen am Mittwoch, 29. August, zwischen 14 und 17 Uhr in das Foyer der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) in Mainz, um sich über Umsetzungsmöglichkeiten für eine Lebensphasenorientierte Personalpolitik in ihrer Branche zu informieren und zu diskutieren.
Das Branchenforum „Verarbeitendes Gewerbe“ bildete den Auftakt zu fünf weiteren geplanten Veranstaltungen im Projektzeitraum 2012/2013. Das rheinland-pfälzische Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung initiiert zusammen mit dem Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) diese Veranstaltungsreihe, um mit den Unternehmen branchenspezifische Lösungsansätze für die Bindung und Gewinnung von Fachkräften zu erarbeiten.
Um effiziente und nachhaltige Strategien gegen den zunehmenden Fachkräftemangel zu entwickeln, hatte das Land Rheinland-Pfalz 2009 das Modellprojekt „Strategie für die Zukunft – Lebensphasenorientierte Personalpolitik“ (LOP) ins Leben gerufen. Mit den gewonnenen Erkenntnissen der ersten Projektphase führt die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke das Projekt 2012 fort. Es zeigte sich, dass je nach Branche sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen herrschen, die nur einen limitierten Handlungsspielraum für die Umsetzung personalpolitischer Maßnahmen ermöglichen. Mit dem Start der Branchenforen strebt das Land Rheinland-Pfalz neben der Erarbeitung branchenspezifischer Lösungsansätze auch die zunehmende Vernetzung von Unternehmen an.
Best-Practice Beispiel für eine fachkräfteorientierte Personalpolitik
Nach der Begrüßung durch Dr. Ulrich Link, Vorstand der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB), die Gastgeberin der Veranstaltung war, folgte – anmoderiert von Professor Dr. Jutta Rump, Leiterin der Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE), ein Impulsvortrag von Dr. Gerhard F. Braun, Präsident der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz und Geschäftsführender Gesellschafter der Karl Otto Braun GmbH & Co. KG, der bereits in der Praxis eine Lebensphasenorientierte Personalpolitik erfolgreich umgesetzt hat. Sein Unternehmen gehört zu den elf Modellbetrieben, die in der ersten Projektphase von 2009 bis 2011 individuelle, auf ihre Anforderungen zugeschnittene Konzepte und konkrete Maßnahmen für eine Lebensphasenorientierte Personalpolitik geschaffen haben.
In seinem Vortrag zum Thema „Lebensphasenorientierte Personalpolitik in einem Produktionsunternehmen“ berichtete er von seinen persönlichen Erfahrungen aus der Praxis. Er betonte dabei die Wichtigkeit, gerade für mittelständische Unternehmen im ländlichen Raum, sich als Top-Arbeitgeber zu positionieren und dadurch attraktiver für gut ausgebildete Fachkräfte zu werden. Sein Erfolgsrezept ist dabei, neben dem Angebot einer exzellenten Ausbildung, das regelmäßige Mitarbeitergespräch, das die aktuellen Lebensphasen jedes Einzelnen berücksichtigt. „Unternehmen, die gezielt auf die Wünsche ihrer Beschäftigten eingehen, erhalten dadurch motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das wirkt sich stark auf deren Leistungsfähigkeit aus und damit auch auf den Unternehmenserfolg“, weiß Braun.
Professor Dr. Jutta Rump verdeutlichte in ihrem Vortrag „Lebensphasenorientierte Personalpolitik als Schlüssel für Produktivität“, wie wichtig Lebensphasenorientierung in der Personalpolitik für Unternehmen ist, um wirtschaftlich erfolgreich und wettbewerbsfähig zu bleiben. „Nur durch eine Individualisierung der Personalarbeit können Unternehmen es schaffen, motivierte, kompetente und gesunde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhalten. Diese individuelle Behandlung bedeutet aber auch die große Herausforderung, Instrumente anzuwenden, die dabei auch noch praktikabel sind“, so Rump.
Branchenspezifische Lösungsansätze im Team erarbeiten
Nach dem praxisorientierten Vortrag von Gerhard Braun, KOB und der wissenschaftlichen Sicht Jutta Rumps waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst gefragt. Im Design des World-Cafés waren die Gäste eingeladen, sich in Gruppen zusammenzuschließen und dort die an ihre Branche gestellten individuellen Anforderungen zu diskutieren und Lösungsansätze dafür zu erarbeiten. Die Fragestellungen sollten dabei die spezifischen Merkmale der Branche „Verarbeitendes Gewerbe“ in den Vordergrund rücken. Die Resultate zeigen einen eindeutigen Trend: Zum einen bedarf es einer dezidierten Kosten-Nutzen-Betrachtung und zum anderen müssen die Rahmenbedingungen des verarbeitenden Gewerbes berücksichtigt werden. Außerdem gilt es. die Beschäftigten „in Bewegung und in Balance zu halten“ – nicht zuletzt unter Beachtung der Verlängerung der Lebensarbeitszeit.
Intensiver branchenübergreifender Austausch
Innerhalb der zweijährigen Projektlaufzeit vom 1.1.2012 bis 31.12.2013 werden insgesamt sechs Branchendialoge stattfinden. Nach der Auftaktveranstaltung Verarbeitendes Gewerbe folgen bis Jahresende noch die Branchenforen Finanzdienstleistungen und unternehmensnahe Dienstleistungen am 11. September sowie Handel und Handwerk am 3. Dezember. Für das nächste Jahr sind dann Veranstaltungen zu den Branchen Chemie/Pharma, Gesundheitswirtschaft und Öffentliche Verwaltung geplant.
„Es besteht eine ökonomische, demografische und gesellschaftliche Notwendigkeit zur Lebensphasenorientierung“, betonte Jutta Rump zum Abschluss. Um gezielt auf die Möglichkeiten in einzelnen Unternehmen eingehen und praktische Lösungen finden zu können, sei es jedoch essenziell, dass ein intensiver Erfahrungsaustausch innerhalb der Branchen als auch zwischen den einzelnen Betrieben und Institutionen stattfinde. Aus diesem Grund organisiert das IBE ab sofort an der Hochschule Ludwigshafen quartalsmäßige Netzwerktreffen.
Das erste findet bereits am 13. September in der Hochschule Ludwigshafen
statt.