Neue Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt

Fachkräfte sichern und halten in der Chemie- und Pharmabranche

Qualifizierte Fachkräfte zu finden und langfristig an das Unternehmen zu binden – vor dieser Herausforderung stehen auch die Unternehmen der chemischen und pharmazeutischen Industrie. Als Teil der Reihe „Neue Perspektiven am Arbeitsmarkt“ luden das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie und die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) Branchenvertreter zu einem Diskussions- und Informationsabend nach Mainz ein, um den Wandel auf dem Arbeitsmarkt aktiv mitzugestalten und die Unternehmen bei ihren Aktivitäten zu unterstützen.

Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler betonte in ihrem Grußwort die Bedeutung der chemischen und pharmazeutischen Industrie für Rheinland-Pfalz. „Die chemisch-pharmazeutische Branche ist mit Abstand der umsatzstärkste Wirtschaftszweig in Rheinland-Pfalz. Tätig sind in der Branche mehr als 65.000 Menschen. Das ist jeder Vierte im verarbeitenden Gewerbe. Die chemische und pharmazeutische Industrie hat daher nicht nur eine bedeutende Rolle für den wirtschaftlichen Erfolg des Landes Rheinland-Pfalz, sondern ist auch einer der wichtigsten Arbeitgeber. Die Branche hat frühzeitig erkannt, welche Herausforderungen Megatrends wie die Technologisierung, Digitalisierung oder der demografische Wandel mit sich bringen und hat gehandelt, so etwa im Rahmen ihres Demografietarifvertrages. Die Deckung des Fachkräftebedarfs ist jedoch eine branchenübergreifende Aufgabe. Daher muss an mehreren Stellen gleichzeitig angesetzt werden. Zugleich bedarf es eines strukturierten und aufeinander abgestimmten Vorgehens zwischen den wichtigsten Akteuren im Land. Aus diesem Grund hat die Landesregierung mit ihren Partnern am Ovalen Tisch der Ministerpräsidentin die ‚Landesstrategie zur Fachkräftesicherung in Rheinland-Pfalz‘ entwickelt. Dieses breite Bündnis aus Unternehmensverbänden, Gewerkschaften, Kammern und Bundesagentur für Arbeit nimmt sich des Themas in vier Handlungsfeldern mit insgesamt 216 Einzelvorhaben umfassend an.“

„Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der Bedeutung des Wirtschaftszweiges für das Land ist die Sicherung des Fachkräftebedarfs für die Zukunft vieler Unternehmen der Chemie- und Pharmabranche von zentraler Bedeutung“, so Dr. Ulrich Link, Mitglied des Vorstandes der ISB. „Als Förderbank unterstützen wir diese rheinland-pfälzischen Unternehmen bei ihren Aktivitäten mit entsprechenden Förderprodukten und stehen ihnen beratend zur Seite.“

Die Perspektiven für die Unternehmen der chemischen und pharmazeutischen Industrie zeigte Holger Zimmermann, Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Mittelrhein, auf: „Die Chemie- und Pharmaindustrie sind nicht wegzudenkende Standbeine der deutschen Industrielandschaft. Hier wird Innovation betrieben, die Ausgangspunkt und Motor ganzer Wertschöpfungsketten wie zum Beispiel der Kunststoff- oder der Automobilindustrie ist. In Deutschland und auch in Europa sind wir hier gut aufgestellt und nehmen eine globale Führungsrolle ein. Dies ist allerdings kein Selbstläufer. Eine abgestimmte Wirtschafts- und Industriepolitik, verzahnt mit einer investitionsfördernden Steuerpolitik und einem Ausbau des deutschen Systems der Mitbestimmung in den Unternehmen ist hier die Grundlage für die Zukunft.“

Im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik wächst die Nachfrage nach Fachkräften stetig. Welche Bedarfe die Unternehmen am MINT-Arbeitsmarkt haben, erläuterte Heidrun Schulz, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit: „Ich werbe dafür, das große Fachkräftepotenzial der Frauen noch besser zu nutzen. Unternehmen können sowohl im Hinblick auf Ausbildung und Studium, als auch im Hinblick auf bereits ausgebildete Fachkräfte vieles tun, um lebensphasensensibel zu agieren und sich damit als attraktive Arbeitgeber Standortvorteile zu sichern.“

Fachkräftesicherung ist Chefsache – dies unterlegte Dr. Bernd Vogler, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Chemie Rheinland-Pfalz e.V. „Der Arbeitsmarkt dreht sich und die Frage nach den Arbeitskräften bekommt eine strategische Dimension. Aufgrund des demografischen Wandels müssen ältere Beschäftigte länger im Betrieb gehalten und neue Mitarbeiter rechtzeitig eingestellt werden. Das ist eine integrierte Managementaufgabe, die Chefsache ist.“

Die Sebapharma GmbH & Co. KG aus Bad Salzig hat bereits wichtige Schritte Richtung Fachkräftesicherung unternommen. „Der demografische Wandel stellt eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte dar. Dessen Auswirkungen sind bereits heute insbesondere in den Regionen des ländlichen Raumes sichtbar. Kleine und mittelständische Unternehmen schließen sich immer öfter zu Netzwerken und lokalen Bündnissen zusammen“, sagte der kaufmännische Leiter, Harald Düster. Die Sebapharma hat mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Rheinland Pfalz einen Orientierungsleitfaden für diese Unternehmen erarbeitet und bringt sich in verschiedenen Netzwerken aktiv ein. Der Leitfaden ist im Internet abrufbar unter pe-kmu.sebamed.de. Zum Thema „Welche Erfolgsgeschichten schreibt die Praxis?“ sprachen auch Günter Jertz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, und Ralf Hellrich, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz.

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