Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke sieht im drohenden Fachkräftemangel eines der zentralen wirtschaftspolitischen Themen in Rheinland-Pfalz. "Die unternehmerischen Herausforderungen am Arbeitsmarkt steigen. Unternehmen, die Fachkräfte gewinnen und binden, haben einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil", sagte die Ministerin heute in Mainz. In einem neuen Modellprojekt sollen daher Wege aufgezeigt werden, wie sich gerade Mittelständler als attraktiver Arbeitgeber am Markt für Fach- und Führungskräfte positionieren können. "Unternehmen als Arbeitgeber für Fachkräfte attraktiv machen ist ein zentrales Handlungsfeld meines Ministeriums", sagte Lemke. Das neue Projekt des Wirtschaftsministeriums kann in die Gesamtstrategie des Landes zur Fachkräftesicherung einfließen.
Das Projekt Lebensphasenorientierte Personalpolitik 3.0, das die Ministerin heute zusammen mit Prof. Dr. Jutta Rump, Leiterin des Instituts für Beschäftigung und Employability der Hochschule Ludwigshafen (IBE), bei der Veranstaltung "Unternehmen 2030" in der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) vorstellte, ist ein Angebot an die Unternehmen, mit externer Unterstützung gezielt in ihre eigene Arbeitgeberattraktivität zu investieren. "Wir wollen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen bei der vielfach notwendigen Neuausrichtung in der Personalpolitik fördern", betonte Lemke. Einer differenzierten und individuellen Personalpolitik, die die unterschiedlichen Bedürfnisse und Interessen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berücksichtigt. "Fachkräfte kennen ihren Wert und werden zunehmend anspruchsvoller", erklärte Rump. "Der Arbeitgeber der Zukunft muss sich überlegen, was er seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusätzlich zu einer guten Bezahlung bieten kann." Diese Entwicklung greife die Lebensphasenorientierte Personalpolitik, die Berufs-, Familien- und Privatleben einbeziehe und damit attraktiv für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei, auf.
Im neuen Projekt, das im März startet und auf zwei Jahre angelegt ist, sollen zusammen mit dem IBE als ein wesentlicher Baustein Regionalbündnisse zur Fachkräftesicherung entstehen. "Wir wollen die regionale Perspektive deutlicher machen. Regionalbündnisse können die betriebliche und volkswirtschaftliche Perspektive zur Fachkräftesicherung in der Praxis vorbildlich umsetzen: Sie schaffen eine Plattform, auf der sich Institutionen vernetzen, um Handlungsmöglichkeiten zur Fachkräftesicherung zu diskutieren und Umsetzungserfahrungen auszutauschen. Gerade kleinere Unternehmen profitieren. Neben der Arbeitgeberattraktivität ist es das Ziel, Regionen für Fachkräfte attraktiver zu machen und voranzutreiben", so Ministerin Lemke. Darüber hinaus sollen Unternehmen ausfindig gemacht und ausgezeichnet werden, die oft "im Verborgenen" eine besonders innovative Personalpolitik umsetzen.
Bei der heutigen Veranstaltung "Unternehmen 2030" in der ISB wurde auch eine Zwischenbilanz der bisherigen Erfahrungen mit der Lebensphasenorientierten Personalpolitik in Rheinland-Pfalz gezogen. In den vergangenen zwei Jahren fanden in Zusammenarbeit mit der ISB sieben Branchendialoge und sechs Netzwerktreffen mit rund 400 Teilnehmern statt. Davor hatte es ein Modellprojekt mit elf Modellbetrieben und einer Behörde gegeben. Die Erfahrungen sind durchweg positiv. Dr. Ulrich Link, Mitglied des ISB-Vorstandes: "Auch kleinere Unternehmen können durch geeignete Maßnahmen dazu beitragen, gute Mitarbeiter langfristig an sich zu binden. Dies haben die Vorbildunternehmen auf beeindruckende Weise gezeigt." Die ISB begleitete das Projekt von Anfang an.
Auch die anwesenden Unternehmensvertreter äußerten sich sehr zufrieden. Das Projekt Lebensphasenorientierte Personalpolitik sei ein wichtiges Instrument, um auf die Herausforderungen am Markt für Fach- und Führungskräfte zu reagieren. "Im Wettbewerb um die klugen Köpfe müssen Unternehmen schnell auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingehen und Flexibilität zeigen", stellte Raphael Herbig, Geschäftsführer VON DER HEYDT GmbH fest. "Eine zukunftsfähige Personalpolitik besteht nicht nur aus Rekrutierung von Nachwuchskräften, sondern auch aus Investitionen in ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Altersgerechte Lern- und Bildungsangebote sowie ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement sind unverzichtbare Instrumente des Erfolgs", sagte Max Aigner, Vorstandsvorsitzender der Landesbausparkasse Rheinland-Pfalz.