"Sie alle sind Beleg für die Innovativität und Aufgeschlossenheit hier in Rheinland-Pfalz und tragen dazu bei, dass sich Rheinland-Pfalz zu einem der wirtschaftlich dynamischsten Bundesländer entwickelt hat", sagte der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage anlässlich der Verleihung des Innovationspreises 2005 des Landes Rheinland-Pfalz in Trier. Die Veranstaltung wird traditionell durch die Arbeitsgemeinschaften der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer ausgerichtet, die sich zudem bereits zum zweiten Mal an den Preisgeldern beteiligen.
Der Minister betonte, dass in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen und Initiativen von Seiten des Landes auf den Weg gebracht wurden, um einen "fruchtbaren Boden" für mehr Innovations- und damit Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere für den Mittelstand, zu bieten. Mit dem Aufbau der anwendungsorientierten Forschungsinstitute vor gut 20 Jahren sei eine solide Basis gelegt worden, um an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft einen wertvollen Beitrag zur Sicherung und Erhöhung der Innovationsfähigkeit der rheinland-pfälzischen Unternehmen zu leisten. "Wie erfolgreich diese Kooperationen sind, zeigt sich beispielsweise auch immer wieder bei Veranstaltungen, wie dem Innovationspreis des Landes", unterstrich Bauckhage. Aber auch kleine und mittelständische Unternehmen sowie junge Unternehmen und Existenzgründer profitierten von dieser Förderung. "Wenn ich heute zurück blicke, zeigt sich mir, dass wir mit unserer innovations- und technologieorientierten Wirtschaftspolitik den richtigen Weg eingeschlagen haben", so der Minister. Rheinland-Pfalz habe sich in den vergangenen Jahren im Vergleich der Bundesländer überdurchschnittlich gut entwickelt. Das belegten zahlreiche Studien. "Eine Wurzel für diesen Erfolg sehe ich in unserer verlässlichen und kontinuierlichen Technologie- und Innovationspolitik der vergangenen Jahre", so das abschließende Fazit des Ministers.
Die Preisträger und ihre Innovationen:
Erster Preis (5.000 EUR): Bioserve GmbH, 55131 Mainz Durch die innovative Entwicklung eines neuen biotechnologischen Verfahrens wird der in Kläranlagen anfallende Überschussschlamm um 30 Prozent reduziert, und zwar zu erheblich niedrigeren Kosten als die üblichen Schlammbehandlungskosten und Entsorgungskosten. Spezielle biologisch wirksame Tenside und stoffwechselanregende Substanzen in sehr geringer Dosierung führen zu einer erheblich schnelleren Abbaugeschwindigkeit im Belebungsbecken. In der Folge wird ein deutlich größerer Teil des Überschussschlammes im Belebungsbecken abgebaut, d.h. in CO2 (gasförmig), Wasser und Energie aufgespalten und damit dem System entzogen. Dies führt zu niedrigeren Entsorgungskosten und damit niedrigeren Abwasserkosten, einer höheren Verfahrensstabilität, weniger Problemen im Kläranlagenbetrieb sowie geringeren Umweltbelastungen. Ansprechpartner: Roland Humm, Tel.: 06131/ 9735-80
Zweiter Preis (4.000 EUR): Wolf Gruppe, 66892 Bruchmühlbach Mit ihrer innovativen Entwicklung von speziellen Mehrlippen-Stufenwerkzeugen aus Vollhartmetall ist der Fa. Wolf ein erheblicher Schritt gelungen, die direkten Werkzeugkosten wesentlich zu senken. Diese Spezialwerkzeuge funktionieren nur, wenn zudem eine speziell zu diesem Zwecke entwickelte Hartstoffschicht aufgebracht wird. Mit diesen höchsten Entwicklungsstufen in Kombination ist es möglich, die härtesten Stähle zu bearbeiten, die größtmöglichen Standzeiten des Werkzeuges und eine hohe Produktivität zu erreichen. So wird beispielsweise bei einem stumpfen Fräser lediglich der Kopf ausgewechselt, der Halter bleibt der Gleiche. Dies spart Rohstoffe, da nur das ersetzt wird, was tatsächlich verschlissen ist. Die Besonderheit ist trotzdem die höchste Präzision, mit der diese Werkzeuge arbeiten. Ansprechpartner: Horst Wolf, Tel.: 06372/ 9115-65
Dritter Preis (3.000 EUR): Rhenocoll Werk e.K., 66871 Konken Nach einer Entwicklungszeit von sieben Jahren ist eine neuartige Beschichtung entstanden, die unter ökologischen Gesichtspunkten einen Paradigmenwechsel im Bereich der Beschichtung von Holzoberflächen einläuten könnte. Die Folgen hiervon sind eine ökonomischere Arbeitsvorbereitung der Betriebe sowie eine stark verbesserte Qualität des Endproduktes im Hinblick auf Oberfläche, Güte und Haltbarkeit.
Die neue Technologie ermöglicht eine Form des Endbeschichtens, bei der das Auftragen des Materials auf die Oberfläche mit einer Flutmaschine erfolgt. Der Vorteil liegt darin, dass es diese Anlagen schon gibt, sie aber infolge fehlender Beschichtungsmaterialien bislang nur zum Imprägnieren oder Grundieren eingesetzt werden konnten. Die von Rhenocoll aktuell entwickelten Produkte, die eine Endbeschichtung im Flutverfahren jetzt möglich machen, verändern die Ausgangssituation entscheidend und tragen somit revolutionäre Züge. Die besondere Umweltfreundlichkeit des Verfahrens zeichnet sich dadurch aus, dass eine Beschichtung im so genannten Flowcoat-Verfahren durch den geschlossenen Kreislauf der Auftragstechnik praktisch ohne Materialverlust auskommt. Die Folge dieses ökologischen Quantensprungs für die einzelnen Unternehmen ist neben dem höheren Industrialisierungsgrad eine gesteigerte Haltbarkeit des beschichteten Bauelements durch eine verbesserte Qualität, da der Lackfilm - anders als beim Spritzen - ohne Druckluft aufgetragen wird und Lufteinschlüsse im Film somit ausgeschlossen sind. Ansprechpartner: Guido Schönfelder, Tel.: 06384/ 9938-127
Sonderpreis "Industrie" (Sachpreis): Alcoa Deutschland GmbH, 67547 Worms Das prämierte Vino-Lok-System der Firma Alcoa ist ein innovatives Verschlusssystem für Weinflaschen. Es besteht aus einem ästhetisch ansprechenden Glasstopfen mit einer speziellen Dichtung für sicheren Halt im Flaschenhals sowie einer Aluminiumüberkappe zur Originalitätssicherung. Der Glasstopfen vermittelt Wertigkeit in Material und Design und garantiert die Geschmacksneutralität des Weins. Eine spezielle AluCap gewährleistet den Schutz des Glasstopfens und dient zur Originalitätssicherung. Sie wird über eine kleine gegossene Glasausbuchtung am Flaschenhals nach rechts oder links abgedreht. Das Vino-Lok-System ist verbraucherfreundlich ohne Hilfsmittel zu öffnen: Zum Öffnen wird einfach der AluCap-Verschluss abgedreht und der Glasstopfen mit der Hand "aufgeklickt". Der Glasstopfen kann auf der flachen Oberseite sowohl mit einer Dekoration als auch mit einem Emblem oder Logo versehen werden. Die Aluminiumüberkappe ist in verschiedenen Farben und mit verschiedener Bedruckung lieferbar. Der Vino-Lok kann zum Wiederverschließen der Flasche benutzt werden, ist mehrwegfähig und recyclebar. Ansprechpartner: Siegfried Landskrone, Tel.: 06241/ 4001-394
Sonderpreis "Forschung" (2.000 EUR): Institut für Bauverfahrens- und Umwelttechnik, 54343 Föhren Zurzeit sind unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten neue Betone in der Diskussion, die das Bauen im Ingenieurwesen (Verkehrsbau, Hochbau, Tiefbau, Wasserbau) für die Zukunft wirtschaftlicher machen und die Gebrauchsfähigkeit der Bauteile erhöhen. Dabei wird besonders auf Hochleistungsbetone, Selbstverdichtender Beton, selbstverdichtender hochfester Beton, ultrahochfester Beton und Reactive Powder Concrete (RPC) hingewiesen.
Mit diesen Produktentwicklungen werden Bauteile schlanker, die Festigkeit höher, der Widerstand gegen schädliche Umwelteinflüsse größer, die Lebensdauer länger und die Wartung vereinfacht. Probleme bestehen jedoch darin, eine Optimierung der Verfahrenskette (Dosieren, Mischen, Transport und Einbau) dieser Betone qualitätssicher und umweltgerechter durchführen zu können.
Hier hat das Institut für Bauverfahrens- und Umwelttechnik innovative Verfahrensvorschläge entwickelt, die diese Prozesskette optimieren und den mittelständischen Maschinen- und Anlagenherstellern, sowie den mittelständischen Bau- und Transportbetonunternehmern Hilfestellung für die zukünftige Auslegung der Anlagen in der Baustoffindustrie geben. Ansprechpartner: Prof. Dr.-Ing. Harald Beitzel, Tel.: 06502/ 9241-10
Sonderpreis "Forschung" (2.000 EUR): Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE), 67663 Kaiserslautern Das durch das IESE entwickelte innovative Analysewerkzeug "SAVE" ist ein Verfahren zur Visualisierung und Evaluierung von Software-Architekturen. Es reduziert den Aufwand bei Architekturbewertungen von Software-Systemen im Mittel gegenüber bisherigen Verfahren um ca. 75 bis 90 Prozent. Das Verfahren beginnt mit der Extraktion von Informationen aus der flachen, textuellen Implementierung der Software. Danach werden die extrahierten Informationen mathematisch und automatisiert verarbeitet. Die resultierende Datenmenge ist dann Grundlage aller weiteren Analysen und Bewertungsschritten.
SAVE hebt die Qualität aller erzielten Ergebnisse zu einem durch Visualisierung von Softwarestrukturen und -architekturen, zum anderen durch automatisierte Aufbereitung und Filterung. Die Visualisierung zeichnet sich besonders durch die umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten der grafischen Darstellung aus und erlaubt so eine optimale und schnelle Abstimmung auf die jeweiligen Bedürfnisse. Ansprechpartner: Dr. Dirk Muthig, Tel.: 0631/ 6800-1302
Sonderpreis "Einzelbewerber" (3.000 EUR): Prof. Dr. Henning Gold, 55452 Dorsheim Das Revolutionäre an der durch Prof. Dr. Gold entwickelten Gas-Feder-Dämpfereinheit (GFD) ist nicht, dass hier eine Luftfederung zum Einsatz kommt; dies gibt es bereits seit längerem beispielsweise bei LKW aber auch bei Autos. Die wirkliche Innovation ist die Dämpfung mit Luft. Dies galt lange in der Praxis als nicht realisierbar, weil Luft anders als eine Flüssigkeit komprimierbar ist. Gegenüber herkömmlichen hydraulischen Federbeinen, die mit einer Stahlspirale federn und auf- und abhüpfende Bewegungen mit Öl dämpfen, hat der neue Luftfederdämpfer viele Vorteile. Die GFD ist ähnlich aufgebaut wie der hydraulische Dämpfer, wobei aber das dort übliche Arbeitsmedium Öl durch Luft ersetzt ist. Durch die Kompressibilität der Luft wird die GFD bei hochfrequenter Anregung zur isolierenden Feder, während der hydraulische Dämpfer bei dieser Situation starr wird. Es sind verschiedene Bauformen möglich, die allesamt einen geringeren Bauaufwand und eine höhere Lebensdauer als der hydraulische Dämpfer vorweisen können, weil die Kolbenstangendichtung entfällt. Für den Fahrzeugbau ist zudem von besonderem Interesse, dass die GFD nur halb so viel wiegt wie ein Hydraulikdämpfer mit Schraubenfeder und kein Öl benötigt. Dies erleichtert die Entsorgung. Ansprechpartner: Prof. Dr. Henning Gold, Tel.: 06721/ 12700
Kontakt:
Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, Tel: 06131/162220, Fax: 06131/162174, E-Mail: pressestelle@mwvlw.rlp.de