Nach seiner erfolgreich abgeschlossenen Lehre arbeitete Ralf Käther als Maler- und Lackierergeselle mehr als zehn Jahre in seinem Beruf. Meisterprüfung - die wirtschaftlichen, rechtlichen und pädagogischen Teile III und IV hatte er bereits abgelegt - und Selbstständigkeit waren sein großes Ziel. Für zwei Jahre verschlug es den heute 35-Jährigen aus Grafschaft in ein ganz anderes berufliches Umfeld, das ihm aber keine Zukunft bot. Er suchte Rat bei der Agentur für Arbeit in Mayen und kam so zum gemeinsam mit der Handwerkskammer Koblenz sowie der Industrie- und Handelskammer Koblenz getragenen Existenzgründungsbüro.
Dort besprach Ralf Käther sein Vorhaben, gemeinsam mit einem Partner aus dem Elektrotechnikerhandwerk ein Unternehmen zu gründen. Das nüchterne Ergebnis des Beratungsgespräches mit HwK-Existenzgründungsberaterin Yvonne Mattes: Das geplante Konzept passte hinten und vorne nicht und hätte in ein Desaster geführt. So gingen beide an die Erarbeitung eines neuen Gründungskonzeptes, mit dem sich Ralf Käther alleine selbstständig machen wollte.
Seit Juli ist er mit seinen Angeboten im "Wand-, Boden- und Decken-Design" am Markt und hat bereits zahlreiche Kunden gefunden. Spezialisiert hat sich der angehende Meister - samstags absolviert er die noch fehlenden fachlichen Teile des Meisterkurses - auf Schutzanstriche gegen Schimmel und andere bakterielle Gefahren. Dass er als junger Selbstständiger 13, 14 Stunden am Tag arbeiten muss, verbindet ihn mit vielen, die ihre Existenz auf eigene Füße stellen. Aber die Arbeit läuft gut und bei anhaltender Auftragslage wird er im kommenden Jahr einen Gesellen einstellen können.
Jede Woche findet eine Infoveranstaltung zur Existenzgründung statt, die den Interessenten einen Überblick über die Thematik verschafft. Alle, die ihren Weg in der Selbstständigkeit sehen, können danach in einem vierwöchigen Existenzgründungsseminar darauf vorbereitet werden. Hier werden alle Fragen - vom Gründungskonzept über die Finanzierung bis zu rechtlichen und steuerlichen Vorschriften - geklärt. Das Seminar macht die Risiken, aber auch die Chancen einer Existenzgründung transparent. Erst wem das Existenzgründungsbüro anschließend eine positive Prognose ausspricht, wird in Form eines Überbrückungsgeldes gefördert - und bis zu einem halben Jahr weiter gecoacht. "Zusätzlich stehen den Jungunternehmern die kostenfreien Beratungsleistungen ihrer Kammer zur Verfügung, die neben betriebswirtschaftlichen Fragen ein ganzes Netzwerk von Experten und Kompetenzen, beispielsweise im Bereich des Einsatzes neuer Technologien umfasst", erläutert Bernd Hammes, Leiter des Aus- und Weiterbildungsbereiches der HwK Koblenz.
Die Existenzgründer fühlen sich bei den Beratern von Handwerkskammer sowie Industrie- und Handelskammer mehr als gut aufgehoben, wie sich bei den regelmäßigen Feedback-Aktionen zeigt. "Wir wollen jedem Gründungswilligen und -fähigen durch entsprechende Unterstützung die Chance zur Selbstständigkeit ermöglichen, allerdings auch präventiv nicht rentable Unternehmensgründungen verhindern", so Yvonne Mattes, Existenzgründungsberaterin der HwK Koblenz. Anders als bislang bei den so genannten Ich-AGs verhindere das gemeinsame Existenzgründungsbüro unternehmerische Schnellschüsse ohne tragfähige Grundlage und fördere effizient zukunftsorientierte Jungunternehmer - eine Aufgabe, die sich nach Einschätzung von Elmar Reckenthäler in nächster Zeit enorm ausweiten werde.
Kontakt:
Existenzgründungsbüro, Agentur für Arbeit Mayen, Tel.: 02651/ 947450, Fax: 947451, E-Mail: exis-bueromy@rz-online.de