Gründeroffensive 2004 - Kräfte bündeln, Nachfolge sichern


"Rund 44 Prozent aller rheinland-pfälzischen Familienunternehmen sind im Zeitraum 1998 bis 2007 von der Frage der Betriebsnachfolge betroffen", sagte der Stellver­tretende Ministerpräsident, Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage, beim Pressegespräch mit Richard Patzke, Hauptgeschäftsführer der IHK Rheinhessen, und Günther Tartter, Hauptgeschäftsführer der HWK Rheinhessen, in Mainz. "Allein in Rheinhessen stehen etwa 25 Prozent der rund 6.000 Betriebe zur Übergabe an; damit verbunden sind rund 15.000 Arbeitsplätze", so Tartter. Eine erfolgreiche Nachfolge­regelung trage daher nicht nur zum Erhalt jedes einzelnen Unternehmens sondern auch zur Sicherung des rheinland-pfälzischen Mittelstandes nachhaltig bei, betonte Patzke. Vor diesem Hintergrund veranstaltet die Gründeroffensive 2004 gemeinsam mit den Partnern IHK, HWK und ISB, unter dem Motto Nachfolge sichern - Verantwortung übernehmen zahlreiche Aktionen und Projekte sowie umfangreiche Angebote zur Beratung und zur Finanzierung von Existenzgründungen.

"Ziel ist es, den Unternehmern die Vorteile einer frühzeitigen Nachfolgeregelung deutlich zu machen und Existenzgründer darauf hinzuweisen, dass auch die Über­nahme eines bestehenden Unternehmens ein guter Start in die berufliche Selbst­ständigkeit sein kann", erklärte Bauckhage. Der Minister wies darauf hin, dass von der Zukunftsorientierung der Unternehmen zukünftig viel stärker als bisher auch die Kreditfinanzierungsmöglichkeiten der Betriebe abhängen werden. "Anstelle der Bilanzen vergangener Jahre spielt beim Rating durch die Banken die Unternehmens­nachfolge eine wichtige Rolle", betonte der Minister. Die künftigen Marktchancen von Produkten und Dienstleistungen und die frühzeitige Regelung der Betriebsnachfolge seien wichtige Kriterien, an denen sich die Kreditwürdigkeit künftig bemessen werde. Eine frühzeitige Vorbereitung auf eine tragfähige Nachfolgeregelung bedeute daher, sich unternehmerische Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten zu erhalten.

In einer breit angelegten Informationskampagne sollen nun potenziellen Übergebern ein Beratungsangebot vom ersten Gespräch bis zur konkreten Planung und der Umsetzungs-Begleitung einer Nachfolgeregelung angeboten werden. "Darüber hinaus unterstützen die Sparkassen und Volksbanken sowie die Steuerberaterkammer uns, diese Information direkt an die geeigneten Unternehmen weiter zu geben", teilte Bauckhage mit. Auch die Wirtschaftsjunioren engagieren sich mit einer landesweiten Veranstaltung im April/Mai 2004, um auf ihr Netzwerk aufmerksam zu machen.

Mit einem Pilotprojekt für Studierende will das Institut für Unternehmerisches Handeln (IUH) ein "Unternehmerpraktikum" starten. Hierbei sollen die Studierenden während ihres Praxissemesters in einem Betrieb unmittelbar mit der Unternehmensleitung zusammen arbeiten, um so Erfahrungen als künftig Selbstständige zu sammeln. Das Modellprojekt soll vom IUH im Laufe des Praxissemesters (voraussichtlich von Juli bis Dezember 2004) begleitet und anschließend wissenschaftlich ausgewertet werden. "Für dieses Projekt werden ab sofort Unternehmen gesucht", sagte Bauckhage. Darüber hinaus wird beim diesjährigen Mittelstandstag am 1. Juni in Mainz und bei vier Folgeveranstaltungen gemeinsam mit den Kammern des Landes, der Steuer­beraterkammer, der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) über das Thema Unternehmensnachfolge informiert. Der Wettbewerb Pioniergeist, den ISB, SWR und die Volks- und Genossenschaftsbanken gemeinsam ausrichten, setzt einen weiteren Schwerpunkt. "Bis zum 31. März können sich Unternehmen um einen Wettbewerbspreis bewerben", kündigte Bauckhage an.

Mit einer Informationsoffensive beteiligt sich die IHK Rheinhessen an der Gründer­offensive 2004. Dazu hat das IHK-Starterzentrum nach dem Vorbild seiner erfolg­reichen Existenzgründungsseminare eigene Basisseminare zur Unternehmens­nachfolge entwickelt. "Des Weiteren wird ein Firmenbesuchsprogramm aufgelegt, bei dem Übergeber und Übernehmer ihre persönlichen Erfahrungen mit der Nachfolge­regelung schildern". Auf die Existenzgründungsbörse Change/Change weist IHK-Hauptgeschäftsführer Richard Patzke vor allem Unternehmer hin, die nach einem geeigneten Nachfolger suchen: "Unter http://www.change-online.de stellt die IHK bundes­weit eine Plattform bereit, auf der die Nachfolgeregelung diskret, ohne Verunsicherung von Kunden, Geschäftspartnern und Belegschaft eingefädelt werden kann.

"Unternehmerischer Mut ist unerlässlich, Kenntnisse des Marktes und dessen realis­tische Einschätzung sind weitere unabdingbare Voraussetzungen", betonte Tartter und wies in diesem Zusammenhang auf Aktivitäten der HWK hin. "Existenz­gründungsberatungen stehen mit etwa 50 Prozent des Beratungsanteils schon seit jeher auf dem Programm der Betriebsberater. Vor gut einem Jahr hat die HWK Rheinhessen für Frauen, ausländische Mitbürger/innen, Migranten und Menschen mit Behinderung, die sich gerne selbstständig machen möchten, mit Hilfe der EU-Gemeinschaftsinitiative EQUAL eine "Fachstelle Unternehmensnachfolge" eingerich­tet, die für Existenzgründungswillige auch Kontakt zu Betrieben herstellt, die aus Altersgründen der Inhaber/in abgegeben werden. Möglich ist dieses neue Beratungs­angebot im Rahmen des MaGNet-Projektes.

"Die wirtschaftspolitische Bedeutung der Nachfolgeproblematik ist groß, aber ich bin mir sicher, dass die Gründeroffensive mit den zahlreichen Projekten dazu beitragen wird, in vielen Familienunternehmen die Betriebfolge zu sichern", sagte Bauckhage abschließend.