Eben noch in Berlin, jetzt im Foyer des Wirtschaftsministeriums: 21 Arbeiten, die im vergangenen Jahr mit dem "Designpreis Rheinland-Pfalz – Kommunikationsdesign" ausgezeichnet wurden, präsentieren sich nach ihrem fünfwöchigen Zwischenstopp in der Landesvertretung Berlin am Rande der Design Week nun dem rheinland-pfälzischen Publikum. Ministerin Lemke dankte dem Designforum Rheinland-Pfalz - descom für die Betreuung des Wettbewerbs und der Ausstellung. Im Landesmuseum in Mainz hatte Wirtschaftsministerin Eveline Lemke die Preise und Auszeichnungen im November 2012 verliehen.
Lemke: "Ich freue mich, dass die Designer und Unternehmen ihre ausgezeichneten Werke nun wieder hier in Mainz zeigen. Die Designbranche in Rheinland-Pfalz nimmt einen hohen Stellenwert ein. Dem Land ist es wichtig, die Branche zu stärken und auf die Kompetenz der zahlreichen Designbüros, Agenturen und Einzelkämpfer aufmerksam zu machen. Kommunikationsdesign trägt entscheidend dazu bei, dass Inhalte verstanden und an die gewünschten Zielgruppen übermittelt werden. Kommunikationsdesign nimmt als Wettbewerbs- und Innovationsfaktor direkten Einfluss auf den Erfolg und die Akzeptanz von Produkten und Dienstleistungen."
Das Themenspektrum der sieben Preisträgerarbeiten und der 14 Ausgezeichneten reicht von den klassischen Anwendungsbereichen des Editorial und Corporate Designs über Kommunikation im Raum bis hin zu Forschungsarbeiten aus der 2012 neu eingeführten Kategorie "Design Studies&Research". Auch multimediale Arbeiten sind zu sehen.
Die sieben preisgekrönten Arbeiten wurden gestaltet von Franziska Haube, Mainz; Sebastian Thönnes, Speyer; Christian Rau und Lukas Weber, Mainz; Martin Stein (OneMan Agency), Neuwied; Christoph Ringel (Ringel & Partner), Trier; Daniel Beißmann, (Autorenkombinat TV Produktion), Mainz ; Prof. Anja Stöffler, FH Mainz und Prof. Ralf Dringenberg, HfG Schwäbisch Gmünd (die 14 Auszeichnungen sowie weitere Infos siehe Homepage).
Seit 1994 setzt sich die Landesregierung mit dem Designpreis Rheinland-Pfalz für die beiden Bereiche Produkt- und Kommunikationsdesign dafür ein, Design als Wirtschafts- und Wettbewerbsfaktor in Unternehmen zu verankern. Die Designwirtschaft erbringt 17 Prozent des Umsatzes in der Kultur- und Kreativwirtschaft (2010) des Landes mit rund 680 Millionen Euro. Insgesamt hat die Kultur- und Kreativwirtschaft einen Umsatz von 4 Milliarden Euro mit über 36.000 Menschen in über 10.000 Unternehmen. Insbesondere die Designwirtschaft hat Innovationspotential und gibt wertvolle Impulse an die Gesamtwirtschaft.
Infos zu Design in Rheinland-Pfalz unter www.descom.de.
Die Ausstellung ist vom 19. Juni bis 5. Juli werktags von 10 bis 18 Uhr im Foyer des Wirtschaftsministeriums und zu Teilen vor dem Rheinland-Pfalz-Saal (2. Stock) zu sehen. Interessierte melden sich einfach bei der Pforte am Eingang.
Die 7 Preisträger-Arbeiten
jeweils mit Auszug aus der Jury-Bewertung (keine Reihenfolge):
Design Talents:
Kategorie Editorial Design
Diplomarbeit: Straßenzeitung "Obdach"
Design: Franziska Haube, Mainz
Projektpartner: Fachhochschule Mainz, Prof. Johannes Bergerhausen
- Die Straßenzeitung Obdach kommt ganz unprätentiös daher – und genau darin liegt ihr Charme. Der typografisch schlicht-klassische Aufbau erlaubt viel Freiraum. Gezielt wurde hier konzeptionell „einfach“ gedacht, um Menschen eine Plattform zu geben, deren Möglichkeiten eingeschränkt sind. An jeder Ausgabe arbeiten obdach- oder mittellose Menschen mit, die mit eigenen Texten, Gedichten, Geschichten, Fotografien oder auch Fundstücken der Straßenzeitung ein Gesicht geben. So ist ein Projekt entstanden, das nicht nur gestalterisch zu bewerten ist. Obdach ist ein Geschenk für unsere Gesellschaft und verdient Anerkennung.
Kategorie Editorial Design
Diplomarbeit: Buch "SEIN SCHEINEN"
Design: Sebastian Thönnes, Speyer
Projektpartner: Hochschule Darmstadt, Prof. Frank Philippin
- Wer, von allen, die sich mit Satz und Typografie beschäftigen, hätte kein besonderes Verhältnis zu Schusterjungen und Hurenkindern? So auch Sebastian Thönnes. In 519 Klassikern der Literatur hat er systematisch nach Hurenkindern gefahndet. Er hat sie aus ihrem Kontext herausgenommen und neu zusammengesetzt. Zu Gedichtszeilen und Versen, in denen der Satzfehler kein Fehler mehr ist, sondern – ganz im Gegenteil – ein konstitutives Element der poetischen Produktion. Der so entstandene kleine Gedichtband kommt leise und hintersinnig daher. Als eine kleine Hommage an den Satzfehler. Mehr noch: an die Schönheit des Fehlers überhaupt. Darin liegt die Poesie des kleinen Werkes von Sebastian Thönnes. Wer sich darüber hinaus davon anregen lässt, über die Metapher des Fehlers, ja vielleicht sogar über eine Kultur des Fehlers, neu nachzudenken – ist selber schuld.
Kategorie Design Studies&Research
Diplomarbeit: Buch, "GOOD PEOPLE, GREAT NATION"
Design: Christian Rau und Lukas Weber, Mainz
Projektpartner: Fachhochschule Mainz, Prof. Robert Paulmann, Prof. Ulysses Voelker
- Designforschung oder Forschung durch Design ist ein spannendes und hochaktuelles Feld, das dank des Engagements des Designforums Rheinland-Pfalz – descom nun auch im Rahmen eines Wettbewerbs thematisiert wird. Die Analyse der visuellen Identität von Staaten und deren Bewohner mit dem Titel „Good People, Great Nation“ ist gerade in Zeiten des Nation- und Citybrandings eine hochaktuelle und gesellschaftlich relevante Thematik, die leider bisher wenig beachtet wurde, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Disziplin. Insbesondere die politische und soziale Verantwortung der Designdisziplin wird hierbei in der Arbeit ausführlich thematisiert und untersucht, was in Designkreisen leider nicht üblich ist. Dass dies nicht auf verstaubte, trockene Art passieren muss, sondern auch visuell reizvoll sein kann, zeigt diese Arbeit auf vortreffliche Art und Weise.
Auftragsarbeiten:
Kategorie Corporate Design
Corporate Design "SOULSPIN"
Design: OneMan Agency GmbH, Neuwied (Martin Stein)
Auftraggeber: Schneider Team UG & Co. KG, Neuwied
- Produktkonfiguratoren sind oft sperrig und schwierig zu bedienen. Die Website überzeugt durch die durchgängig saubere Gestaltung von der Startseite über den Produktkonfigurator bis hin zu den Messhilfen, die man auf dem heimischen Drucker ausdrucken kann. Der Gesamtprozess, mit dem man mittels Hintergrundinformationen, Produktfotos von einer ersten Idee zum individuell angefertigten Einzelstück kommt, ist durchdacht und liebevoll gestaltet. Durch die Zugänglichkeit wird eine ganz neue Produktkategorie möglich gemacht.
Kategorie Editorial Design
Editorial Design "CRANES"
Design: Ringel & Partner, Trier (Christoph Ringel)
Auftraggeber: STEIL KRANARBEITEN GmbH & CO. KG, Trier
- Im Fall dieses Projektes wird deutlich, wie wichtig ein gutes Gespann aus Gestalter und Auftraggeber ist. Ausgezeichnet werden Ringel&Partner für ihre qualitativ hochwertige Arbeit, als auch der Auftraggeber, die Firma Steil Kranarbeiten für den Mut, oder passender, für die Einsicht, in ihrem Segment ein Kommunikationsmedium zu entwickeln, das sowohl inhaltlich, als auch gestalterisch spannend und zeitgemäß ist. Ein tolles Beispiel für gutes Kommunikationsdesign, zielgruppengerecht ohne dadurch den ‚kleinsten grafischen Nenner‘ bedienen zu müssen. Die grafische Sprache ist einprägsam, zitiert die Farbigkeit und grafische Elemente von Baustellen und arbeitet so ironisch mit dem visuellen Vokabular der Branche.
Kategorie Film/Audio
Film "Was haben ein Elefant und ein Spaceshuttle gemeinsam? - Infraschall"
Design: Autorenkombinat TV Produktion, Mainz (Daniel Beißmann)
Auftraggeber: Burda Creative Group GmbH, München
- Infraschall kann man nicht sehen und nicht hören – und nur in wenigen Fällen spüren. Trotzdem hat sich das Unternehmen Sennheiser in seinem Geschäftsbericht 2011 in zahlreichen Artikeln ausführlich mit dem Thema beschäftigt. Als audio-visuelle Darstellung eines Essays des Akustikexperten Steven J. Orfield entwarf Autorenkombinat aus Mainz Bildwelten, die sich an den Mustern von Schallwellen orientieren. Mit einem schlichten Punktraster zeigen sie nicht nur, wie sich der Infraschall verbreitet, sondern formen auch Tiere und Gegenstände, die niederfrequente Wellen aussenden – vom Vulkan, über das Spaceshuttle bis zum Elefanten. An der Arbeit der TV-Produzenten sowie ihrem Netzwerk aus Mainzer Sounddesignern und Programmierern überzeugten die Jury die einfachen und klaren Bilder und Töne, die das schwer fassbare Phänomen gekonnt in Szene setzen.
Kategorie Kommunikation im Raum
Ausstellung "Moving Types - Lettern in Bewegung"
Design: Prof. Anja Stöffler, FH Mainz, Prof. Ralf Dringenberg, HfG Schwäbisch Gmünd
Auftragnehmer: Z ZG Zentrum Zeitbasierte Gestaltung, FH Mainz/
Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd
- Die Ausstellung überzeugt durch das integrale Konzept zur Präsentation der über 350 Filmausschnitte. Das gemeinsame Stöbern und Entdecken, das Teilen und Empfehlen sowie das gemeinsame Anschauen in kleinen und großen Gruppen werden jeweils über differenzierte digitale Funktionen unterstützt. In der Bedienung schnell zu durchschauen, gibt die Ausstellung einen Blick auf die Zukunft und führt vor, wie aus inszenatorisch schwierigen Inhalten ein unterhaltsamer und lehrreicher Erfahrungsraum wird.