Eine besondere Herausforderung für Unternehmen ist der Wechsel an der Führungsspitze. Gerade wenn die Firma nicht in der Familie bleibt, wird die Unternehmensnachfolgeregelung oft zu spät angegangen. Damit auch in solch bewegten Zeiten in einem mittelständischen Betrieb Werte, Wissen und Arbeitsplätze nicht verloren gehen, sollte frühzeitig geplant und professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. So lautete das Fazit der Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft bei der Veranstaltung "Nach mir die Sintflut? Unternehmensnachfolge", die im Autohaus Schechter in Pirmasens stattfand. Veranstalter waren die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) GmbH gemeinsam mit dem Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz.
"Den Betriebsübergang zu regeln ist für jeden Unternehmer und jede Unternehmerin eine einmalige Situation. Von daher ist Information und Beratung erforderlich", sagte Wirtschaftsministerin Eveline Lemke im Talk mit Moderator Dirk Alexander Lude. "Wer sein Unternehmen gut übergeben will, muss vor allem dafür sorgen, dass er etwas von Wert zu übergeben hat. Denn der Vorteil in einer Betriebsübernahme für eine Nachfolge liegt ja darin begründet, dass man ein bekanntes Unternehmen weiter führen kann, sich nicht erst um den Aufbau kümmern muss."
Die Entscheidung, den eigenen Betrieb in andere Hände zu geben, gerade wenn kein designierter Nachfolger aus der eigenen Familie bereit steht, fällt jedoch vielen schwer. "Wir wollen ein Bewusstsein für dieses Problem schaffen und darüber aufklären, welche Wege ein Unternehmer bei einer Übergabe gehen kann", erklärte Ulrich Dexheimer, Sprecher der ISB-Geschäftsführung. "Kammern, Banken, Beratungsunternehmen und nicht zuletzt auch die ISB als zentrales Förderinstitut des Landes stehen dem Mittelstand mit Rat und Tat zur Seite." Eine umfassende Beratung zu Beteiligungen, Bürgschaften und Förderprogrammen, die für Existenzgründer im Rahmen der Unternehmensnachfolge in Frage kommen, bietet die ISB aus einer Hand.
Einblick in die organisatorischen Probleme bei der Unternehmensnachfolgen gaben im Talk "Die Kammern als starke Partner" Ralf Hellrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer der Pfalz, und Andreas Knüpfer, Leiter des Dienstleistungszentrums Pirmasens der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz. Förderprogramme für die erfolgreiche Betriebsübernahme stellte Roland Wagner, Bereichsleiter Wirtschaftsförderung I der ISB, vor. Steuerberater Ulrich Thiemann berichtete über steuerliche Konsequenzen verschiedener Übergabeformen.
Über Erfolgsfaktoren für eine geglückte Unternehmensnachfolge sprach Ute Waßmuth. Sie ist Trainerin, Beraterin, Coach und Autorin und befasst sich als Universitätsdozentin und gefragte Gastrednerin mit der Führung in Zeiten des demographischen Wandels. Im Mittelpunkt ihres Vortrages standen Lösungen und praxisbezogene Hinweise, um Kontroversen zwischen Übergeber und Nachfolger bereits im Vorfeld vorzubeugen. "Sehr viele Unternehmensnachfolgen scheitern aufgrund emotionaler Widerstände und persönlicher Unstimmigkeiten", berichtete Waßmuth aus ihrer Erfahrung. Sie sensibilisierte das Publikum deshalb besonders für die Hintergründe und Ursachen dieser nicht zu unterschätzenden emotionalen Hürden.