Förderkreis Wirtschaft und Wissenschaft vergibt 17.500 EUR für erfolgreiche Nachwuchswissenschaftler in der Region

Die Hochschulen in der Region Koblenz sind vital, innovativ und arbeiten auf einem außergewöhnlichen Leistungsniveau. Insbesondere die Vielfalt der in der Region vertretenen Wissenschaften ist ein besonderes Kennzeichen. Dies beweist erneut die Verleihung der Koblenzer Hochschulpreise im vollbesetzten Rathaussaal der Stadt Koblenz durch den Förderkreis Wirtschaft und Wissenschaft.

Oberbürgermeister Dr. Eberhard Schulte-Wissermann und der Vizepräsident der Universität Koblenz-Landau, Prof. Dr. Herbert Druxes wiesen als Mitveranstalter der Feierstunde in ihren Grußworten auf den hohen Leistungsstand der Wissenschaft in der Region Koblenz hin. Dafür stehen exemplarisch die acht Preisträger, die von Manfred Graulich, dem Vorstandsvorsitzendem der Sparkasse Koblenz, die die Preisgelder in Höhe von insgesamt 17.500 EUR stiftet, ausgezeichnet wurden. Den Hochschulpreis 2005 wird die Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung ausrichten, zu der ihr Rektor, Prof. Dr. Peter-J. Jost in seinem Grußwort einlud. Dr. Eberhard Fischer, Professor für Botanik am Institut für Biologie an der Universität Koblenz, hielt für die ausrichtende Hochschule einen Festvortrag, in dem er die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit dem Partnerland Rwanda vorstellte.

Die Universität in Koblenz zeichnet in diesem Jahr gleich drei Arbeiten aus: "Selbsteinbeschreibungen des regulären 24-Zells" so der Titel der Examensarbeit der Mathematikerin Annja Seidel. Sie untersuchte eine erst kürzlich entdeckte Eigenschaft des aus 24 Oktaedern zusammengesetzten regulären 24-Zells, seine so genannten Selbsteinbeschreibungen. Diese Selbsteinbeschreibungen, deren Existenz bisher nur abstrakt bewiesen worden war, konnte Annja Seidel als Erste konkret berechnen, indem sie Methoden der Algebra, der Gruppentheorie und der Analytischen Geometrie geschickt kombinierte. Mit ihrer Arbeit hat sie neue Erkenntnisse über ein klassisches Objekt der vierdimensionalen Geometrie geliefert und diese visuell optimal vermittelt.

Auch die zweite ausgezeichnete Arbeit wurde am Institut für Integrierte Naturwissenschaften an der Universität in Koblenz vorgelegt: Jean-Pierre Nkurunziza wird für seine Doktorarbeit "Biological and chemical screening of Syzygium-species of Rwanda - Isolation and identification of secondary metabolites of Syzygium parvifolium" über eine Baumart des Bergregenwaldes in Ruanda ausgezeichnet, in der er die biologischen Aktivitäten und die Toxizität von Syzygium-Extrakten untersuchte, die traditionell zur Behandlung von Durchfallerkrankungen, wie der Amöbenruhr, verwendet werden. Die Ergebnisse dieser Doktorarbeit sollen Rwanda bei der Entwicklung und Produktion von preisgünstigen Arzneimitteln im eigenen Land helfen.

Der dritte Preisträger, Thomas Metten, wird für seine transdisziplinär angelegte Arbeit unter dem Thema "Wissenskonstruktion und -kommunikation in der Netzkunst" ausgezeichnet. Die Arbeit entwickelt in 165 Paragraphen theoretische, aber auch praktisch relevante Einsichten, die quer zu den Disziplinen Linguistik, Philosophie, Kunst- und Medienwissenschaft liegen, und entwickelt dabei eine Erkenntnis ganz im Sinne Marshall McLuhans: Wenn wir wollen, dass mehr Menschen als bislang die großen Diskussionen der Gegenwart und der Zukunft aktiv mitgestalten, dann können dies die konventionellen Medien nicht leisten. Notwendig sind partizipative Medien, wie sie in der Netzkunst vorweggenommen werden.

Zwei Preisträger stellt die Fachhochschule Koblenz der Öffentlichkeit vor, beide haben am Standort Remagen studiert. Aus dem Fachbereich Logistik und E-Business wird Heike Thönneßen mit ihrer "Analyse und Steuerung von Inbound-Paketvolumenflüssen durch die Entwicklung eines Unloadplans" aus. Sie befasst sich in ihrer Arbeit damit, dass die einkommenden Expressgut- und Paketströme ordnungsgemäß von den Flugzeugen auf die wartenden Transportfahrzeuge in möglichst kurzer Zeit umgeschlagen werden können. Die Arbeit wurde bei dem European Hub von UPS am Köln-Bonner Flughafen durchgeführt.

Die von Uwe Dorsch vorgelegte Diplomarbeit "Bestimmung biometrischer Daten aus Videosequenzen" befasst sich mit Methoden zur Größenbestimmung von Personen und Objekten, die von einer Video-Kamera aufgenommen wurden. Eine der möglichen konkreten Anwendungen besteht darin, Bilder, die bei der Überwachung der Vorräume von Banken gemacht werden, auszuwerten und z.B. die Größe einer aufgenommenen Person objektiv zu bestimmen. Auf diese Weise können verlässlichere Informationen gewonnen werden als durch Zeugenaussagen.

Seit den dramatischen Ereignissen von Erfurt und Coburg findet das Phänomen "Gewalt" erhöhte Aufmerksamkeit, hat sie doch auf erschreckende Weise gezeigt, dass Kinder und Jugendliche nicht nur Opfer, sondern ebenfalls Täter von Gewalt sein können. Die Preisträgerin der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, Melanie Gehenzig, stellt sich in ihrer Diplomarbeit unter dem Titel "Von linken Backen und wölfischen Giraffen ... - Gewaltfreie Konfliktbewältigung in der christlichen Jugendarbeit am Beispiel des Jugendbildungswerkes Haus Wasserburg" dieser brisanten und komplexen Thematik auf wissenschaftlicher Ebene. Melanie Gehenzig hat dazu in der Region um Koblenz Jugendliche und pädagogische Fachkräfte bezüglich deren Erfahrungen mit dem Gewaltverhalten junger Menschen befragt und diese Ergebnisse ausgewertet. Sie entwickelte daraus Perspektiven zur gewaltfreien Konfliktlösung. Dabei stellt sie fest das Gewalt nicht erst bei physischem Gewaltverhalten anfängt.

Zum ersten Mal in diesem Jahr präsentiert auch die Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen einen Preisträger der Öffentlichkeit. Die Arbeit von Dr. med. Martin Boeker, "Strukturierung, Retrieval und Darstellung von medizinischen Texten mit XML", ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie Kenntnisse und Anforderungen aus einem Anwendungsbereich, in diesem Fall der Medizin, formalisiert werden können, um diese als Grundlage zur Realisierung eines Informationssystems zu verwenden. Das Ausgangsproblem war die strukturierte Ablage, die Suche und der komfortable Zugriff im Zusammenhang mit pathologischen Daten, wie Patientenakten. Dr. Boeker entwickelte dazu einen einheitlichen, XML-basierten Dokumenttyp als Grundlage für diese drei Anwendungsbereiche. Die bereits vorhandenen Daten konnten in den neuen Dokumenttyp konvertiert werden. Fazit: XML und neuere Internet-Technologien eignen sich grundsätzlich zur Strukturierung und Darstellung medizinischer Texte und können in elektronischen Patientenakten eingesetzt werden.

Die Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung zeichnet Daniel Ralf Schmitz für seine Diplomarbeit "Product Positioning and Market Entry Strategies in Fast Moving Consumer Goods Markets by Using Selected Distribution Channels" aus. Seine Arbeit ist besonders bemerkenswert, weil sie in zweierlei Hinsicht einen wertvollen Beitrag liefert. Zum einen erbringt Schmitz mit seiner Arbeit einen theoretisch-konzeptionellen Beitrag. Unter Zuhilfenahme der Diffusionstheorie zeigt er die Vorteile des Point-of-Consumption hinsichtlich der Aufnahme und Verbreitung neuer Produkte auf. Der Point-of-Consumption kennzeichnet den Ort, wo Kunden Produkte kaufen und gleichzeitig konsumieren. Die herausragende Qualität der Arbeit von Daniel Ralf Schmitz wird dadurch untermauert, dass er zum anderen mit der Diplomarbeit einen managementorientierten Beitrag leistet. Anhand eines sehr interessanten Fallbeispiels zeigt er die Bedeutung des Point-of-Consumption für den Erfolg der Einführung der mexikanischen Biermarke Corona Extra im US-amerikanischen Markt auf.

Kontakt:
Förderkreis Wirtschaft und Wissenschaft in der Hochschulregion Koblenz e.V., c/o Handwerkskammer Koblenz, Tel.: 0261/ 398-222, Fax: 0261/ 398-994, E-Mail: foerderkreis@hwk-koblenz.de, Internet: www.foerderkreis-wiwi.de