Von der Idee zur eigenen Firma: Ihr Konzept zum Erfolg präsentierten die Gewinner des diesjährigen Existenzgründerwettbewerbs "Pioniergeist" im SWR Funkhaus in Mainz. Die gemeinsame Initiative der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB), des SWR und der Volksbanken Raiffeisenbanken in Rheinland-Pfalz fand bereits zum vierzehnten Mal statt. Prämiert wurden überzeugende Geschäftsideen und Gründungskonzepte.
Überzeugt hat die Initiatoren vor allem die Geschäftsidee der GD German Desalination GmbH aus Sprendlingen, die eine unkomplizierte Meerwasserentsalzungsanlage entwickelt haben. Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke verlieh den Firmengründern Günther Veit und Thomas Stork den mit 15.000 Euro dotierten ersten Preis. Ausgezeichnet wurde die Entwicklung einer dezentralen Anlage zur Meerwasserentsalzung, die aufgrund der verwendeten Materialien nahezu wartungsfrei ist und eine lange Lebensdauer aufweist. Die benötigte Energie wird über Abfallwärme von Blockheizkraftwerken, Klimaanlagen oder Solarkollektoren geliefert. "Weniger als ein Prozent des weltweiten Wasservorkommens stehen den Menschen derzeit als Trinkwasser zur Verfügung", sagte die Ministerin. "Diese umweltfreundliche und effiziente Form der Trinkwassergewinnung aus Meerwasser zeigt, welche enormen Möglichkeiten neue Technologien bieten." Unternehmerische Initiative und das Gespür für Marktlücken und neue Märkte zeichneten die Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs aus. Das Land brauche Pioniere, die neue Produkte und neue Dienstleistungen schaffen und so für eine zukunftsorientierte und wettbewerbsfähige Wirtschaft sorgen.
Den zweiten Preis in Höhe von 10.000 Euro verlieh Dr. Simone Sanftenberg, Landessenderdirektorin des SWR Rheinland-Pfalz, an die WWC Westerwald Clay Products GmbH & Co KG. Die von Michael Fiederling und Hans-Georg Fiederling gegründete Firma produziert Keramikfliesen aus Westerwälder Ton im sogenannten Extrusionsverfahren und schafft damit bislang nie erreichte Oberflächenstrukturen. Der innovative Herstellungsprozess kombiniert bewährte keramische mit neuen Technologien. "Besonders beeindruckt hat die Jury die Verbindung des traditionellen Handwerks im Kannenbäckerland mit der Moderne", so Sanftenberg bei der Überreichung des Preises. "Rheinland-Pfalz steckt voller Innovationskraft, das zeigt der Wettbewerb jedes Jahr wieder."
Mit der pfiffigen Geschäftsidee des ersten digitalen Weinberaters im Lebensmitteleinzelhandel hat es die Ende 2011 gegründete Frag’Henry GmbH aus Nierstein auf Platz drei geschafft. "Mit seinem Touchscreen-Terminal erschließt der Ideengeber Tjorven Jorzig dem Weinverkauf in Supermärkten zusätzliche Potenziale", lobte Horst Kessel, Mitglied des Vorstandes des Genossenschaftsverbandes e.V., für die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Rheinland-Pfalz bei der Übergabe des Preises im Wert von 5.000 Euro. Mithilfe dieses ersten digitalen Weinberaters erhalten Kunden aus dem großen Angebot passende Weinempfehlungen für individuelle Anlässe und den persönlichen Weingeschmack. Das Terminal ist bereits in einigen Supermärkten installiert. Erste Ergebnisse zeigen, dass mit Einsatz des Systems der Weinabsatz im Supermarkt deutlich steigt.
Die Erweiterung eines Pflegedienstes auf die Betreuung einer Senioren-Wohngemeinschaft veranlasste die Jury zur Verleihung eines Sonderpreises: Der von den Volksbanken Raiffeisenbanken in Rheinland-Pfalz gestiftete Preis in Höhe von 2.000 Euro ging an die H + Z Pflegedienst GmbH in Ingelheim. "Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels werden verstärkt Wohnmodelle nachgefragt, die selbstbestimmtes und selbstverantwortliches Wohnen in fortgeschrittenem Alter ermöglichen", so Kessel in seiner Laudatio. "Dies auch bei Menschen, die pflegebedürftig sind und auf Hilfe angewiesen sind". Preisträger Dominique Zoogbaum trägt diesen Anforderungen mit der Einrichtung einer Wohngemeinschaft Rechnung. Es handelt sich hierbei um eine neue Wohnform, aus deren Service- und Betreuungsangeboten die Bewohnerinnen und Bewohner einzelne Leistungen wählen können. Für die Einrichtung von zwei Wohngemeinschaften baut Zoogbaum derzeit in Ingelheim eine Gründerzeitvilla um.
"Wir sind jedes Jahr aufs Neue überrascht, wie klug durchdacht die Gründungskonzepte sind und mit wie viel Engagement die Umsetzung betrieben wird", sagte Ulrich Dexheimer, Sprecher des Vorstandes der ISB im Talk. Die ISB verstehe sich als starker Partner, der Existenzgründern in der schwierigen Anfangsphase, aber auch darüber hinaus maßgeschneiderte finanzielle Lösungen und vor allem umfassende Beratung anbiete.
Beratung und Tipps gab es bereits vor der Preisverleihung: Interessenten konnten sich vor Ort in parallelen Workshops über die verschiedenen Förderangebote, steuerliche Rahmenbedingungen und die richtige Vorbereitung auf ein Bankgespräch informieren.
Einen Exkurs gab der Internet-Publizist Tim Cole in seinem Vortrag "Homo sapiens 2.0 – die Zukunft der Intelligenz": Er berichtete von der rasanten Entwicklung der Technologie und warf die Frage auf, ob sich eine ähnlich schnelle Entwicklung auch vom menschlichen Denkvermögen behaupten lässt.