Nach Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung werden in Deutschland in den kommenden Jahren rund 27.000 Unternehmen jährlich übergeben. Ein Scheitern solcher Übergaben kann zu einem großen Schaden führen – für das Unternehmen selbst, aber durch den potenziellen Wegfall von Arbeitsplätzen auch für die gesamte Volkswirtschaft. Um dem vorzubeugen, ist eine frühzeitige Planung einer Unternehmensnachfolge notwendig. Da solche Vorhaben meist einmalig im Leben eines Unternehmers sind, stellen sich viele Fragen: Was sind die Schritte für eine gelungene Nachfolge? Ist das Unternehmen wirtschaftlich fit für den Wechsel? Welche steuerlichen Konsequenzen gehen mit einer Unternehmensnachfolge einher? Wie werden Führung und Vermögen übertragen?
Diese und weiterer Fragen beantworteten Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft bei der Veranstaltung „Nach mir die Sintflut? UNTERNEHMENsNACHFOLGE“ in Kaiserslautern. Zu der Veranstaltung hatten das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau sowie die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) eingeladen. In aufschlussreichen Vorträgen und Talks wurde den rund 170 Gästen erläutert, wie man mit gründlicher Vorbereitung und dem nötigen Know-how den Generationenwechsel im Unternehmen erfolgreich meistern kann.
Thematisch passend fand die Veranstaltung in der Torpedo-Garage statt. Bei der Torpedo Gruppe ist mit Christian und Maximilian Ritter, den Söhnen von Senior-Chef Dr. Peter Ritter, bereits die vierte Generation fest in die Geschäftsführung eingebunden.
Im Talk mit Moderator Dirk Alexander Lude erläuterte Wirtschaftsstaatssekretärin Daniela Schmitt neue Herausforderungen beim Thema Nachfolge – zum Beispiel durch den demografischen Wandel – und welche Unterstützungsangebote es in Rheinland-Pfalz gibt.
Ulrich Dexheimer, Sprecher des Vorstandes der ISB, unterstrich in seinem Begrüßungstalk die Chancen einer Unternehmensnachfolge: „Als Förderbank des Landes unterstützen wir immer wieder Unternehmen mit funktionierendem Geschäftsmodell, sich infolge einer Nachfolge neu auszurichten.“ Karl-Heinz Reidenbach, Mitglied des Vorstandes der Volksbank Kaiserslautern-Nordwestpfalz eG, fügte ergänzend die Notwendigkeit einer frühzeitigen Übergabeplanung zu: „Oftmals liegt das Problem beim Loslassen des Lebenswerkes, wie uns viele Unternehmer sagen. Umso erfolgreicher sind nach unserer Erfahrung die Nachfolgeregelungen, bei denen sich der Übergebende frühzeitig mit der Thematik befasst. Unsere Spezialisten begleiten häufig und gerne bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger und bei der Gestaltung des Übergabeprozesses“.
Das wichtige Thema der Unternehmensbewertung erläuterte Stefan Benzing, Direktor der VR Nachfolgeberatung GmbH, in seinem Vortrag „Fit für die Übergabe – Ökonomische Attraktivität Ihres Unternehmens“.
In einem spannenden Talk diskutierten Steffen Blaga, Leiter des Geschäftsbereiches Existenzgründung und Unternehmensförderung der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz, Bernd Bauerfeld, Geschäftsbereichsleiter Gewerbeförderung der Handwerkskammer der Pfalz, sowie Rudi Werner, Steuerberater und Mitglied des Vorstandes der Steuerberaterkammer Rheinland-Pfalz über passende Übergabeformen sowie die steuerlichen Folgen eines Generationswechsels für Unternehmen.
Antworten auf Fragen rund um die Finanzierung einer Unternehmensnachfolge lieferten Roland Wagner, Bereichsleiter Mittelstands-, Kommunalfinanzierung der ISB und Uwe Keller, Prokurist, Bereichsleiter Firmenkundengeschäft der Volksbank Kaiserslautern-Nordwestpfalz eG in ihrem Gespräch zu: „Finanzen: Ihre Ansprechpartner für Übergabe, Übernahme und Neugründung“.
Über die psychologischen Aspekte und die zwischenmenschlichen Herausforderungen einer Unternehmensnachfolge referierte Prof. Dr. Stefan Bieler, Abteilungsleiter BWL der Fachhochschule für die Wirtschaft Hannover (FHDW) in einem abschließenden Vortrag.
Bei einem Stehempfang mit Imbiss konnten sich die Anwesenden im Anschluss an die Veranstaltung untereinander austauschen und sich auf dem Infomarkt umfassend im persönlichen Gespräch mit den Referenten und weiteren Ansprechpartnern zur Thematik informieren.