Gemeinschaftsinitiative "Nachfolger gesucht" war ein Riesenerfolg

 

Wirtschaftsminister Bauckhage im Gespräch mit SWR-Moderatorin Heike Zahn (Fotos: Heike Rost)

Preisverleihung in Mainz

Die landesweite Aktion "Nachfolger gesucht" der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz ISB) GmbH, der Industrie- und Handelskammern, der Handwerkskammern und von SWR 4 hat Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage als "vorbildlich und Riesenerfolg" bezeichnet.

Diese Gemeinschaftsinitiative hatte über das wichtige Thema Unternehmensnachfolge in sechs Regionalveranstaltungen in Mainz, Koblenz, Trier, Ludwigshafen, Pirmasens und Bad Neuenahr-Ahrweiler informiert. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen standen unter anderem steuerrechtliche Fragen bei der Unternehmensnachfolge und Finanzierungsmöglichkeiten. Im Rahmen der Aktion wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben.

Am 22.9.2000 wurden in Mainz bei der Abschlussveranstaltung der Reihe besonders gut vorbereitete Unternehmensnachfolgen mit insgesamt 20 000 Mark prämiert. Den ersten Preis gewann die Zimmerei Follmann und Schmitz KG in Grosslittgen (Landkreis Bernkastel-Wittlich). Der Träger des zweiten Preises ist die Elektro Pretz GmbH & Co. KG in Koblenz. Der dritte Preis ging an zwei Unternehmen: Friseurstudio Salon Josette in Mainz und Ferd. Schäfer Söhne Kunststoffe GmbH & Co. KG in Pirmasens.

Der Minister und der Sprecher der Geschäftsführung der ISB, Hans-Joachim Metternich, wiesen bei der Preisverleihung darauf hin, dass in 18 000 bis 20 000 rheinland-pfälzischen Betrieben in den nächsten fünf Jahren der Generationenwechsel bevorstehe. In den Betrieben seien rund 220 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Damit diese Arbeitsplätze nicht in Gefahr seien, müsse der anstehende Generationenwechsel in den Unternehmen professionell vorbereitet werden. "Eine Betriebsnachfolge zu regeln, stellt alle Beteiligten vor enorme Herausforderungen", betonte Bauckhage.

Er wisse aus eigener Erfahrung um die Bedeutung einer gut geplanten Unternehmensnachfolge, sagte der Minister. Er selbst habe 1978 den Bäckereibetrieb seines Vaters in Daaden (Landkreis Altenkirchen) übernommen.

 

Hans-Joachim Metternich, Sprecher der Geschäftsführung der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz, wies auf die Bedeutung der Unternehmensnachfolge hin

"Neben der Beratung bei der Unternehmensnachfolge kann die Investitions- und Strukturbank vor allem auf dem Gebiet der Finanzierung und Förderung den Generationenwechsel hilfreich begleiten", so Metternich. "Die Förderbedingungen für Betriebsübernahmen waren noch nie so gut wie heute", unterstrich der Geschäftsführer und verwies auf das so genannte Eigenkapitalhilfeprogramm, das ERP-Existenzgründerprogramm und das Mittelstandsförderungsprogramm.

Industrie- und Handelskammern: Ein "echter Aufrüttler"

Als "echter Aufrüttler" hat sich die Gemeinschaftsaktion "Nachfolger gesucht" aus Sicht des Hauptgeschäftsführers der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, Richard Patzke, erwiesen. Der Beweis seien die merklich zunehmenden Zuschriften an die Change/Chance-Börsen der Wirtschaftskammern. Hier können sowohl Anbieter als auch Nachfolgeinteressenten ihre Offerten und Wünsche kostenlos veröffentlichen.

"Für die vier IHKs im Land kam dieser Erfolg nicht unerwartet", betonte Patzke. Denn die Wirtschaft durchlaufe derzeit nicht nur einen Generationswechsel, sondern auch eine tief greifende technologische Revolution. Für manches Unternehmen sei die Zeit gereift, den Betrieb völlig neu zu strukturieren. Patzke: "Die modernen Medien verlangen vom Unternehmer ein strategisches Denken in den Kategorien ebenjener modernen Medien, das diejenigen viel leichter beherrschen, die mit diesen Medien aufgewachsen sind". Andererseits würden immer noch viele hochmotivierte Nachwuchskräfte die Vorteile einer Firmenübernahme verkennen. Die Aktion "Nachfolger gesucht" habe es geschafft, in der regionalen Wirtschaft das Bewusstsein für die Chancen einer Unternehmensübergabe zu schärfen.

Handwerkskammern: Große Unterstützung für Betriebe

Diese Auffassung vertrat auch der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz, Günther Tartter. Er wies darauf hin, dass Handwerksunternehmen in erster Linie Familienunternehmen sind: "Eigenständigkeit und Verantwortung für den Betrieb sowie seine Mitarbeiter sind das Credo der Handwerksmeister". Aus diesem Selbstverständnis heraus erkläre sich ihre tragende Rolle als Ausbilder und Arbeitgeber. 30 Prozent aller rheinland-pfälzischen Arbeitnehmer sind im Handwerk tätig, 45 Prozent aller gewerblich-technischen Lehrlinge lernen in dieser Branche. Tartter: "Diese prägende Kraft des Handwerks muss bewahrt werden". Die Betriebsnachfolge sei deshalb von entscheidender Bedeutung; es gehe dabei um existenzielle wirtschaftliche, finanzielle und rechtliche Fragen. Die Aktion "Nachfolger gesucht" habe hier wichtige Schützenhilfe geleistet.

"Sie sensibilisiert Betroffene für einen rechtzeitig vorzubereitenden Generationswechsel, motiviert potenzielle Nachfolger zum Aufbau einer eigenen Existenz und gibt wegweisende Tipps vor allem zu den unterschiedlichen Förderprogrammen - eine unschätzbare Unterstützung für jeden Existenzgründer", betonte Tartter.

SWR: Gemeinschafts-Initiative hat ins Schwarze getroffen

SWR4 habe mit dieser Aktion ins Schwarze getroffen, sagte SWR-Landessenderdirektor, Dr. Uwe Rosenbaum, bei der Preisverleihung. "Die Resonanz auf die Veranstaltungen im ganzen Land und die Präsentation im Programm haben unsere Erwartungen übertroffen", betonte Rosenbaum. Die Aktion habe gezeigt, wie drängend die Probleme bei den Unternehmern in Rheinland-Pfalz sind, die Nachfolger suchen, aber auch, welche Informationsdefizite bestehen. Zusammen mit seinen Partnern sei es SWR4 gelungen, der Gründergeneration etwas von ihrer Angst zu nehmen, sich rechtzeitig aus den Betrieben zurückzuziehen und das Unternehmen an einen geeigneten Nachfolger zu übergeben. Rosenbaum: "Die Zusammenarbeit mit der Investitions- und Strukturbank und den Kammern des Landes war beispielhaft: Sie hat gezeigt, wie ein scheinbar schwer darstellbares wirtschafts- und gesellschaftspolitisches Problem einem breiten Publikum journalistisch unterhaltsam und gleichsam informativ präsentiert werden kann".

Die Preisträger:

Vergabe des 1. Preises durch Wirtschaftsminister Hans-Artur Baukhage

Der 1. Preis (Finanzierung eines Entwurfes für ein neues Corporate Design durch die ISB im Wert von 10 000 Mark) geht an Andreas Follmann, der als Zimmermeister den Familienbetrieb Zimmerei Richard Follmann in Grosslittgen (Landkreis Bernkastel-Wittlich) Anfang des Jahres übernommen hat.

Der Junior hat in dem Unternehmen seine Ausbildung zum Zimmerer absolviert und 1998 die Meisterprüfung abgelegt. Nach Ansicht der Jury sind sowohl im handwerklichen Betriebsteil als auch im kaufmännischen Teil des Unternehmens durch die zehnjährige Betriebszugehörigkeit des Juniors hohe Erfahrungswerte vorhanden.

Die Übergabe des Unternehmens musste kurzfristig erfolgen. Das alteingesessene Handwerksunternehmen beschäftigt sechs Mitarbeiter und hat mit dem 25-jährigen Jungunternehmer Andreas Follmann die besten Chancen, weiterhin am Markt erfolgreich zu bestehen. Der Senior unterstützt beratend das Unternehmen.

 

SWR-Landessenderdirektor Dr. Uwe Rosenbaum vergibt den 2. Preis

Der 2. Preis (Organisation eines Betriebsfestes durch SWR4) wird an Rainer Lamberti und Jürgen Sänger vergeben. In einer Zeit von vier bis fünf Jahren hat sich Rainer Lamberti nach Auffassung der Jury intensiv auf die Unternehmensnachfolge vorbereitet. Lamberti ist seit März 1985 bei der Firma Elektro-Pretz GmbH & Co.KG in Koblenz im kaufmännischen Bereich tätig.

Nachdem er den Abschluss zum Industrie-Betriebswirt im Jahre 1995 absolviert hatte, wurde ihm die kaufmännische Leitung im Betrieb übertragen. Zusammen mit Jürgen Sänger, der seit 1992 im Unternehmen tätig ist, wird er Ende März 2001 die Firma übernehmen.

In der Firma Elektro-Pretz GmbH & Co.KG sind 83 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen ist als Dienstleistungsanbieter in den Bereichen Elektroinstallation, Beleuchtungstechnik, sowie EDV-Netzwerktechnik erfolgreich.

 

Günther Tartter, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Rheinhessen, gratuliert der Nachfolgerin Sabine Schwalbe und der früheren Inhaberin Josette Hub-Diehm zum gelungenen Nachfolgekonzept

Der 3. Preis (Beschriftung von Firmenfahrzeugen mit dem Firmenlogo im Wert von insgesamt 3 200 Mark, von den Kammern finanziert) wird zweimal vergeben: Preisträgerin ist zum einen Sabine Schwalbe. Sie hat das Friseurstudio Salon Josette in Mainz Ende vergangenen Jahres übernommen. In diesem Betrieb hat sie ihre Ausbildung absolviert. Die Nachfolge wurde ihr von der früheren Inhaberin Josette Hub-Diehm angeboten.

 

Richard Patzke, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, freut sich mit den Gewinnern

Ausgezeichnet wurden außerdem Michael Mattheß und Joachim Wenzl. Michael Mattheß arbeitete fünf Jahre lang als Qualitätsmanagement-Berater für die Firma Ferd. Schäfer Söhne Kunststoffe GmbH & Co.KG in Pirmasens. Joachim Wenzl und er kennen sich seit 15 Jahren von gemeinsamen Projekten. Ende März haben die beiden die Firma gemeinsam übernommen. Das Unternehmen stellt technische Kunststoffartikel her und existiert