Zum vierten Mal wurden anläßlich des ISB-Erfinderforums „Innovationen in Rheinland-Pfalz – Erfindungen für die Zukunft“ die besten Erfinder aus Rheinland-Pfalz geehrt.
Anton Kiefer aus Mainz
Vorrichtung zur Stauerfassung und Verfahren zur Stauerfassung:
Bei der heutigen Verkehrsdichte auf unseren Straßen kommt es häufig zu Staus auf den Autobahnen. Die Staumeldungen im Radio sind des Öfteren viel zu spät und der Fahrer steht schon im Stau, bevor dieser gemeldet wird. Anton Kiefer hat mit seiner Idee, eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Stauerfassung zu entwickeln, dieses Problem in Angriff genommen und Lösungsmöglichkeit aufgezeigt. Der Einbau seines Systemes erfolgt nachträglich in die Autos. Mittels GPS-Empfänger zur Ortsbestimmung und Sensordaten, die entweder Unfall oder Stau anzeigen sollen, wird eine automatische Warnmeldung an eine Zentrale Leitstelle ausgesendet. Dort werden die Daten gesammelt und entschieden, ob es sich um einen Stau handelt. Nun können durch die Leitstelle genaue Staumeldungen ausgesendet werden.
Günter Wolf aus Römerberg (Kreis Ludwigshafen-Land)
Verfahren zur Herstellung von Goldkristallen:
Goldatome können in den unterschiedlichsten, oft ästhetisch sehr ansprechenden Formen kristallisieren. Dies ist - neben dem wissenschaftlichen Forschungswunsch - in der Schmuckherstellung höchst interessant in Bezug auf neue Oberflächengestaltungen. Günter Wolf hat ein Verfahren zur Herstellung von Goldkristallen entwickelt, in dem durch extremes Auswalzen und anschließende Säureeinwirkung faszinierende Muster erzeugt werden können. Diese Oberflächenstrukturen können auf beliebig bearbeitete Schmuckstücke aufgetragen werden. Dadurch ist die Innovation in einem hohen Maß wirtschaftlich verwertbar und eröffnet Schmuckdesignern völlig neue Gestaltungswege.
Dietrich Bräuer aus Molzhain (Landkreis Altenkirchen)
System zur automatischen Abschaltung der Fahrtrichtungsanzeiger bei Motorrädern:
Die automatische Blinkerrückstellung gehört zum gewohnten Komfort jedes Autos. Bisher existierte ein solches System nicht für Motorräder, weswegen dauer-blinkende Motorräder mit unklarer Fahrabsicht nicht selten zu beobachten sind. Gerade diese relativ ungeschützten Verkehrsteilnehmer benötigen eine solche Komfort- und Sicherheitskomponente. Dietrich Bräuer konnte mit der Einrichtung zur Erfassung der Richtungsänderung bei Motorräder ein System entwickeln, das selbst in komplexen Verkehrssituationen verlässlich ein Abschalten des Blinkers nach Abschluss der Abbiegesituation veranlasst. Hierfür ist eine Wasserwaagenlibelle als Querbeschleunigungsmesser angeordnet. Die Gasblasenposition wird erfasst und in einem Mikrocontroller mit gespeicherten, typisierten Mustern verglichen. Die Innovation hat von Testern des ADAC und des ACE sehr gute Beurteilungen erhalten, ein Nachrüst-Kit ist seit August auf dem Markt.
Prof. Dr. Ansgar Lohse an der Universitätsklinik Mainz
Diagnostikum zum Erkennen der autoimmunen Hepatitis
Chronische Leberentzündungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen. Bei der autoimmunen Hepatitis wird die Leberentzündung nicht durch eine Virusinfektion hervorgerufen wie bei Hepatitis B und C, sondern durch das Immunsystem, das sich gegen die eigenen Leberzellen richtet und somit das Organ zerstört. Auf Grund der gegengesätzlichen Therapieverfahren zur Behandlung von viraler und autoimmuner Hepatitis ist eine frühzeitige Diagnose von entscheidender Bedeutung. Das von Prof. Dr. Ansgar Lohse an der Universitätsklinik Mainz entwickelte Diagnostikum zum Erkennen der autoimmunen Hepatitis ermöglicht den Nachweis spezifischer Autoantikörper, die bei einer autoimmunen Hepatitis auftreten. Diese zuverlässige Diagnose ermöglicht den Beginn einer rechtzeitigen immunsuppressiven Therapie, mit der die Patienten bei guter Lebensqualität eine normale Lebenserwartung haben können. Hervorzuheben ist die erfolgreiche Umsetzung der Innovation in Kooperation mit den Firmen Diarect, Euroimmun, Inova und Aeskulab.
Helmut Reiffers aus Lünebach (Kreis Bitburg-Prüm)
Lehre zum ortsfernen Herstellen eines Treppengeländers für eine vorgegebene Treppe:
Der Aufbau von Treppengeländern in Innenräumen benötigt viel Handarbeit und ist für den Kunden mit Lärm- und Schmutzbelastung verbunden. Für den Installateur hingegen ist die bisherige Verfahrensweise zeitaufwendig, mit Anfahrtswegen und Materialtransportproblemen verbunden, zudem müssen oft besondere Vorsichtmaßnahmen zum Schutz der Treppe und der Wohnung getroffen werden. Dies gilt auf Grund der Schweißarbeiten insbesondere für Treppengeländer aus Metall. Die Innovation „Lehre zum ortsfernen Herstellen eines Treppengeländers für eine vorgegebene Treppe“ von Helmut Reiffers ermöglicht es, mit Hilfe von feststellbaren Messlehren jede individuelle Treppe nachzubilden und dann in der Werkstatt wirklichkeitsgetreu nachzustellen. Hier können alle Arbeiten ausgeführt werden und die Arbeit vor Ort reduziert sich auf ein Minimum. Daher wird sich dieses Hilfsmittel, welches bereits im Markt eingeführt ist, für Treppengeländehersteller als große Hilfe erweisen.
Ulrich Giehl aus Heimborn (Westerwaldkreis)
Spülschacht (Kanalspüler):
Infolge der Trennentwässerung bleibt in den Schmutzwasserkanälen die durch Niederschläge sporadisch herbeigeführte natürliche Spülung aus, was zu Ablagerungen und Verstopfung des Kanals führen kann. In der Praxis wird überwiegend mit mobilen Reinigungsgeräten der Kanal gereinigt, was teuer und unhygienisch ist. Klaus-Ulrich Giehl hat einen Spülschacht entwickelt, welcher einen Sammelraum besitzt, in dem die Spülflüssigkeit gesammelt wird, bis diese dann schwallartig in den zu spülenden Kanal gelassen wird. Durch diese erhöhte Spülkraft wird der Kanal regelmäßig ohne Arbeitskraft sauber gespült. Hervorzuheben ist die erfolgreiche Umsetzung der Erfindung durch die Firma „Funke Kunststoff GmbH“.
Firma Riwa Tec GmbH gemeinsam mit dem beteiligten Erfinder
Dipl.-Ing. (FH) Hans Peter Blatt aus Landau
Winkel-Wasserwaage
Mit herkömmlichen Wasserwaagen kann geprüft werden, ob ein Gegenstand exakt horizontal oder vertikal ausgerichtet ist. Mit Hilfe der von Hans Peter Blatt in der Firma Riwa Tec GmbH entwickelten Winkel-Wasserwaage kann eine Vielzahl von Messungen in verschiedenen Winkelstellungen mit höchster Genauigkeit durchgeführt werden, wie es in der Praxis mit 300 000 produzierten Stück gezeigt werden konnte. Die Messung wird mit einer Libelle durchgeführt, die Flüssigkeit und eine Luftblase enthält und um eine Achse gegenüber dem Grundkörper verdrehbar ist. In dem Grundkörper ist eine Justagelibelle angebracht, damit dieser exakt entlang der gewünschten Falllinie ausgerichtet ist und eine Missweisung auszuschließen ist.
Dr. Markus Weiß aus Kaiserslautern und Dr. Wolfgang Bauer aus Bad Dürkheim
Metallmesser mit speziell angepasster Materialhärtenverteilung für Zerkleinerungs- und Schneidmaschinen
Das Abnutzen der Messer von Zerkleinerungsmaschinen bereitet hohe Kosten durch die Stillstandzeiten der Maschinen während des Schleifens und der Instandhaltung. Durch die Innovation von Dr. Weiß und Dr. Bauer, dem Metallmesser mit speziell angepasster Materialhärtenverteilung für Zerkleinerungs- und Schneidmaschinen, wird eben jener Verschleiß ausgenutzt, um die Standzeiten der Messer erheblich zu verlängern. Durch einen gezielten Härteverlauf im Messermaterial wird eine unterschiedliche Abnutzung der Kante erreicht, sodass ein tolerierbarer Schneidkantenradius über lange Zeit erhalten bleibt, da sich das Messer durch den gezielt geregelten Verschleiß quasi selbst nachschärft. Da die Herstellungskosten mit denen herkömmlicher Messer vergleichbar sind und keine konstruktiven Änderungen nötig sind, birgt die Innovation ein deutliches Potenzial zur Kostenreduzierung.
Institut für Mikrotechnik Mainz GmbH Beteiligte Erfinder: Susanne Sigloch, Jens Hoßfeld, Michel Neumeier
Faseroptischer Schalter für die optische Datenübertragung:
Mit dem weltweit steigenden Datenaufkommen im Internet wird es zunehmend schwieriger, die Datenmengen in der gewünschten Geschwindigkeit zu bewältigen. Hierzu werden immer mehr Kupferkabel durch Glasfasern mit höheren Übertragungsraten ersetzt. Um nun die Daten auf die richtigen Bahnen zu lenken werden Schaltelemente benötigt, die sich deutlich von den herkömmlichen Schaltelementen bei Kupferleitungen unterscheiden, wobei eine wesentliche Anforderung an faseroptischen Schaltelementen die verlustarme Übertragung der Daten ist. Mit zwei Patenten haben das Institut für Mikrotechnik Mainz GmbH und die beteiligten Erfinder Jens Hoßfeld, Susanne Sigloch und Michel Neumeier einen faseroptischen Schalter für die optische Datenübertragung entwickelt, welcher wechselweise zwischen zwei Ausgangsfasern, die der Eingangsfaser gegenüberliegen, hin- und herschaltet. Da die Koppelstellen zwischen den Fasern mit Öl gefüllt sind, werden Koppelverluste und Rückreflexionen von Faserendflächen minimiert. Auch der Einfluss einer temperaturabhängigen Wärmeausdehnung wurde durch eine spezielle Halterung im Schalter umgangen. Die Erfindungen wurde bereits erfolgreich umgesetzt durch die Firma „AIFOtec Fiberoptics“.
Institut für Telematik in Trier
Beteiligte Erfinder: Dr. Ernst-Georg Haffner, Dr. Thomas Engel, Prof. Dr. Christoph Meinel
Datenverbindung zwischen zwei Rechnern und Verfahren zur Datenübertragung zwischen zwei Rechnern (Lock-Keeper)
Die Bedrohungen von Rechnersystemen oder einzelnen Rechnern aus dem Internet wird immer größer. Es gibt zwar bisher einige Sicherheitsvorkehrungen, wie z. B. eine Firewall, die sich aber bisher nicht als 100-prozentig sicher erwiesen haben. Die Firma Institut für Telematik aus Tier und die beteiligten Erfinder Dr. Ernst-Georg Haffner, Dr. Thomas Engel und Prof. Dr. sc. Nat. Christoph Meinel haben eine Schleusentechnik entwickelt, mit der Angriffe von außen nicht mehr möglich sind. Es wird ein zusätzlicher Rechner eingebaut, welcher die Datenpakete aus dem Intranet aufnimmt, die Verbindung dann trennt und somit keinen Zugriff auf das Intranet mehr zulässt, bevor er sich mit dem Internet verbindet und die Daten dort austauscht. Mit der gleichen Unterbrechung fließt der Datentransfer in die andere Richtung. Hervorzuheben ist die erfolgreiche Umsetzung der Erfindung durch die Firma „IT-Services s.à.r.l. “.