Von Echtzeit und Hochvakuum
Was haben Ventile und Laser mit Nachhaltigkeit zu tun?
KTW Technology aus Wehr zeigt, wie Hightech Ressourcen schonen kann – und dass auch Geburtstagspartys manchmal nachhaltig wirken.
Umweltschutz kann eine Frage von Millisekunden sein. Zum Beispiel dann, wenn auf einem Feld Pflanzenschutzmittel versprüht werden: Wie wäre es, wenn der Sprühkopf automatisch erkennen würde, was Nutzpflanze und was Unkraut ist – und nur bei erwünschten Pflanzen sprühen würde? „Damit kann man bis zu 80 Prozent Pflanzenschutzmittel einsparen und die Umwelt schonen“, erklärt Wolfgang Teichmann.
Und das ist keine Utopie, zumindest nicht mehr lange: Sein Unternehmen KTW Technology hat ein smartes Ventil entwickelt, das mit einer Software verbunden ist und in Echtzeit arbeitet. Konkret heißt das: Die Software erkennt mittels Sensorik, was sie vor sich hat, gibt die Information an das Ventil weiter, das sich zum Sprühen öffnet oder eben nicht. Das alles geschieht im selben Moment und nicht erst Sekunden später, wenn der Sprüher längst schon bei der übernächsten Pflanze angekommen ist.
„In einem Prozess ist das Ventil oft der Engpass. Es öffnet sich nicht schnell genug, ist nicht immer zuverlässig, außerdem verschleißen manche Komponenten schnell“, erklärt Teichmann. „Unsere Magnetventile mit Echtzeitschaltung sind die Antwort auf all diese Probleme: Sie sind einfach konstruiert, haben keine Verschleißteile wie Feder oder Nadel und sind dadurch sehr langlebig.“ Außerdem können sie viele verschiedene Medien verarbeiten, zum Beispiel Gas und Flüssigkeiten, auch wenn diese klebrig sind. Und die Dosierung ist flexibel: Das Ventil kann einen Tropfen pro Minute durchlassen oder mehrere Liter. Ein anderes Modell kann Druckluft extrem präzise dosieren, sodass bis zu 80 Prozent der zur Drucklufterzeugung benötigten Energie eingespart werden kann. Gearbeitet wird derzeit an einer Variante, die in Dieselmotoren eingebaut wird und mit der rund die Hälfte an Stickstoffoxiden vor der Entstehung vermieden werden kann.
Wir haben dann nach einem passenden Investor gesucht. Wir wollten jemanden, der langfristig denkt, der nicht nur auf schnellen Gewinn aus ist. So sind wir auf die ISB gekommen
Dass heute Ventile zu seinem Hauptgeschäft gehören, konnte Wolfgang Teichmann noch vor wenigen Jahren nicht ahnen. Der heute 59-Jährige arbeitete als Geschäftsführer in der Werkzeug- und Getränkebranche, war vorher im Fahrzeug- und im Pharmabereich tätig gewesen. „Bei einer Geburtstagsparty habe ich dann einen Ingenieur aus der Luft- und Raumfahrtbranche kennengelernt. Er erzählte mir von seinen Ideen.“ Später traf man sich wieder, weitere Ingenieurskollegen kamen dazu, der eine ehemaliger Motorenchef in der Formel 1, der andere Chemieingenieur. Die Ideen wurden zahlreicher und präziser – und mündeten Ende 2017 schließlich in die Gründung von KTW Technology. „Wir haben dann nach einem passenden Investor gesucht. Wir wollten jemanden, der langfristig denkt, der nicht nur auf schnellen Gewinn aus ist. So sind wir auf die ISB gekommen“, so Teichmann. „Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut – wir werden kompetent betreut und können weiterhin unsere Entscheidungen im operativen Geschäft selbst treffen.“
Und dieses Geschäft ist so vielfältig wie speziell. Zusätzlich zu den Ventilen hat sich KTW auf Hochvakuumlaser zum Schweißen spezialisiert. Sie sollen künftig dann zum Einsatz kommen, wenn qualitativ besonders hochwertige Schweißnähte notwendig sind, etwa in der Medizintechnik und in der Luft- und Raumfahrt. Bislang werden für solche Nähte Elektronenstrahlschweißer eingesetzt, die aber teuer sind, sehr viel Energie benötigen, Röntgenstrahlen nutzen und wartungsintensiv sind. „Wir sind weltweit die ersten, denen es gelungen ist, einen Laser im Hochvakuum einzusetzen“, erklärt Wolfgang Teichmann. Das Hochvakuum ist dabei entscheidend, weil es verhindert, dass Einlassungen wie zum Beispiel Luftbläschen in die Schweißnaht geraten und sie brüchiger machen. Außerdem benötigt der KTW-Laser-Schweißer deutlich weniger Energie, spart also Kosten und schont die Ressourcen. „Damit bringen wir wieder Hightech und Nachhaltigkeit zusammen. Beides ist für uns entscheidend, und daran werden wir weiter arbeiten. An Ideen mangelt es uns jedenfalls nicht!“