Die Schul-Digitalisierer

Die richtige Idee zur richtigen Zeit: 2019 hat Daniel Zacharias in Koblenz sein Start-up Sdui GmbH gegründet – eine Plattform und App, die mehr Digitalisierung in die Schulen bringt. Vor allem seit Beginn der Pandemie gehen die Wachstumszahlen durch die Decke.

Eigentlich wollte er nur länger schlafen. „Eines hat mich als Schüler oft geärgert“, erzählt Daniel Zacharias. „Ich kam früh morgens in die Schule, und ein Blick auf den Vertretungsplan zeigte mir: Die erste Stunde fällt aus. Ich hätte also noch gar nicht kommen müssen, wenn ich das nur gewusst hätte.“ Wusste er aber damals nicht – Vertretungspläne waren rein analog als Aushänge in der Schule einzusehen. „Genau das wollte ich ändern. Und genau das habe ich geändert.“ 

Damals, es war 2015, tat sich Daniel Zacharias mit seinem Kumpel Jan zusammen. „Wir haben zusammen eine App entwickelt, mit der wir die Vertretungspläne unserer Schule digitalisiert angeboten haben. So konnten alle Schülerinnen und Schüler ihn von zu Hause aus über ihr Smartphone abrufen.“ Ab sofort kam niemand mehr früher in die Schule als notwendig – auch die Lehrkräfte nicht, die ebenfalls einsehen konnten, ob sie beispielsweise Vertretungsunterricht hatten oder nicht. „Damit waren wir die Helden des Schulhofs“, erinnert sich Zacharias mit einem Schmunzeln. Damals war er in der zwölften Klasse, 17 Jahre alt. Weil Idee und Umsetzung passten, schickte ein Lehrer die beiden zum Wettbewerb „Jugend forscht“ – und auch dort war das Interesse groß. 

Doch dann kam das Abitur, für zusätzliche Ideen war keine Zeit mehr. Beide begannen zu studieren, Daniel Zacharias entschied sich für Investment Banking in Frankfurt, Jan Micha Kroll für Informatik. „Das haben wir allerdings nicht allzu lange gemacht. Es war nicht das Richtige, und irgendwann haben wir uns gedacht: Wir sollten vielleicht doch an die alte Idee anknüpfen, die ja sehr erfolgreich war.“ Sie taten sich zusammen, gründeten 2019 die Sdui GmbH, die ISB beteiligte sich über ihren Venture-Capital-Bereich an dem Start-up. Sie entwickelten das Projekt weiter. 

Heute bietet die Plattform längst nicht mehr nur digitale Vertretungspläne an, sondern ist zum inhaltlichen Allrounder für Schule geworden. „Wir haben uns gefragt, was das Leben für Schulleitungen und Lehrkräfte, für Schülerinnen und Schüler und Eltern einfacher machen kann. Und das, so haben wir festgestellt, ist eine ganze Menge.“ Mittlerweile können alle Gruppen in die App eingebunden werden, jeder kann sie mit zugewiesenen Rechten nutzen – es gibt digitale Klassenbücher, Nachhilfe-Tools und Videokonferenzen, die Schule kann Nachrichten, Elternbriefe und Lehrerinfos gezielt verschicken, Lehrer kommunizieren darüber mit Schülern und Eltern.

Auch ohne Corona wären wir gewachsen, die Zeichen stehen ja generell auf Digitalisierung. Aber so ging es sicherlich schneller.

Daniel Zacharias

Damit haben die jungen Unternehmer offenbar ins Schwarze getroffen: Das ehemalige Schülerprojekt wächst rasant, Sdui hat mittlerweile 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, „und wir stellen gerade jeden Monat rund zehn neue Leute ein“. Der Bedarf an digitalen Lösungen für Schulen war schon vor der Pandemie groß und ist jetzt noch einmal massiv gestiegen. Für mehr als 4.000 Schulen in ganz Deutschland ist es selbstverständlich geworden, die Sdui-Angebote zu nutzen – im Rahmen ihres eigenen Digitalisierungskonzepts. „Wir sehen uns nicht als Konkurrenz für die gängigen Schulplattformen, sondern als Ergänzung“, erklärt der junge Gründer. „Mit vielen Plattformen kooperieren wir, haben sie in unsere App eingebunden.“ Genutzt werden kann die Sdui-App über alle Geräte: Smartphone, Tablet, Laptop, PC. Für die Schule wiederum ist der große Vorteil, dass die Einrichtung sehr einfach ist: „Wir bieten eine digitale Einführung an. Wenn sich die Schule dafür entscheidet, dann spielen wir es online auf den Schulrechner, das dauert vielleicht eine Viertelstunde.“ 

Daniel Zacharias ist mittlerweile 23 Jahre alt. Weiter studieren? Das ist erst einmal in weite Ferne gerückt, zu gut läuft die eigene Firma. „Die Pandemie war schon ein Booster für uns“, sagt er. „Auch ohne Corona wären wir gewachsen, die Zeichen stehen ja generell auf Digitalisierung. Aber so ging es sicherlich schneller.“ Ein klares Ziel für die Zukunft gibt es auch schon: Marktführer werden für den deutschsprachigen Bereich – was angesichts der aktuellen Wachstumszahlen nicht mehr allzu weit entfernt sein dürfte.

Wagniskapital von der ISB

Die gute Idee ist da, die richtigen Menschen und ein belastbares Konzept? Vielen fehlt für die Anfangsphase nach einer Unternehmensgründung jedoch Kapital, um liquide zu sein, um weiter zu wachsen, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen. Deshalb beteiligt sich die ISB über Tochtergesellschaften mit Wagniskapital an jungen, innovativen Unternehmen, die ein Erfolg versprechendes Konzept mit Wachstumsperspektive vorweisen können. In einer ersten Finanzierungsrunde kann ein Betrag von bis zu 500.000 Euro zur Verfügung gestellt werden, zumeist geschieht dies in einer Kombination aus offener und stiller Beteiligung. Die Zusammenarbeit ist ausdrücklich langfristig mit einer Laufzeit von bis zu zehn Jahren angelegt. Dabei bleiben die unternehmerischen Entscheidungen in der Hand der Gründer.