Das lange Warten

Es ist frisch saniert, es ist schön geworden – und es ist immer noch geschlossen: Im Schwimmbad in Seibersbach im Landkreis Bad Kreuznach hat seit zwei Jahren niemand seine Runden gezogen. Bürgermeister Ralf Noch über den beliebten Treffpunkt, eine Hiobsbotschaft und jede Menge Eigeninitiative. 

Ein lauer Sommerabend, ein kühles Bier, nochmal kurz ins Wasser springen ... Das hätten viele Einwohner von Seibersbach im vergangenen Sommer gerne gemacht. Theoretisch, sagt Bürgermeister Ralf Noch, wäre das sogar möglich gewesen: Das Schwimmbad war Anfang 2020 nach einjähriger Bauphase gerade fertig saniert, die Wiedereröffnung war schon geplant – dann kam Corona und machte allen einen Strich durch die Rechnung. Noch immer liegt das Bad ungenutzt da und wartet auf die ersten Badegäste.

Das Schwimmbad in Seibersbach hat eine lange Geschichte, und es ist weit mehr als nur eine Sportstätte. Errichtet 1939, hat es sich im Laufe der Zeit zu einem Treffpunkt für den 1.300-Einwohner-Ort und die Umgebung entwickelt – „viel mehr gibt es hier ja nicht, nicht mal eine Wirtschaft“, wie der Bürgermeister erzählt. Nachmittags kommen Schulkinder hierher, in den Ferien auch Jugendgruppen aus Zeltlagern, die in der Nähe stattfinden. Gegen Abend sitzen dann die Erwachsenen zusammen, „es ist ein beliebter Treffpunkt nach der Arbeit. Manche gehen gar nicht schwimmen – unser Schwimmbad ist einfach auch ein geselliger Ort.“ Die Bürgerinnen und Bürger haben in Eigenleistung sogar einen Grill gebaut und kleine Veranstaltungen organisiert, der Erlös ging dann wieder in das Schwimmbad.

Dann im Jahr 2018 die Hiobsbotschaft: Die alte Chloranlage entspricht nicht mehr den Standards, eine neue muss her – dazu machten die Behörden hohe Auflagen: Die Hydraulikanlage müsse eine Querdurchflutung gewährleisten, was bis dahin nicht der Fall war. Kurz: Eine vollständige Sanierung wurde notwendig. „Können wir uns das leisten? Wollen wir uns das leisten?“ Diese Frage wurde heiß diskutiert – und dann vom gesamten Dorf gemeinsam durch einen Bürgerentscheid entschieden. Das Ergebnis: ein klares „Ja“, das Schwimmbad soll erhalten bleiben. Und die Finanzierung? Die Stadt sicherte sich zusätzlich zu anderen Mitteln ein Kommunaldarlehen von der ISB. „Es war schon schwierig, genügend Geld zusammenzubekommen“, so Ralf Noch. „Wir haben uns sehr gefreut, als uns der Kämmerer über die Möglichkeit mit der ISB informiert hat. Ohne die Unterstützung durch ein zinsgünstiges ISB-Kommunaldarlehen hätten wir das gar nicht machen können.“

Ohne die Unterstützung durch ein zinsgünstiges ISB-Kommunaldarlehen hätten wir das gar nicht machen können.

Ralf Noch
Bürgermeister von Seibersbach

Vor allem, weil – wie so oft bei Bauarbeiten – alles teurer wurde. Es stellte sich heraus, dass die Seitenverkleidung des Beckens marode war und abgerissen werden musste. Kein einfaches Unterfangen, weil der Kunststoff extrem fest verklebt war: „Wir mussten die Wände mit Sandstrahlen reinigen, das war natürlich viel mehr Arbeit als wir dachten.“ Aber auch hier zeigte sich die Solidarität in der Dorfgemeinschaft: „Zum Glück hatten wir viele freiwillige Helferinnen und Helfer aus dem Ort, so konnten wir vieles in Eigenleistung machen. Auch Firmen haben mitgemacht, zum Beispiel die Wege neu gepflastert, eine Metallbaufirma hat die Zäune saniert.“

Für den Sommer 2020 war dann die Wiedereröffnung vorgesehen – und alles verlief ganz anders als geplant. „Eigentlich hätten wir sogar für eine kurze Zeit aufmachen dürfen“, erzählt der Bürgermeister. „Allerdings: Zunächst wäre eine zweiwöchige Probephase nötig gewesen, um die Bauarbeiten abzunehmen. Die wiederum wäre aber aufgrund der Hygienevorschriften in der Pandemie nicht realistisch gewesen.“ Deshalb verzichtete man auf Test, Abnahme und Öffnung. Die soll nun „so bald wie möglich“ stattfinden – dann eben, wenn Inzidenzzahlen und Vorschriften es erlauben. Alle hoffen, dass das in diesem Sommer möglich wird – und dass Seibersbach endlich seinen beliebten Treffpunkt zurückbekommt.

Infrastrukturfinanzierung Nachhaltige Kommunal- und Regionalentwicklung

Mit dem Programm „Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen in Rheinland-Pfalz“ leistet die ISB einen Beitrag zur Finanzierung von kleinen und mittleren Infrastrukturvorhaben oder Investitionen zur nachhaltigen Kommunal- und Regionalentwicklung in Rheinland-Pfalz. Finanziert werden Einrichtungen des öffent­lichen Sektors und privatwirtschaftlich organisierte Unternehmen der öffentlichen Hand. Bei der Finanzierung handelt es sich in der Regel um Kredite, die entweder durch die ISB direkt oder als Teil eines Kreditkonsortiums vergeben werden. Die Kredit­konditionen orientieren sich am Grad der Ver­flechtung mit den Gebietskörperschaften sowie der konkreten Besicherung des Vor­habens.