So funktioniert der Start ins Berufsleben

Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund werden als Zielgruppe immer wichtiger - Projekt "KAUSA" soll bei Integration helfen.

Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Migrations- oder Fluchthintergrund den Weg zu einem anerkannten Berufsabschluss bereiten und ihnen damit Zukunftsperspektiven geben: Das ist der Anspruch des Projektes KAUSA, das auf Landesebene federführend von der Handwerkskammer (HwK) Koblenz begleitet wird. Nach einer inzwischen viereinhalbjährigen Projektdauer ziehen die Verantwortlichen eine positive Bilanz. Und nicht nur das. Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) überreichte jetzt zwei Förderbescheide von Bund und Land. Gesamtvolumen: 1,5 Millionen Euro. Damit kann die Arbeit bis einschließlich 2024 weiterlaufen. 

„Wir wollen jungen Menschen Chancen geben. Wir wollen sie auf dem Weg zu einer Ausbildung begleiten und ihnen einen guten Start mit Zukunftsperspektive in Rheinland-Pfalz ermöglichen“, sagte Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt bei der Übergabe des Bescheids bei der HwK in Koblenz. Sie ergänzte: „Rheinland-Pfalz ist ein Land mit Willkommenskultur. Menschen mit Migrationsgeschichte tragen entscheidend zur wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Entwicklung unseres Landes bei. Ich danke den Handwerkskammern, die mit der Beratung über die KAUSA-Stellen eine wichtige Aufgabe für ein gutes Miteinander in Wirtschaft und Gesellschaft übernehmen.“

„Knapp 1000 Jugendliche wurden seit 2017 individuell über das duale Berufsbildungssystem informiert, 227 in eine Ausbildung vermittelt. Darüber hinaus haben die KAUSA-Mitarbeiter auch 816 Unternehmern mit Migrationshintergrund zu allen Fragen rund um die duale Ausbildung beraten“, betont HwK-Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich, der zu einer Online-Pressekonferenz mit Repräsentanten von Bund und Land eingeladen hatte. Die Moderation übernahm Jens Fiedermann, der bei der HwK Koblenz für KAUSA verantwortlich ist. Das Kürzel KAUSA steht übrigens für Koordinierungsstelle Ausbildung und Migration. Die Geschichte des Projektes reicht bis ins Jahr 1999 zurück. Angesprochen werden ganz gezielt auch Betriebe, die von Unternehmern gegründet wurden, die selbst einen Migrationshintergrund haben. Hinter KAUSA steht primär das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) – und in Rheinland-Pfalz das Land. Gemeinsam finanzieren sie das Projekt zu 90 Prozent.  Die Projektträger in Rheinland-Pfalz übernehmen zudem einen Eigenanteil von 10 Prozent. „Durch den Zusammenschluss der vier rheinland-pfälzischen Handwerkskammern wurden und werden die Unterstützungsleistungen in ganz Rheinland-Pfalz angeboten“, so Ralf Hellrich weiter. Er verweist auch darauf, dass acht Mitarbeiter, überwiegend mit pädagogischem Hintergrund, sich um die Ratsuchenden kümmern. Die Konferenz zeigte: Das Interesse ist groß, das Projekt über das Jahr 2024 hinaus fortzusetzen. „Das wäre wünschenswert“, sagte Thomas Sondermann, Leiter der Unterabteilung für Berufliche Bildung (BMBF).

Jetzt komme es darauf an, die zweite Projektphase ähnlich erfolgreich zu machen wie die erste. Das sei das Ziel aller Beteiligten.

Wirtschaftsministerin Schmitt kann sich gut vorstellen, die Aktivitäten weiter auszubauen und „KAUSA“ für alle zu öffnen, die Interesse haben, ihre Ausbildung in Deutschland zu absolvieren. Gründe hierfür gibt es genug. Die Veranstaltung machte deutlich, dass sich der Ausbildungsmarkt nicht nur in Rheinland-Pfalz gravierend verändert hat. Mussten Schulabgänger früher einiges in Bewegung setzen, um einen Ausbildungsplatz zu erhalten, hat sich die Situation gravierend verändert. Heute ist es oft so, dass sich Unternehmen bei den jungen Leuten vorstellen – etwa über die Schulen oder im Rahmen von Ausbildungsmessen. Diese Kommunikationsmöglichkeiten funktionieren angesichts der Corona-Krise nur eingeschränkt. Die Folgen sind vor allem für das Handwerk dramatisch. Trotz intensiver Aufklärungsarbeit ist es immer noch nicht überall durchgedrungen, dass die „Wirtschaftsmacht von nebenan“ spannende Ausbildungsplätze mit guten Weiterentwicklungsmöglichkeiten bietet. Deswegen müssen Onlinekanäle genutzt werden. Auch im Rahmen von „KAUSA“. So ist das Projekt ab sofort auf Instagram präsent.

„Wir wollen die jungen Menschen gewinnen, wir wollen die Unternehmen gewinnen, Unterstützungsangebote fördern und gewonnene Erfahrungen nachhaltig in die Breite tragen, helfen, sie zu verstetigen “, betonte Thomas Sondermann. Er wies auch darauf hin, dass 38 Prozent der Ausbildungsstellen mit jungen Menschen besetzt sind, die einen Migrationshintergrund haben. Aber: Es zeige sich auch, dass zu wenige Absolventen aus dieser Gruppe, die Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten nutzen. Auch das solle „KAUSA“ ändern – gerade mit Blick aufs Handwerk.

„Integration wird bei den Handwerkskammern gelebt und vermittelt“: Mit diesen Worten machte Ralf Hellrich auch Werbung in eigener Sache. Aus Sicht der HwK wird es nun auch darum gehen, Erfolgsgeschichten öffentlichkeitswirksam bekannt machen. Die Botschaft: Jeder kann es schaffen, sofern der Wille da ist.

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Jörg Diester
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