Fachkräftesicherung ist das Zukunftsthema 

Der Fachkräftemangel in der Region verschärft sich – inzwischen steht er bei den Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung in Rheinhessen ganz oben, noch vor der Energiekrise und den unsicheren wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Das zeigt eine Sonderauswertung der Herbst-Konjunkturumfrage der IHK für Rheinhessen, für die 790 Unternehmen aller Branchen und Größen in der Region befragt wurden. „Die Zukunft unserer Unternehmen hängt immer stärker davon ab, dass es ihnen gelingt, qualifizierte Menschen zu gewinnen, zu halten und weiterzuentwickeln“, sagte IHK-Geschäftsführerin Lisa Haus beim Praxisforum Fachkräfte am 8. November in Mainz. „Deshalb müssen wir gemeinsam handeln und innovative Lösungen für unsere Region entwickeln.“ Dazu waren gut 150 Unternehmerinnen und Unternehmer, Führungskräfte, Personalverantwortliche sowie Ausbilderinnen und Ausbilder zur Kooperationsveranstaltung der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen und der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) gekommen. Im Mittelpunkt standen Austausch, Vernetzung und zehn Kurzimpulse rund um Personalgewinnung, Fachkräftesicherung und Arbeitgeberattraktivität.

„Der Fachkräftemangel ist ein branchenübergreifendes Thema und beschäftigt derzeit viele Unternehmen in der Region. Es gibt viele Lösungsansätze zur Gewinnung und Qualifizierung und insbesondere zum Halten von Arbeitskräften. Als Förderbank des Landes unterstützen wir den rheinland-pfälzischen Mittelstand bei seinen Aktivitäten mit entsprechenden Förderprodukten und stehen selbstverständlich auch beratend zur Seite“, sagte Dr. Ulrich Link, Mitglied des Vorstandes der ISB.

Unternehmen stellen ein 
Der Fachkräftemangel bestimmt auch die Personalpolitik der Unternehmen der Region: So zeigt die IHK-Konjunkturumfrage, dass die Betriebe in Rheinhessen bei ihren Planungen für die kommenden zwölf Monate an ihren Beschäftigten festhalten oder den Personalstamm sogar ausbauen wollen: 22 Prozent der Unternehmen geben an, weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen zu wollen, 66 Prozent planen mit gleichbleibenden Beschäftigtenzahlen und 12 Prozent rechnen mit einem Rückgang.

Offene Stellen und Bewerbermangel
Dabei wird deutlich, dass sich die Gewinnung von neuem Personal für viele Unternehmen schwierig gestaltet: So können 55 Prozent offene Stellen längerfristig (mehr als zwei Monate) nicht besetzen. Der Mangel zeigt sich vor allem bei qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern – so bleiben vor allem Stellen offen, für die ein Fach-/Hochschulabschluss, eine duale Berufsausbildung oder Weiterbildungsabschlüsse wie Fachwirt und Meister gefragt sind.

Folgen sind vielschichtig
Die Folgen durch den Arbeits- und Fachkräftemangel sind vielschichtig: 67 Prozent der befragten Betriebe rechnen mit steigenden Arbeitskosten, um knappe Arbeits- und Fachkräfte zu gewinnen und halten zu können. 63 Prozent befürchten eine Mehrbelastung ihrer derzeitigen Belegschaft und 44 Prozent die Einschränkung des Angebots sowie Ablehnung oder Verlust von Aufträgen. Für knapp ein Drittel der Unternehmen ist der Verlust der eigenen Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit ein wahrscheinliches Risiko und gut ein Fünftel fürchtet, dass die Standortattraktivität in der Region leidet. Eine Lösung sieht mehr als ein Drittel der Unternehmen in der verstärkten Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen.

Komplexes Fachkräfteeinwanderungsgesetz: Unternehmen benötigen Unterstützung
Als einen weiteren Lösungs-Baustein nennen die Unternehmen die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland, auch mit Blick auf die Neuerungen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes, welche die Zuwanderung von Fachkräften aus Drittstaaten erleichtern sollen. Vor allem für die Unternehmen, die Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten einstellen möchten, spielen zwei Aspekte eine große Rolle: die Vereinfachung und Beschleunigung von Verwaltungsverfahren wie Visa-Beantragung und Arbeitserlaubnis sowie mehr Angebote zum Spracherwerb im In- und Ausland.

Die Befragung zeigt, dass die Betriebe bei der Neuregelung des Fachkräfte-einwanderungsgesetzes eine Reihe wichtiger Verbesserungen sehen, zugleich bleibt es für sie ein komplexes Regelwerk. So wünschen sich rund ein Drittel der befragten Unternehmen mehr Unterstützung beim Einwanderungsprozess für sie selbst und ihre Beschäftigten, und auch für die nachfolgende Integration im Betrieb. Als Möglichkeiten werden Lotsen, feste Ansprechpartner in Behörden oder Welcome Center genannt. Weiterhin wird besonders bei der Bewerbersuche und -gewinnung im Ausland Wohnraum in Betriebsnähe als wichtiger Faktor angesehen.
 

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Melanie Dietz
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