Antrag stellen – aber wie? Eine Trägerin berichtet.

Tanja Hoch leitet das Sachgebiet „Digitalisierung und MINT-Förderung“ und die Schul-IT des Landkreis Alzey-Worms. Als einer der ersten Träger des Landes Rheinland-Pfalz erhielt der Landkreis bereits im Februar dieses Jahres einen Bescheid über eine Förderung im Rahmen des DigitalPakt Schule. In einem Interview erzählt Tanja Hoch von ihren Erfahrungen bei der Planung, Beantragung und Umsetzung der Digitalisierungsmaßnahmen.

Wie viele Schulen gibt es in Ihrer Trägerschaft?

Wir betreuen zwölf Schulen in der Trägerschaft des Landkreises Alzey-Worms und setzen dort nachhaltige digitale Konzepte und erfolgreiche Pilotprojekte um. Hierunter fällt zum Beispiel das begleitete Pilotprojekt zur Einführung von vollausgestatteten (elternfinanzierten) Tabletklassen an mittlerweile neun Schulen. Grundsätzlich haben wir in allen Schulen bereits im Jahr 2016 begonnen, digitale Klassenzimmer aufzurüsten. Zeitgleich haben wir auch angefangen, die Lehrerschaft mit ins Boot zu holen. Wir haben über das Kreismedienzentrum Alzey-Worms ein umfangreiches Fortbildungsprogramm aufgebaut. Mit modernen Methoden wie dem Design Thinking haben wir gemeinsam mit den Schulen die Anforderungen an ein erfolgreiches Medienkonzept erarbeitet und daraus resultieren heute starke Medienentwicklungsteams an unseren Schulen, die sich mit uns gemeinsam auf den Weg gemacht haben. 

Wie war die Ausstattung zum Startzeitpunkt der Planung?

Die digitale Ausstattung der Schulen konnte in der Vergangenheit mit den geringen Mitteln, die zur Verfügung standen, nur partiell vorgenommen werden. Mitunter stieß man schnell an infrastrukturelle Grenzen beim WLAN-Ausbau, weil zum Beispiel nicht ausreichend Netzwerkdosen in den Schulgebäuden verbaut waren. Mit den Mitteln aus dem Digitalpakt schließen wir nun diese Maßnahmen vollumfänglich in einem viel kürzeren Zeitfenster ab. Die Maßnahmen sind so aufgeteilt, dass sich im Anschluss moderate und leistbare Modernisierungszyklen für die digitalen Einzelkomponenten für uns als Träger ergeben.

Wie sind Sie personell aufgestellt?

Personell müssen wir natürlich mit der Zeit gehen. Wir haben rechtzeitig in 2019 eine Schul-IT eingerichtet, um für die neuen Aufgaben durch die nun schnell voranschreitende Digitalisierung gewappnet zu sein. Im ersten Jahr 2020 haben wir den Stamm von zwei Vollzeitadministratoren auf weitere drei aufgestockt, weil die Aufgaben des First-Level-Supports durch den Wegfall der Anwendungsbetreuung hinzukamen. Ergänzend wurde ein agiles Führungsteam bestehend aus einer technischen und einer verwaltungsorganisatorischen Teamleitung eingeführt, um den Administratoren Raum für die Arbeit an den Schulen zu lassen. Das Führungsteam übernimmt die Projektplanung (z.B. Digitalpakt, Tabletklassen, Ausschreibungen…), koordiniert und begleitet neue Projekte an Schulen und bündelt die Bedarfe. All dies kann von den Administratoren nicht noch zusätzlich verlangt werden. Die Anforderungen und neuen Aufgabenstellungen an den Support sind massiv gestiegen.
Für das Jahr 2021 planen wir eine weitere Vollzeitadministratorenstelle sowie eine weitere Vollzeitstelle für das Projektmanagement ein.

Wann wurde mit der Planung begonnen?

Mit der konkreten Planung für den Digitalpakt wurde erst nach der Infoveranstaltung vom Ministerium für Bildung RLP im September 2019 begonnen.

Wie sind Sie dabei vorgegangen?

Wir haben zunächst eine kleine interne Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern der Schul-IT, Schulabteilung und dem Gebäudemanagement gegründet und die Anforderungen des Digitalpakts gemeinsam erörtert und eine Aufgabeneinteilung und eine grobe Zeit- und Finanzplanung vorgenommen. Die zu erwartenden Ergebnisse und den geplanten Weg dahin haben wir gemeinsam mit den Schulleitungen und deren Medienentwicklungsteams besprochen und abgestimmt.

Wo sehen Sie besondere Herausforderungen in der Planung und Umsetzung? Wie haben Sie diese gelöst?

Der Digitalpakt soll die digitale Ausstattung von Schulen schnell und unbürokratisch ermöglichen.
Der unbürokratische Part ist uns bei der frühen Antragsstellung leider noch nicht begegnet - mit Ausnahme der Umsetzung des Sofortausstattungsprogrammes (Digitalpakt II). Die Antragsstellung für den Digitalpakt I wurde aber zwischenzeitlich verbessert. Zudem wünschen wir uns gelockerte Vergabevorschriften und noch mehr Möglichkeiten über Rahmenlieferverträge ausschreibungsfrei zu bestellen, z.B. auch Dienstleistungen wie die Elektroplanung.

Wie sind Sie bei der Antragstellung konkret vorgegangen?

Wir führten die Begehungen an den Schulen in unserer Trägerschaft immer im Team (Gebäudemanagement, SCHUL-IT, Schulabteilung) durch und dokumentierten so eine umfängliche IST-Bestandsaufnahme. Hierbei diskutieren wir Raum für Raum, die ideale Ausstattung für ein digitales Klassenzimmer (Stichwort: Lichteinfall, individueller Bedarf, räumliche Besonderheiten etc.) und legen die infrastrukturellen Maßnahmen vor Ort (neue Verteilerräume, individuelle Lösungen für Fachräume etc.) fest. So steht am Ende der IST-Bestandsaufnahme gleich eine SOLL-Bestandsaufnahme gegenüber. Unsere Inhalte dokumentierten wir in einer großen Excel-Liste.

Gemeinsam kamen wir überein, dass wir zunächst eine Schule als „Probelauf“ durchplanen wollten. So nahmen wir eine große Gesamtschule als erstes Projekt und ließen uns dabei planungstechnisch noch von einem externen Elektro-Steuerungs-/Planungsbüro unterstützen. Hierbei wurden dann die Standards festgelegt, die wir im Nachgang dann auf alle anderen Schulen umlegen konnten. Im Aufstockungsantrag, den wir ein halbes Jahr später nun für alle anderen Schulen gestellt haben, konnten wir Erfahrungen aus der ersten Antragstellung einfließen lassen, hier und da die Vorgehensweise noch verbessern und unsere eigene Dokumentation optimieren.

Welche Unterstützungsangebote haben Sie genutzt?

Wir stehen seit vielen Jahren schon im engen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen des Pädagogischen Landesinstitutes und des Ministeriums für Bildung. Hier finden wir immer Gehör und wenn möglich auch Abhilfe für Fragestellungen hinsichtlich der Anwendungsbetreuung, Einführung neuer Standards und grundsätzlicher Fragen zur Medienentwicklung.
Kurzfristige Fragen zu Förderfähigkeit und Antragstellung konnten wir über die Digitalpakt-Hotline immer direkt mit kompetenten Mitarbeiterinnen der ISB klären. Wir fühlen uns in Punkto Digitalpakt von allen Beteiligten immer sehr gut beraten.

Mit welchen Maßnahmen konnten Sie bereits beginnen? Konnten Sie bereits Teilmaßnahmen abschließen?

Die erste infrastrukturelle Maßnahme an der Gesamtschule, für die wir bereits im Februar einen Förderbescheid erhalten haben, konnte in den Sommerferien begonnen und auch abgeschlossen werden. Der Fachtrakt dieser Schule ist nun nach unseren neuen Standards verkabelt und vollumfänglich mit digitalen Klassenzimmern ausgestattet. In diesem Gebäudeteil arbeitet die 11. Klassenstufe der Gesamtschule nun mit elternfinanzierten Tablets vollkommen digital. Die Schule selbst hat sich im letzten Jahr ein umfangreiches Schulungsangebot für das Kollegium gemeinsam mit dem Kreismedienzentrum des Landkreises Alzey-Worms und dem sehr aktiven Förderverein der Schule erarbeitet, so dass die Schule insgesamt vorbildlich aufgestellt ist.
Hier wird eines besonders klar: Es müssen alle Beteiligten, also auch Schülerschaft, Eltern und übergeordnete Stellen gemeinsam ins Boot geholt werden. Es funktioniert dann gut, wenn gemeinschaftlich auf ein Ziel hingearbeitet wird. Zwischen Planung und Umsetzung der infrastrukturellen Maßnahmen im Fachtrakt sowie der Umsetzung des Fortbildungskonzeptes innerhalb der Schule lag insgesamt ein Jahr. Auf das Ergebnis, dass dort nun digitales Lernen dann auch sofort möglich ist und umgesetzt wird, sind wir sehr stolz.

Was sind die nächsten Schritte für Sie als Träger bzw. für die Schulen?

Step by Step, Schule für Schule. Aktuell haben wir die Fachplanung für die infrastrukturellen Maßnahmen für die weiteren Schulen in unserer Trägerschaft ausgeschrieben. Wir rechnen damit, dass wir bis Frühjahr 2021 die ersten Begehungen mit den Fachplanern an den Schulen abschließen können. Unsere detailreiche Vorarbeit verkürzt den Planungsprozess und ermöglicht recht schnell die konkrete Maßnahmenplanung. Wir wünschen uns, dass in den nächsten Sommerferien an mindestens drei weiteren Schulen die Baumaßnahmen begonnen werden. Zeitgleich laufen die Fortbildungskonzepte der Schulen an und überall dort, wo digitales Lernen infrastrukturell schon umgesetzt werden kann, rüsten wir die Schulen mit den Mitteln des Digitalpakts zu digitalen Lernorten um. Es ist für uns eine spannende und herausfordernde Aufgabe, die Schulen bei diesem Paradigmenwechsel zu begleiten.

 

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