Die Intelligenz der Straßenlampen

Künstliche neuronale Netze, ein stromsparendes Klärwerk, Bauen mit recycelbarem Material: 
Die Stadt Trier ist mit ihrer Tochtergesellschaft SWT-AöR auf dem besten Weg in die Zukunft – und reduziert dabei ihren Energieverbrauch drastisch.

Schon lange hatten die Stadtwerke Trier, die SWT, nach einer Immobilie oder einem Grundstück gesucht, um ihre technischen Betriebe aus der Altstadt auszulagern. „Als wir dieses Gelände gefunden haben, wussten wir: Das passt“, so Reinert. Vor allem, weil das Gebiet genau neben dem Hauptklärwerk liegt, ebenfalls ein ökologisches Vorzeigeprojekt: Es arbeitet nicht nur seit 2017 vollständig CO2-neutral, sondern erzeugt mehr Energie als es verbraucht. Dafür sorgen zwei Blockheizkraftwerke, Fotovoltaikanlagen auf allen Dächern sowie eine eigene Wasserkraftanlage. „Mit dem Strom können wir das Rechenzentrum, das als einziges Gebäude im neuen Gewerbepark schon in Betrieb ist, versorgen.“ Sowohl für das Rechenzentrum als auch für die anderen Gebäude wird später Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen: „Energieerzeugung und -bedarf wird durch ein künstliches neuronales Netz so optimiert, dass wirklich nur so viel Energie genutzt wird, wie absolut notwendig ist.“
 


Noch in diesem Jahr sollen die großen Abteilungen der Stadtverwaltung in die Hallen auf dem 43.000 Quadratmeter-Areal einziehen, Lagerhallen und städtische Werkstätten, der Fuhrpark und der Einkauf. Bis Ende 2021 werden hier 450 Beschäftigte arbeiten. „Wir hätten natürlich auch abreißen und neu bauen können, aber wir haben uns dagegen entschieden. Von der ökologischen Bilanz her ist es so gut wie immer besser, alten Bestand weiter zu nutzen.“ 

Gebaut wird mit natürlichen Rohstoffen wie Holz, das aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern kommt. Andere Materialien wie die grünen Fassadenplatten, die durch eine Hintergrundbelüftung die Energieeffizienz im Gebäude unterstützen, sind später wiederverwendbar: „Uns ist es wichtig, den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes zu betrachten.“  

Für den „Betriebshof der Zukunft“ wird auch das so genannte BIM eingesetzt, die Abkürzung steht für „Building Information Modeling“: Ein Gebäude wird als Modell am Computer nachgebildet, alle Informationen etwa zu Materialien, Preisen, Energieverbrauch und Baufortschritt werden dort hinterlegt und ständig aktualisiert. So haben alle Beteiligten jederzeit den vollständigen Überblick über das Projekt, und das im Idealfall über die gesamte Lebenszeit des Bauwerks. Ein zukunftsweisendes Projekt – und nicht das einzige, an dem die Stadtwerke Trier im Moment arbeiten. 

Straßenlampen können multi­funktional eingesetzt werden: Es gibt sie überall und in regel­mäßigen Abständen, und sie sind mit Strom ausgestattet

Christian Rauen
Projektleiter "Straßenbeleuchtung", Stadtwerke Trier

An der Finanzierung der Öko-Projekte ist die ISB über die Kommunalfinanzierung beteiligt. Dazu zählt auch die Erneuerung der Beleuchtung – derzeit werden nach und nach alle 14.500 Straßenlampen der Stadt ausgetauscht. Einerseits waren sie ohnehin veraltet, andererseits sind die neuen LEDs wesentlich stromsparender als ihre Vorgänger. Und können zudem viel mehr: Wird gerade Licht gebraucht? Sind Fußgänger unterwegs? Gibt es überhaupt Bewegung? Das sind Fragen, die viele Straßenlampen mittlerweile selbst beantworten können. „Wir versehen jede Laterne mit einem Sensor“, erklärt Projektleiter Christian Rauen. Eine Lampe kann dann so programmiert werden, dass sie heller wird, wenn jemand unterwegs ist, und wieder dunkler, wenn nichts los ist. Weil jede LED digital über ein zentrales Datenmanagementsystem erfasst wird, können die Verantwortlichen sie per Computer steuern, dimmen und überwachen.

„Wir erkennen nicht nur, ob eine Leuchte funktioniert oder nicht, sondern auch, wo ein mögliches Problem ist – ob es beispielsweise die Stromzufuhr ist oder das Leuchtmittel selbst.“ Die Zeiten, in denen Mitarbeiter nachts durch die Straßen fahren mussten, um defekte Lampen zu finden, sind damit vorbei. „Weil wir alle Informationen digital bekommen, können unsere Monteure gezielt losfahren für Reparaturen.“ Auch das spart viele Fahrten und Kosten ein. 

Wenn die neuen Leuchtmittel vollständig ausgetauscht sind, wird die Stadt Trier etwa zwei Drittel der Energiemenge von 2016 einsparen, der Rest wird regenerativ erzeugt. Zugleich bieten die neuen Lampen viele weitere Vorteile für die Zukunft. „Straßenlampen können multifunktional eingesetzt werden: Es gibt sie überall und in regelmäßigen Abständen, sie sind mit Strom ausgestattet, haben am Mast Platz für weitere Leistungen, und sie sind ausreichend hoch“, erklärt Rauen. So werden sie jetzt ebenfalls mit Schnittstellen versehen, an die später verschiedene Sensoren angeschlossen werden können – etwa zur Verkehrsüberwachung, für die Parkplatzsuche, für CO2-Messungen. Schon jetzt wurden mehrere Masten mit WLAN-Zugangspunkten ausgestattet, so kann Trier flächendeckend kabelloses Internet in der Innenstadt anbieten. Außerdem wurden schon Laternenmasten durch Ladesäulen für Elektrofahrzeuge erweitert, auch dies könnte in Zukunft deutlich ausgebaut werden und wäre für Trier ein weiterer Schritt in die richtige Richtung – auf dem Weg hin zur energieneu­tralen Stadt.